02.02.2021

Teilflächenspezifische Aussaat von Mais

Teilflächenspezifische Bestandesführung in den Bereichen Aussaat, Düngung und Pflanzenschutz sind Themenbereiche, die uns in den letzten Jahren unter dem Überbegriff der Digitalisierung immer stärker beschäftigt haben. Wichtigstes Ziel dieser Technologien ist, die Verknüpfung verschiedener Informationen und Akteure sowie Betriebs- und Pflanzenschutzmittel effizienter und umweltschonender einzusetzen und in monetäre Mehrerträge für die Landwirte umzusetzen.

2018 begannen wir Versuche zur teilflächenspezifischen Aussaat von Mais anzulegen. Das Wachstum der Maispflanzen korreliert eng mit den Bodennährstoff- und Bodenwassergehalten, weshalb von uns zu allen Sorten Saatstärkeempfehlungen je nach Region, Bodenbeschaffenheit und Wasserversorgung abgegeben werden. Da die Maispflanze über die verschiedenen Ertragskomponenten wie Pflanzenanzahl, Kornzahl pro Kolben und TKG unterschiedliche Umweltbedingungen ausgleichen kann, ist die empfohlene Saatstärke immer ein Produkt aus Ausschöpfung des Ertragspotenzials, Trockenheitstoleranz, Standfestigkeit und Saatgutkosten.

Die Bodenbeschaffenheit eines Feldes ist selten homogen, bessere Wasserversorgung auf Teilen des Feldes kann höhere Saatstärken in deutliche Mehrerträge umsetzen. Niedrigere Saatstärken auf sehr trockenen Teilen des Feldes verbessern die Stresstoleranz und Trockenheitsverträglichkeit des Maisbestandes.
Teilflächenspezifische Aussaat bei Mais ermöglicht deutlich differenzierte Bestandesdichten auf ein und demselben Feld, präzise ausgerichtet auf die Nährstoffversorgung, die Bodenbeschaffenheit und vor allem im Trockengebiet auf die Wasserspeicherfähigkeit (nutzbare Feldkapazität) der jeweiligen Feldstückszonen.

Versuchsstandorte

Auf zwei Standorten in Niederösterreich laufen die Versuche bereits mehrjährig während in Zusammenarbeit mit dem Josephinum Research innerhalb der Innovation Farm ab dem Jahr 2020 vier neue Versuchsstandorte dazugekommen sind.
Die neuen Versuchsstandorte im Rahmen der Innovation Farm verteilen sich wie folgt:

  1. Körnermais früh (SY CALO – FAO 250) in Hörsching bei Linz beim Betrieb Nöbauer
  2. Körnermais mittelfrüh (DKC 3939 – ARNO® – FAO ca. 330) in Wieselburg im Rahmen der Versuchstätigkeit des Josephinum Research Wieselburg
  3. Bio-Körnermais (DANUBIO – FAO 270) in Weiden am See im Burgenland beim Betrieb Fuhrmann
  4. Silomais mittelfrüh (FILMENO – FAO ca. 290) in Waldhers im nördlichen Waldviertel beim Betrieb Hummel KG

In den Auswertungen werden hier die Versuche Körnermais spät präsentiert (FAO 390–420) da bereits mehrjährige Ergebnisse aus den Jahren 2018–2020 mit sehr unterschiedlichen Witterungsverhältnissen vorliegen. Die Standorte befinden sich im Trockengebiet Niederösterreichs, in der Region Hollabrunn mit der Weinland Agrar GmbH (DI Patrick NOZ) in Guntersdorf und in der Region Neulengbach mit dem Betrieb Diesmayr in Umsee bei Neulengbach.Auf den Flächen dieser beiden Betriebe wurden, beginnend mit 2018, auf verschiedenen, möglichst inhomogenen Standorten Versuche mit den Maissorten ARNAUTO® – DKC 4541 (FAO 390), ALBERTO® – DKC 4621 (FAO 410) und ABSOLUTO® – DKC 5065 (FAO 420) angelegt. Bei der Sortenwahl wurden für diese Versuche vor allem Sorten aus unserem Programm gewählt, die die Klimafit-Auszeichnung tragen, d.h. unsere umweltstabilsten Sorten mit guter Stresstoleranz und überdurchschnittlichen Ertragsleistungen selbst unter widrigen Bedingungen, v.a. bei Hitze und Trockenheit aber auch übermäßigen Niederschlägen.

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Versuchsanlage

Die Parzellen mit teilflächenspezifischer Saatstärke (anhand der Werte aus den Applikationskarten) werden mit Parzellen mit fixen Bestandesdichten über die gesamte Vegetation verglichen, beobachtet und schlussendlich im Herbst ertraglich ausgewertet. Voraussetzung ist, auf den zu vergleichenden Parzellen sowohl in der teilflächenspezifischen als auch in der Variante mit fixer Saatstärke, immer die gleiche Gesamtmenge an Saatgut pro Hektar zu verwenden.
Dadurch werden die Saatgutkosten für den Landwirt konstant gehalten und die Wirtschaftlichkeit kann über die Ertragsauswirkung beurteilt werden.

Die Saatgutmenge pro Hektar wird nur innerhalb der teilflächenspezifischen Parzelle anhand der Applikationskarten variiert und damit dem Ertragsvermögen der Teilfläche angepasst. Die Versuchsvarianten wurden je nach Jahr und Standort mit bis zu sechs Wiederholungen auf demselben Feld angelegt, wobei immer die teilflächenspezifische Variante mit einer unmittelbar daneben liegenden fixen Variante verglichen wurde. Ziel der Versuche ist es zu analysieren, wie sich der Gesamtertrag entwickelt, aber auch, wie der Bestand in den unterschiedlichen Ertragszonen des Feldes auf die differenzierte Saatstärke reagiert. Voraussetzung zur Umsetzung am Feld ist das Vorhandensein entsprechender Sätechnik mit elektrisch angetriebenen Vereinzelungselementen, die eine variable Aussaat ermöglichen.
Die Anlage der Versuche erfolgte mit einer Väderstad Tempo, auf den Standorten Hörsching und Wieselburg dankenswerterweise durch den Lohnunternehmer Steinwendner aus Thalheim bei Wels, in Guntersdorf durch den Lohnunternehmer Bogner aus Etzersdorf und in Weiden und Waldhers mit betriebseigenen Maschinen. Auf dem Standort Neulengbach wurde eine Accord Optima e-Drive verwendet.

Erstellung der Applikationskarten

Die Applikationskarten sind Relativkarten und zeigen das relative Ertragspotenzial der Teilflächen zum Durchschnitt des jeweiligen Feldstücks. Diese Karten können entweder nur aus ein- oder mehrjährigen Satellitendaten (Sentinel 2-Satelliten der ESA), wie am Betrieb Diesmayr, oder aus verschiedenen Quellen heraus im Map overlay Verfahren (= Kartenerstellung anhand von Bodenkarten, Vegetationsdaten und Biomassekarten von Sentinel 2 Satelliten, Ertragskarten der Vorjahre, Daten von Bodensensoren…), wie bei der Weinland Agrar erstellt werden. Bei den Versuchen im Rahmen der Innovation Farm wurden Aussaatkarten des Anbieters geo – konzept verwendet.

Je nach Heterogenität des Feldes wird meist in drei bis fünf unterschiedliche Ertragszonen unterteilt und die Saatstärke, ausgehend von einer Basissaatstärke auf den besseren Zonen, entsprechend erhöht, bzw. auf den schwächeren Zonen abgesenkt.

Die Kompetenz der Kartenanbieter in Zusammenarbeit mit dem Landwirt liegt darin, aus der Datenflut Signalwerte und Basisdaten herauszufiltern und darauf aufbauend die richtigen Entscheidungen zur Erstellung der Applikationskarten zu treffen.

Wenn wir die Aussaatkarte des Maisversuchs 2019 bei der Weinland Agrar (Bild Aussaatkarte Mais 2019) mit dem Luftbild des auf den Maisversuch folgenden Weizenbestands aus dem Mai 2020 vergleichen (Bild Weizenbestand gleiches Feld Mai 2020) wird ersichtlich, dass bei der Kartenerstellung sehr genau das jeweilige Potenzial der Zonen erfasst wurde.

Versuche, Vegetationsverlauf und Ergebnisse

Standort Guntersdorf – Weinland Agrar GmbH: Die Anlage der Versuche erfolgte im Jahr 2018 mit einer fixen Saatstärke von 75.000 Korn und einer variablen von 60.000–90.000 Korn, die im Durchschnitt wieder 75.000 Korn/ha ergibt. Im Jahr 2019 wurde die gleiche Versuchsanlage aufgrund der Trockenheit 2018 um eine zweite Variante mit fix 65.000 Korn und im Vergleich dazu variabel mit 60.000–90.000 Korn ergänzt und auf ein zweites Feld ausgedehnt. 2020 wurde die fixe Saatstärke immer an das ausgesäte Mittel der unmittelbar daneben befindlichen teilflächenspezifischen Parzelle (Schwankung 52.500–90.000 Korn) angepasst. Dieser Versuch befand sich am selben Versuchsfeld wie 2018. In allen drei Versuchsjahren wurde die Sorte ARNAUTO® (FAO 390) ausgesät. 2018 war sehr trocken während 2019 und 2020 durch ausreichende Niederschläge sehr gute Maisjahre waren.

Standort Neulengbach: Die Anlage des Versuchs am Betrieb Diesmayr erfolgte 2019 und 2020 am selben Feld, indem je nach Bodenbonität fixe Aussaatstärken von 73, 74, 79, 83, 85 und 87.000 Korn variablen Aussaatstärken mit einer Varianz von 71.000–90.000 Korn gegenübergestellt wurden. In den zu vergleichenden fixen und variablen Varianten wurden aber auch auf diesem Standort immer die jeweils gleiche Gesamtmenge an Saatgut pro Hektar verwendet. Sowohl 2019 als auch 2020 waren gute Maisjahre mit ausreichenden Niederschlägen.

Auffällig ist, dass in den unterschiedlichen Versuchen die relativen Mehrerträge zwar zwischen den Jahren und Standorten schwankten (+2,6 % bis +5,3 %), die absoluten Mehrerträge sich aber bei gleichen Saatgutkosten immer in einem Bereich von 300–530 kg/ha bewegten.

Die vier Versuche (2 x KM, 1 x Bio-KM und 1 x SM) im Rahmen der Innovation Farm werden 2021 fortgeführt und die Versuchsergebnisse erst Ende 2021, wenn zumindest zweijährige Ergebnisse vor-liegen, präsentiert. Soviel sei aber schon verraten, der Mehrertrag beim Bio-Körnermaisversuch war 2020 mit +9 % wider Erwarten sehr hoch.

Teilflächenspezifische Aussaat bei Mais (Anbau 2020)

Teilflächenspezifische Aussaat bei Mais (Ernte 2019)

Fazit

Vieles deutet darauf hin, dass die Digitalisierung in der Landwirtschaft erst am Beginn steht und immer schneller voranschreitet. Viele dieser Innovationen sind beeindruckend, aber nicht alles was technisch möglich ist, ist auch wirtschaftlich sinnvoll. Letztlich müssen sich diese neuen Technologien rechnen, ansonsten ergeben sie keinen Zusatznutzen – nicht die Technologie, sondern der Vorteil für Sie als Landwirt muss im Zentrum stehen.

Mehrerträgen durch die teilflächenspezifische Anpassung der Saatstärke (bei gleichen Saatgutkosten) stehen erhebliche Investitionen in Technik und Arbeitszeit gegenüber, daher stellen wir mit unseren Versuchen Daten zur Reaktion der Sorten und zur Wirtschaftlichkeit der jeweiligen Maßnahme zur Verfügung.

Viel Erfolg im Maisanbau 2021!

Albert MÜLLNER
Fachberatung Pflanzenbau
SAATBAU LINZ