26.03.2020

Spätfrost in Österreich - Auswirkungen und Maßnahmen bei Raps

Abseits der Corona Krise und deren Maßnahmen betreffen uns Landwirte auch andere Themen. Wie von vielen Landwirten nach den Erfahrungen der Jahre 2016, 2017 und 2018…

Situation

Bedingt durch den warmen Februar und März – Wärmesumme auf dem Beispielsstandort 62 Grad Celsius im Vergleich zum 10 – jährigen Durchschnitt mit 38 Grad Celsius per 24. März (siehe Screenshots der österr. Hagelversicherung; Quelle: ÖHV) und den dadurch deutlich verfrühten Vegetationsbeginn leiden momentan neben den Obstkulturen vor allem auch die Rapsbestände unter dem Wintereinbruch mit verbreitetem Schneefall und Minustemperaturen.

Welche Auswirkungen hat diese Witterungssituation auf die Rapsbestände?

Bei Raps kann man nach Spätfrösten zum derzeitigen Stadium vor allem eine Verkrümmung der Triebe, die sich zur Seite und nach unten biegen (siehe Bilder rechts), beobachten. Nach Ende des Frostereignisses richten sich die Triebe wieder auf. Typisch für Spätfröste in diesem Stadium ist auch ein Verwelken der Triebspitzen.

Das gleichzeitig zu beobachtende Aufplatzen der Stängel, das den bekannten Wachstumsrissen ähnelt die auch bei starkem Wachstum auftreten, ist jedoch weit schwerwiegender in den Auswirkungen. Diese Risse stören die Wasserführung der Pflanze, sind  Eintrittspforte für verschieden Krankheiten wie z.B. Phoma lingam oder Botrytis cinera und haben auch Auswirkungen auf die Standfestigkeit.

Zusätzlicher Schaden (vor allem an schon sehr weit entwickelten, vorwüchsigen Rapspflanzen) entsteht dadurch, dass während des Frosts befruchtete Blüten steril bleiben bzw. abfallen (die Blütennarbe erfriert und wird unfruchtbar). Dadurch entwickeln sich keine Schoten, wie man leider auch 2017 schon beobachten konnte. Im Jahr 2017 trat das Frostereignis von 19. – 21. April und damit deutlich später als in diesem Jahr auf, der Raps befand sich bereits in der Vollblüte. Die vor dem Frost bereits befruchteten Blüten mit kleinen Schoten waren dadurch meist nicht geschädigt. Wie auf den Fotos aus dem Jahr 2017 erkennbar, ist auf den durch das Frostereignis betroffen Haupt- und Seitentrieben eine Zone ohne Schotenansatz erkennbar, die den Schäden durch massiven Glanzkäferbefall mit einem dadurch verursachten Knospenabwurf ähnelt. Je nachdem, wie massiv diese Zone ohne Schoten ist, sind auch die Auswirkungen auf den Ertrag. Die Pflanze kann im weiteren Blühverlauf je nach Witterungsbedingungen noch einiges kompensieren. Innerhalb von ca. 4 Wochen wird die endgültige Schotenanzahl und Zahl Körner je Schote festgelegt. Hoffnung gibt vor allem die Tatsache, dass auch in normalen Jahren nur ein gewisser Prozentsatz der Blütenanlagen zu fertilen Blüten weiterentwickelt wird. Die vor und nach dem Frost befruchteten Blüten und daraus gebildeten Schoten waren im Jahr 2017 durch den Frost nicht oder nur gering betroffen.

Physiologische Knospenwelke und Spätfrostschäden

Physiologische Knospenwelke tritt v.a. dann auf, wenn das Wachstum nach sehr tiefen Temperaturen rasant einsetzt – einige Knospen werden hell, bleiben im Wachstum stehen und fallen ab – oder die Rapsknospen durch Spätfröste erfrieren oder partiell geschädigt werden. Diese Schäden, die durch Spätfrost in blühenden Rapsbeständen (2016 und 2017) sowie durch physiologische Knospenwelke (2018) verursacht wurden, können Sie als Landwirt nicht verhindern. Wohl aber können Sie die Auswirkungen durch eine optimale Nährstoffversorgung (N, S, K, Bor, Mg und Mo) und Schadinsektenregulation im Anschluss an diese Ereignisse mindern.

Fazit und Maßnahmen (Fungizide, Spurenelemente und Insektizide)

Wie sich das momentane Frostereignis, vor allem in Verbindung mit der im Osten Österreichs vorangegangen Trockenheit und dadurch geschwächten Beständen auswirken wird, wird sich erst in den nächsten Tagen zeigen. Eine gezielte fungizide Maßnahme je nach bereits erfolgter Fungizid-Behandlung (bitte die Empfehlungen der jeweiligen Pflanzenschutzberater und Registrierungsauflagen beachten) sollte vor allem aufgrund der Risse in der Rapspflanze zumindest die Schäden durch Krankheiten mindern. Gleichzeitig sollte auf eine gesicherte Versorgung der Rapsbestände mit Mikronährstoffen geachtet werden, um die Schäden durch Knospenverluste zu minimieren. Bor als das wichtigste Spurenelement im Rapsanbau wird vor allem bei Trockenheit und hohen pH- Werten festgelegt.

 

Wert stark zu erhöhen, die Wirksamkeit und Wirkdauer von Insektiziden auf den Rapsglanzkäfer deutlich herabgesetzt werden kann. Um das zu verhindern, sollte in diesen Fällen der pH-Wert wieder abgesenkt werden (z.B. durch Zugabe von Zitronensäure). Deutlich geringer als der Borbedarfswert liegt der Bedarf an Molybdän. Als essentieller Pflanzennährstoff ist Molybdän an wichtigen Stoffwechselvorgängen in der Pflanze beteiligt. Molybdän nimmt unter den Mikronährstoffen eine gewisse Sonderstellung ein. Die Aufnahme durch die Pflanzen ist außerordentlich gering. Sie beträgt pro Jahr nur ca. 5 – 12 g/ha. Molybdän nimmt in der Rapspflanze eine wichtige Stellung in der Stickstoffverwertung ein und ist an der Proteinbildung beteiligt.

 

Ein Mangel kann zu Nitratanreicherungen und Deformationen in den Blättern führen. Bor und Molybdän haben auch Einfluss auf die Pollenfertilität und Pollenbildung, ein Mangel kann Befruchtungsstörungen auslösen. Eine direkt am Saatkorn aufgebrachte Menge Molybdän (durch die Opticare Beizung bei den Sorten DK EXPRESSION, DK EXPEDIENT, DK EXCEPTION und ANGELICO) sichert die ausreichende Versorgung der jungen Rapspflanze im Herbst gerade unter ungünstigen Witterungs- oder Bodenverhältnissen ab. Wird jetzt noch eine Blattdüngung mit Molybdän geplant, sollte diese umgehend nach dem Spätfrost erfolgen, bevor der Raps bei ansteigenden Temperaturen größere Mengen an Nitratstickstoff aufnimmt.

Rapsglanzkäfer

Obwohl die Erfahrungen der letzten Jahre häufig einen geringeren Druck nach solchen Spätfrostereignissen zeigten, ist natürlich bei wieder ansteigender Temperatur der Zuflug dieses Schädlings zu beobachten. Die Bekämpfung kann mit einem Pyrethroid der Klasse I (z.B. Trebon 30 EC, Mavrick vita / Evure…) durchgeführt werden. Bei all diesen und auch späteren Maßnahmen ist der Bienenschutz zu beachten und auch aus Eigeninteresse wichtig, da wir in der Landwirtschaft Nutznießer der Bienenbestäubung sind.

In diesem Sinne – viel Erfolg, gesund bleiben und eine gute Ernte 2020!

Albert MÜLLNER
Beratung Pflanzenbau
SAATBAU LINZ