21.10.2020

Raps - Bestandesführung Herbst 2020

Der Rapsanbau 2020 ist in Österreich großteils optimal verlaufen. Mit der Auswahl der richtigen Sorte und optimaler Bestandesführung legen Sie den Grundstein für maximales Ertragspotenzial.

Für viele Pflanzen gibt es einen idealen Witterungsverlauf, der zur Ernte in hohen Erträgen resultiert. Die geänderten Klimabedingungen der letzten Jahre stellen auch für den Rapsanbau eine Herausforderung dar. Insbesondere eine starke Frühjahrstrockenheit führt auf trockenen Standorten zu empfindlichen Ertragseinbußen und zeigt auf, wie wichtig eine optimale Herbstentwicklung für Ertrag und Ertragssicherheit ist. Eine tiefe Bodenbearbeitung und exakte Aussaat muss durch geeignete Düngungs-, Unkraut- sowie Schädlingsbekämpfungsmaßnahmen bzw. einem – der Witterung und Bestandesentwicklung angepassten Fungizideinsatz abgesichert werden.

Düngung und Spurenelemente – Raps richtig düngen

Die Grunddüngung wird idealerweise schon zur Grundbodenbearbeitung gegeben und eingemischt. Eine Gabe zur Aussaat oder danach ist möglich. Achten Sie bei der Kalidüngung auf trockene Bestände!

Wenn den Anforderungen des Raps entsprechend tief gelockert wurde (egal ob mit Pflug oder Grubber) ist von einer guten Wurzelentwicklung der Rapsbestände auszugehen.

Der Stickstoffbedarf bei Winterraps liegt bei ca. 50 kg Rein-N pro Tonne Ertragserwartung. Dieser Bedarf muss in Summe aus Herbstaufnahme, Nmin im Frühjahr, Nachlieferung aus dem Boden und Zufuhr über Mineraldünger oder organische Düngung gedeckt werden. Wenn sich Raps schon deutlich vor Ende Oktober blaurot färbt und damit Nährstoffmangel zeigt, setzt er weniger Verzweigungen, weniger Knospen und Schoten an und Sie verzichten damit auf Ertrag. Aber Achtung – für die blaurote Färbung ist Stickstoffmangel nur eine mögliche Ursache, eine Anthocyanfärbung wird auch durch tiefe Temperaturen hervorgerufen.

Ein idealer Rapsbestand mit 10–12 Blättern und ca. 10 mm Wurzelhalsdurchmesser kann bis zu 100 kg N/ha und darüber bereits im Herbst aufnehmen und bis ins Frühjahr konservieren. Somit braucht Raps je nach Bodengüte, Vorfrucht, Stroheinarbeitung oder -abfuhr und langjähriger organischer Düngung eine Düngung von ca. 30–50 kg N/ha im Herbst. Der Zeitpunkt und die Menge der Düngung richtet sich nach der Entwicklung und dem Saatzeitpunkt. Während bei früh gesätem Raps (v.a. Hybridraps) zugewartet werden kann, um ein Überwachsen zu vermeiden, ist später (bzw. zu spät) gesäter Raps unmittelbar zur Saat mit Dünger zu versorgen.

Der Spurenelementbedarf bei Raps liegt bei ca. 600 g/ha Bor, ca. 1.700 g/ha Mangan und ca. 5–12 g/ha Molybdän (Quelle: Yara GmbH & Co KG)

Bor als das wichtigste Spurenelement im Rapsanbau wird vor allem bei Trockenheit und hohen pH-Werten festgelegt. Aus diesem Grund empfehlen wir im Herbst eine einmalige Zugabe von 150 g/ha. Es ist darauf zu achten, dass manche Borprodukte den pH-Wert in der Spritzbrühe stark anheben und damit eine volle Wirksamkeit von Insektiziden nicht mehr gewährleistet ist. Um das zu verhindern ist es entscheidend, den pH-Wert z. B. durch Zugabe von Zitronensäure wieder abzusenken.

Deutlich niedriger als der Bedarf bei Bor ist der Bedarf an Molybdän. Als essenzieller Pflanzennährstoff ist Molybdän an wichtigen Stoffwechselvorgängen in der Pflanze beteiligt. Molybdän nimmt unter den Mikronährstoffen eine gewisse Sonderstellung ein. Die Aufnahme durch die Pflanzen ist mit den oben genannten 5–12 g/ha außerordentlich gering. Anders als bei Bor, Kupfer, Mangan und Zink erhöht sich mit steigendem pH-Wert die Verfügbarkeit (Kalkung). Molybdän nimmt in der Rapspflanze eine wichtige Stellung in der Stickstoffverwertung ein und ist an der Proteinbildung beteiligt. Ein Mangel kann zu Nitratanreicherungen und Deformationen in den Blättern führen. Bor und Molybdän haben auch Einfluss auf die Pollenfertilität und Pollenbildung. Ein Mangel an diesen Spurenelementen verursacht Befruchtungsstörungen und wirkt sich negativ auf das Rapswachstum aus.

Die direkt am Saatkorn aufgebrachte Menge Molybdän (Opticare Beizung bei den Hybriden ARTEMIS, DK EXPRESSION, DK EXPEDIENT, ANGELICO, der Kohlhernie resistenten Hybride SY ALIBABA und der Liniensorte RANDY) sichert die ausreichende Versorgung der jungen Rapspflanze im Herbst gerade unter ungünstigen Witterungs- oder Bodenverhältnissen. Somit ist im Herbst keine zusätzliche Düngung notwendig.

Ist vor der Saat keine Kalkung erfolgt, besteht mit Kalkstickstoff ab dem 4-Blattstadium die Möglichkeit, den pH-Wert zu erhöhen. Gleichzeitig verringert Kalkstickstoff durch die spezielle N-Form Cyanamid den Unkraut- und Schädlingsdruck. Auf gut abgetrocknete Rapspflanzen bei der Anwendung ist zu achten!

In jedem Fall sind natürlich die Richtlinien der sachgerechten Düngung, etwaige Düngungsverbote und die Verbotszeiträume zu beachten.

Krankheiten und Wuchsregulierung – Bestandesführung im Herbst optimieren

Alle Maßnahmen mit Fungiziden im Herbst haben einerseits das Ziel, ein Überwachsen der Bestände (Abheben des Vegetationskegels und Sprossstreckung) zu verhindern. Eine Sprossstreckung vor dem Winter erhöht das Auswinterungsrisiko, mindert die Verzweigungsleistung und schränkt den Tiefgang der Rapswurzel ein. Andererseits verringern Fungizide Infektionen mit Wurzelhals- und Stängelfäule (Phoma lingam).

Der Erreger von Phoma lingam verursacht graue Flecken auf Blättern und Stängeln auf denen sich punktförmige, schwarze Sporenbehälter, die Pyknidien ausbilden. Diese enthalten infektionsfähige Pyknosporen, die sich vor allem über Wind und Regen verbreiten. Innerhalb der Pflanze ist der Pilz in der Lage, sich von der Blattspreite über den Blattstiel in Richtung Stängel und Wurzelhals auszubreiten und dort Vermorschungen hervorzurufen. Besonders frühe Infektionen rufen bei jungen Rapspflanzen ein höheres Schadpotenzial hervor. Es kommt nun darauf an, rasch Zeitpunkt, Mittel und Aufwandsmenge einer fungiziden Behandlung zu ermitteln. Bekämpfungsmöglichkeiten im Frühjahr sind nur mehr in eingeschränktem Umfang möglich.

Fungizide unterscheiden sich hinsichtlich ihres Wirkungsspektrums primär nach wachstumsregulatorischer Wirkung, oder verstärkt fungiziden Effekten. Die Wahl des Produktes hängt von der Anfälligkeit der Sorte, der Anbauhäufigkeit des Rapses in der Fruchtfolge, der Herbstwitterung und dem bisherigen Befall bzw. von der bisherigen vegetativen Entwicklung des Rapses ab. In sehr früh gesäten, dichten Beständen sollte die Anwendung bereits ab dem 4-Blattstadium erfolgen.

Allgemein ist die Wirtschaftlichkeit (nach Abzug der Kosten) fungizider Maßnahmen im Herbst zumeist höher als im Frühjahr. Herbst 65 %, Frühjahr 45 %, Blüte 85 % (Quelle: LfL Bayern; 5 Versuche 2015).

Im Endeffekt liegt der Schwerpunkt der Fungizidmaßnahmen in der Absicherung der Winterfestigkeit, während die Sortenwahl die sicherste Maßnahme gegen Phoma bleibt und das Befallsrisiko deutlich senkt. In den Einstufungen der AGES sind mit Note 3 und 4 ANGELICO und ARTEMIS um 2–3 Noten besser eingestuft als vergleichbare Sorten mit der Anfälligkeitsnote 6.

Das Wasserrübenvergilbungsvirus (Turnip yellows virus – TuYV) – gehört in die gleiche Virusfamilie wie das Gerstengelbverzwergungsvirus. Es ist in den Leitbahnen der Pflanze lokalisiert und hat einen sehr großen Wirtspflanzenkreis, der mehrere Pflanzenfamilien umfasst.

Neben Raps werden von den Brassicaceae u. a. auch Rübsen, Ölrettich, Senfarten und Kohlgemüsearten infiziert. Das Virus wird ausschließlich durch verschiedene Blattlausarten übertragen. Von ihnen ist die Grüne Pfirsichblattlaus (Myzus persicae) der effektivste Überträger.

Mehr oder weniger stark ausgeprägte violette Verfärbungen an den Blatträndern und -spitzen im Herbst verstärken sich bis ins Frühjahr zur Rotfärbung. Blattverfärbungen haben häufig auch andere Ursachen wie Staunässe, Bodenverdichtungen oder Nährstoffmangel. Wuchsdepressionen, kleinere Blätter, eine geringere Pflanzenhöhe und weniger Hauptzweige sind weitere Symptome TuYV-infizierter Pflanzen.

Die Virusinfektion führt zu einer verminderten Anzahl Samen pro Schote und reduziert den Ölgehalt in den Samen. Zusätzlich wird die Ölqualität negativ beeinflusst,
indem sich der Gehalt an Erucasäure und Glucosinolaten erhöht. Um das Virus sicher nachzuweisen ist ein Labortest erforderlich. Letztendlich kann der Virusbefall
zu wirtschaftlich relevanten Ertragsverlusten führen. Die Angaben hierzu variieren sehr stark und belaufen sich auf bis zu 46 % bei einem 100 %igen Befall.

Es sind im Wesentlichen folgende Faktoren, die das verstärkte Auftreten des Wasserrübenvergilbungsvirus begünstigen:

  • Mildere Herbst- und Winterwitterung, die zum einen die Entwicklung und Vermehrung der Blattläuse begünstigt und zum anderen zu einer verlängerten Infektionsperiode im Herbst führt.
  • Durch den zunehmenden Zwischenfruchtanbau stehen ununterbrochen Virusquellen und Vermehrungspflanzen („grüne Brücken“) für die Blattläuse zur Verfügung.
  • Durchwuchs- und Ausfallraps dienen ebenso als Virusquellen für die Blattläuse.
  • Durch den Wegfall der gut wirksamen insektiziden Saatgutbeizen sind die Jungpflanzen gegen Blattläuse nicht mehr geschützt. Frühinfektionen sind besonders gefährlich!

Die effektivsten Maßnahmen einem Befall entgegenzuwirken sind Ackerhygiene (gründliche Beseitigung von Ausfallraps und Ackerunkräutern) sowie eine Fruchtfolge, die Körnerleguminosen oder Zwischenfrüchte nicht unmittelbar vor Raps vorsieht.

Der Einsatz von Insektiziden gegen Blattläuse ist nur wenig effektiv, da die Grüne Pfirsichblattlaus gegen fast alle bekannten Wirkstoffgruppen bereits Resistenzen ausgebildet hat. (Quelle: Dr. A. Habekuß, Julius Kühn-Institut, Institut für Resistenzforschung und Stresstoleranz, Quedlinburg 2017).

Die effektivste Maßnahme im Sinne des integrierten Pflanzenschutzes ist der Anbau von resistenten Sorten wie ARTEMIS oder ANGELICO.

Schädlinge – Raubzüge im Feld verhindern

Im Herbst haben wir es bei den tierischen Schädlingen v. a. mit Rapserdfloh, Rübsenblattwespe, Kleiner Kohlfliege, Schnecken und Mäusen zu tun. Eine intensive Beobachtung der Bestände sichert die Herbstentwicklung.

Beim Rapserdfloh, einem 3–5 mm großen, glänzend schwarzen Käfer ist es zu empfehlen Gelbschalen aufzustellen und die Fraßtätigkeit zu beobachten bzw. die Monitoringergebnisse unter www.warndienst.at (Rapsschädlinge) abzurufen. Bei starkem Fraß an den Keim- und Laubblättern (über 10 % der Blattfläche) bzw. bei Fangzahlen je Gelbschale von mehr als 50 Rapserdflöhen in 3 Wochen empfiehlt sich eine Behandlung mit registrierten Produkten.

Ansonsten sollte mit dem Insektizideinsatz der Hauptzuflug bis zum ersten Larvenschlupf (meist Ende September–Anfang Oktober) abgewartet werden. Die Larven sind schwerer bekämpfbar. Mehrmals bohren sie sich auf dem Weg Richtung Vegetationskegel in die Blattstiele der Laubblätter ein und wieder aus. Damit führen sie zu Wachstumsdepressionen, schaffen Eintrittspforten für Krankheitserreger (Phoma) und vermindern die Winterfestigkeit der Bestände. Verstärkter Erdflohdruck wird vor allem bei angrenzenden Ausfallrapsbeständen und Zwischenfruchtbeständen beobachtet.

Auch regional stärkeres Auftreten der Rübsenblattwespe, die in vielen Beständen bis zum Kahlfraß führen kann, ist durchaus wieder möglich. Die Rübsenblattwespe tritt vor allem nach wärmeren Sommern stärker auf und ist eine 6–8 mm lange Wespe. Nach der Eiablage schlüpfen die Larven, die ca. 10–20 mm lang werden und an der Blattfläche fressen.

Bei der Kleinen Kohlfliege schädigt die 3. Generation des Jahres. Zu frühe Aussaat (vor 20. August) fördert den Befall massiv, sie ist schwierig zu bekämpfen und der Aussaattermin ist die effizienteste Maßnahme!

Schnecken werden durch Hohlräume und viele Ernterückstände gefördert, eine intensive Bodenbearbeitung und gute Rückverfestigung vermindern den Druck. Eine Kontrolle des Befalls mittels Schneckenfolie (mit ein paar Korn Schneckenkorn darunter) ist v.a. bei feuchten Bedingungen notwendig. Bei Bedarf muss Schneckenkorn ausgebracht werden – oftmals ist, wenn gepflügt wurde und bei moderatem Druck, eine Randbehandlung ausreichend. Gerade bei pfluglosem Anbau können sie aber auch flächendeckend auftreten und vor allem in der Phase der Keimung bis zum Auflauf massive Schäden verursachen.

Mäuse führten im Osten Österreichs 2019 zu deutlichen Schäden, auch hier ist eine intensive Bodenbearbeitung mit Zerstörung der Gangsysteme und einer Verminderung der Nahrungsquellen effizienter als chemische Maßnahmen.

Unkrautbekämpfung frühzeitig durchführen

Der wichtigste Faktor, um unerwünschte Unkräuter hintanzuhalten ist eine erfolgreiche Herbstunkrautbekämpfung in Verbindung mit einem wüchsigen, gut unkrautunterdrückenden Rapsbestand. Alle Maßnahmen, die eine zügige Bestandesentwicklung fördern, stärken die Konkurrenzkraft Ihres Rapsbestandes und reduzieren den Unkrautdruck. Die Unkrautbekämpfung sollte im Raps im Vorauflauf oder im frühen Nachauflauf durchgeführt werden, da die Wirkung der meisten Produkte bei aufkeimenden und kleinen Unkräutern am besten ist. In diesem Fall ist das richtige Stadium der Unkräuter für den Zeitpunkt der Anwendung wichtiger als die passende Bodenfeuchte.

Es stehen seit dem letzten Jahr als Neuerung auch metazachlorfreie Produkte für den späteren Nachauflauf (ab dem 2-Blattbzw. 6-Blattstadium) bzw. für Wasserschon- und -schutzgebiete zur Verfügung. Nachauflaufherbizide können einerseits gezielt auf das vorhandene Unkrautspektrum abgestimmt werden, andererseits können sie zur Korrektur eingesetzt werden, wenn es im Vor- oder frühen Nachauflauf trockenheitsbedingte Wirkungslücken geben sollte.

Ausfallgetreide und Gräser können mit zugelassenen Herbiziden bekämpft werden, wüchsige Witterung und ein eventueller Netzmittelzusatz sichern die Wirkung ab.

Fazit:

Hohe Rapserträge werden im Herbst angelegt – über Bodenbearbeitung, Aussaat, Sortenwahl und Ackerhygiene sind viele Probleme im Vorfeld besser zu lösen als durch Pflanzenschutz!

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg, die geplanten Maßnahmen in Ihrem Rapsbestand umzusetzen und stehe für Fragen gerne zur Verfügung!

Albert MÜLLNER
Beratung Pflanzenbau
SAATBAU LINZ