01.07.2020

Nothelfer bei Futtermangel

Was tun, wenn das Futter knapp wird? Der Anbau von Sommerzwischenfrüchten zur Futternutzung kann helfen, Aufwuchslücken im Grünland auszugleichen. Hier einige Tipps zur Kulturführung.

Futtermangel aufgrund von Trockenheit ist in vielen Grünlandregionen ein wiederholt auftretendes Problem. 2018 und 2019 kam es vielerorts zu Ertragseinbußen bis hin zu Totalausfällen. Auch heuer müssen viele Grünlandbauern hoffen, dass sich die Verluste nach dem mageren ersten Schnitt im weiteren Vegetationsverlauf noch ausgleichen.

Futternutzung und weitere Vorteile

Einen Ausweg aus der Misere bietet der Anbau von Sommerzwischenfrüchten. Bei guter Planung lässt sich damit ein hoher Futterertrag erwirtschaften.Zudem kann
Wirtschaftsdünger effizient genutzt werden. Bei Flächenknappheit lassen sich dazu möglicherweise auch Vereinbarungen mit Ackerbaubetrieben treffen. Auch
kommen bedeckte Böden besser mit Trockenheit und Starkniederschlägen zurecht. Und mit der Zwischenfrucht kann man auch die ÖPUL-Vorgaben bei den Begrünungsmaßnahmen erfüllen.

Kreuzblütler, Gräser und Leguminosen

Die Wahl der Kulturarten für den Zwischenfruchtanbau muss deren jeweiligenAnsprüche und angestrebte Nutzung berücksichtigen. Ebenfalls, ob letztere nur im Herbst erfolgen soll oder überjährig auch im nächsten zeitigen Frühjahr. Auch ist darauf achten, dass Kulturarten der Zwischenfrucht
nicht schon als Hauptkultur verwendet wurden. Vorteilhaft zur Futternutzung sind meist Kombinationen aus Gräsern und Leguminosen.

Gräser haben meist einen höheren Wasserbedarf (mit Ausnahme von Mais und Hirse). Je mehr Gräser in derMischung, desto besser ist die Silierbarkeit des Gemenges. Zur Silagenutzung bieten sich Raygräser und Sudangras an, bis zu einem gewissen Ausmaß auch Hafer, doch ist hier zu beachten, dass ein Befall mit Haferkronenrost möglich ist. Beim Einsatz von Gräsern ist weiter zu berücksichtigen, dass sie in den Folgekulturen leicht zum „Unkraut“ werden können. Meist ist zum Umbruch eher der Pflug als der Grubber das geeignete Verfahren.

Leguminosen Bei den einjährigen Leguminosen stehen großkörnige Futtererbsen oder Sommerwickenund kleinkörniger Alexandriner- oder Perserklee zur Verfügung. Großkörnige Leguminosen haben einen höheren Keimwasserbedarf und müssen tiefer gesät werden. Die Aussaat einer Mischung von klein- und großkörnigen Leguminosen gestaltet sich eher schwierig,da man meist einen Kompromiss eingehen muss.
Kleinkörnige Leguminosen vertragen eine Schnittnutzung gut, was einen Reinigungsschnitt ermöglicht.

Kreuzblütler Für die Nutzung als Futterzwischenfrucht sind Sommer- und Winterraps sowie Rübsen interessant, da sie sehr rasch, auch unter trockenen
Bedingungen keimen. Allerdings leidet die Silierbarkeitdurch den hohen Wassergehalt, weshalb Kreuzblütler nur für Grünnutzung empfohlen werden. Bei früher Saat kann Sommerraps zudem bald blühen.

Platterbsen sind zwar sehr trockenheitsverträglich, eignen sich aber nicht für eine Futternutzung.

Klee Mehrjährigen Rotklee oder Luzerne zu säen ist nur dann sinnvoll, wenn diese überjährig genutzt werden. Wegen der langsamen Jugendentwicklung steht das volle Ertragspotenzial erst im Folgejahr zur Verfügung.

Für jeden Einsatzzweck

Die heimische Saatgutwirtschaft bietet eine Vielzahl an vorkonfektionierten Mischungen an, die bereits auf bestimmte Einsatzzwecke optimiert sind.

  • Ein Klassiker ist das LANDSBERGER GEMENGE. Dabei handelt es sich um eine anpassungsfähige, überjährige Mischung aus Italienischem Raygras, Inkarnatklee und Winterwicke, die hohe Erträge bringen kann. Möglich sind bis zu zwei Schnitte im Herbst sowie eine Frühjahrsnutzung mit noch gutem Ertrag. Es ist spätsaatverträglich und hat gute Vorfruchteigenschaften. Auch ist die Nachsaat von Silomais möglich. Gut geeignet ist es auch als Gründüngung (für ÖPUL-Varianten 2, 3, 4). Das Landsberger Gemenge ist auch in Bioqualität erhältlich.
  •  Verzichtet man auf die Wicke, so erhält man ebenfalls ertragreiche Kleegrasmischungen, etwa aus Inkarnatklee, Bastardraygras und Einjährigem Raygras (wie FUTTERPROFI EI), die von den Saatgutkosten her günstiger liegt als das Landsberger Gemenge. Die Mischung liefert in Gunstlagen auch nach Wintergetreide noch zwei Schnitte und kann im Frühjahr darauf noch genutzt werden.

 

  •  Ist eine solche Frühjahrsnutzung nicht gewollt, sind einsömmerige Kleegrasmischungen angeraten. Den Leguminosenanteil bilden hier Alexandrinerund/ oder Perserklee, als Gräserkomponenten kommen wiederum Raygräser zum Einsatz (wie FUTTERPROFI EK). Diese Kleegrasmischungen ermöglichen nach Wintergetreide noch bis zu zwei Nutzungen im Herbst und fördern zudem die Stickstoffnachlieferung und Bodengare.
  •  In feuchteren Lagen kann man auch auf einzelne Gräser als Zwischenfrucht setzen. Geeignet dafür: einjährige Raygräser. Aufgrund ihrer Raschwüchsigkeit sind bei Gräsern auch nach Getreide bis zum Winter noch zwei bis drei Schnitte möglich. Allerdings bedarf es dazu ausreichender Niederschläge und einer intensiven Bestandesführung mit bis zu 50 kg/ha N, um sich gut silieren zu lassen.
  • Zielt man auf eiweißreiches Futter ohne Gräseranteil ab, dann sind dafür Leguminosengemenge die richtige Wahl Wahl. Mischungspartner sind hier Sommerwicke, Futtererbsen (Peluschke), Sojabohne, Ackerbohne und Mais (wie LEGUMIX). Diese Gemenge liefern große Massen an Futter zur Frischfütterung. Will man den Aufwuchs silieren, muss er zuvor gut abtrocknen. Um den Energiegehalt und die Silierbarkeit zu erhöhen, kann Sudangras beigemengt werden. Bei rechtzeitiger Aussaat nach der Getreideernte binden die Leguminosengemenge auch viel Stickstoff. Ein Vorteil ist das sichere Abfrosten. In der ÖPUL-Begrünungsmaßnahme eigenen sich Leguminosengemenge für die Varianten 3, 4 und 5.

 

 

 

Michael TRAXL
Produktmanagement Grünland
SAATBAU LINZ