14.08.2015

Erfolgreiche Nachsaat im Grünland

Die Nachsaat von nutzungsangepassten Mischungen ist ein Erfolgskriterium. Nährstoffversorgung, sowie Zeitpunkt und Nachsaattechnik von Mischungen müssen an neueste Erkenntnisse angepasst werden.

Ein optimaler Bestand im ertragsbetonten Grünland setzt sich zusammen aus 60 bis 70 % wertvoller Futtergräser, 10 bis 30 % Klee und 10 bis 20 % Futterkräuter. Heute ist vor allem der hohe Anteil an Gemeiner Rispe ein gravierendes Problem für die Ertragsbildung, die Schmackhaftigkeit und die Silagequalität, besonders der Sommeraufwüchse. Versuche der letzten Jahre haben das Ertragspotenzial von Dauergrünland aufgezeigt, wenn mit konsequenter Nachsaat der Anteil von Knaulgras, Engl. Raygras, Timothe und Wiesenrispe erhöht und die Gemeine Rispe zurückgedrängt wird. Erträge von 9 bis über 10 t/ha Trockenmasse sowie Rohproteingehalte von 17 bis 18 % werden dann von einem nutzungsangepassten 4-Schnitt-Bestand im Durchschnitt der Jahre erbracht.

Neben der Nachsaat ist dazu die entzugsorientierte Nährstoffversorgung eine Grundvoraussetzung. Das heißt: Regelmäßige Kalkung alle 3 bis 4 Jahre mit 1.600 bis 1.900 kg Kohlensaurer Kalk/ha; eine Phosphorversorgung von mindestens  34 mg P/kg Boden, sowie 40 bis 50 kg N/ha und Schnitt auf den Boden, also direkt zu den Wurzeln der Futtergräser. Stickstoff ist entscheidend für die Massebildung der Futtergräser und damit für die Regenerationsfähigkeit, für die Konkurrenzstärke und für das Zurückdrängen der Gemeinen Rispe bzw. auch von Rotschwingel auf zur Trockenheit neigenden Böden.

NACHSAAT ALS ERFOLGSSTRATEGIE

Die Nachsaat in ihren verschiedenen Varianten ist heute ein elementarer Bestandteil in der ertragsbetonten Grünlandbewirtschaftung. Wirtschaftsgrünland, das viermal und öfters genutzt wird, muss regelmäßig mit einer nutzungsangepassten Mischung nachgesät werden! Die Investition in Qualitätssaatgut und entsprechender Nachsaattechnik rechnet sich mittelfristig jedenfalls, denn mit Düngung alleine wird es kaum möglich sein, ein leistungsfähiges Gräsergerüst zu etablieren und zu erhalten.

Als optimaler Nachsaatzeitpunkt hat sich der Zeitraum August bis Anfang September bewährt. Hier lässt die Konkurrenzkraft der Altnarbe etwas nach, und die Nachsaat kann sich daher sehr gut etablieren!  Nachsaat im Frühjahr hat nur im Zuge des Abschleppens von Scherhaufen Sinn, allerdings sollten diese Flächen in Folge frühzeitig siliert werden, um den jungen Pflanzen eine Chance zu geben.

Für die Nachsaat sollten nur Striegel mit 12 bzw. 10 mm starken gekröpften Zinken zum Einsatz kommen. Die Technik ist ausgereift, die Einstellungsmöglichkeiten sind vielfältig. APV, Einböck und Güttler haben sich in den Versuchen der Landwirtschaftskammer und in der Praxis bewährt.

PERIODISCHE NACHSAAT

Die Periodische Nachsaat ist das regelmäßige Ausbringen von geringen Mengen (8 bis 10 kg/ha) einer geeigneten Nachsaatmischung alle 2 Jahre. Diese Variante der Nachsaat ist heute als Standardmaßnahme in der Grünlandwirtschaft zu sehen. Sie soll wie selbstverständlich in die Bewirtschaftung eingebunden werden: mähen – silieren – nachsäen – Gülle ausbringen. Und zwar nach dem vorletzten Schnitt (3. bzw. 4. Schnitt).

Damit werden Knaulgras, Engl. Raygras, Timothe und Wiesenrispe – also die wesentlichsten Ertragsbringer – kontinuierlich über die Jahre in den Bestand eingebracht. Die Nachsaat kann sich bis in den Herbst ausreichend entwickeln. Wichtig ist: Die nachgesäten Flächen im kommenden Frühjahr wirklich frühzeitig silieren, keinesfalls heuen.

NACHSAAT ALS SANIERUNG

Wenn die Gemeine Rispe bereits dominiert und speziell im Sommer den Boden flächig mit einem dichten Filz abdeckt, dann ist eine Sanierung zu planen. Nachsaat als Sanierung ist immer als Projekt für spezielle abgegrenzte Problemflächen zu verstehen. Hierbei wird mit scharf eingestellten Starkzinkenstriegeln die Gemeine Rispe gezielt ausgerissen, während die vorhandenen wertvollen Futtergräser erhalten bleiben.

Es wird bei trockenen Verhältnissen der Bestand zweimal über Kreuz gestriegelt, zwischendurch und nach dem zweiten Durchgang das ausgerissene Material geschadet und abgeführt.

Als Abschluss wird die Nachsaatmischung in einer Saatstärke von 30 kg/ha mit dem Striegel ausgebracht und angewalzt.

Der folgende letzte Aufwuchs des Jahres wird nicht gedüngt! Gegebenenfalls muss nach 4 bis 5 Wochen der Altbestand gemäht werden, um der auflaufenden Nachsaatmischung ausreichend Licht und Standraum zu geben. Im kommenden Frühjahr wird wie üblich gedüngt, allerdings möglichst nicht abgeschleppt oder gestriegelt.

 

DI Peter FRÜHWIRTH
Abt. Pflanzenproduktion
Landwirtschaftskammer Oberösterreich