27.02.2020

Wintergerste Bestandesführung 2020

Je nach Entwicklung

Nach einem Winter der bis jetzt in weiten Teilen deutlich zu warm und zu trocken war, erhalten Sie hier unsere Empfehlungen zur Bestandesführung Wintergerste.

Aufgrund der Witterung sind die Gerstenbestände großteils ideal bis zu stark entwickelt. Aus der unterschiedlichen Entwicklung und Aufhellung der Bestände über den Winter leiten sich die Empfehlungen der Bestandesführung ab.

Idealer Bestand

Dieser zeichnet sich durch 3 – 4 starke Triebe pro Pflanze und wenig Aufhellung und Chlorophyllabbau über den Winter aus. Die Zielährenzahl liegt bei ca. 800-950 Ähren pro m², daher gilt es bei LENTIA, ANEMONE, RENI diese Triebe zu erhalten und zu fördern, gleichzeitig aber eine zu starke weitere Bestockung zu verhindern. Neue Nebentriebe 2. Ordnung entwickeln keine eigenen Kronenwurzeln, belasten die Nebentriebe 1. Ordnung und müssen später in der Schossphase wieder reduziert werden.
Das heißt eine 1. Gabe von ca. 50-70 kg N je nach Bodenschwere und Vorfrucht zur ersten Gabe und 60-90 kg zur zweiten und dritten Gabe die entweder geteilt (EC 30-31 + EC 37) oder auf einmal in EC 32 gegeben werden kann.
Abhängig gemacht wird das von der Entwicklung der Bestände, Bodenfeuchte und Verwendung (Verkauf oder Verfütterung). Je früher gedüngt wird, desto eher wirkt sich das positiv auf den Ertrag aus, spätere Gaben bringen eine Erhöhung des Eiweißgehalts.
Wachstumsregler sollten in diesen Beständen eher früh und eventuell gesplittet angewendet werden.

Früh gesäter Bestand

Ein Bestand, der ca. 10 Tage früher ausgesät wurde ist deutlich stärker bestockt und auch deutlich mehr aufgehellt. Das ist auf dem nebenstehenden Bild eines keilförmigen Feldes zu sehen, wo man jede Überlappung der Sämaschine und damit doppelter Saatstärke an der Aufhellung erkennt.
Einerseits braucht ein solcher Bestand ebenfalls eine gewisse Mindestmenge N zum Starten, andererseits ist er deutlich zu dicht und muss Triebe reduzieren, wir empfehlen in diesem Fall mit ca. 40-50  kg N/ha anzudüngen.
Dieser Bestand erfordert die rechtzeitige Anwendung  von Wachstumsreglern und Fungiziden.
Je nach Witterung kann die zweite Gabe eventuell auf EC 32 hinausgeschoben werden, um die Reduktion von Nebentrieben zu gewährleisten. Dann sollte aber eine Menge von 50-70 kg N/ha ausgebracht und je nach Mineralisierung unbedingt eine 3. Gabe eingeplant werden, um den Ertrag abzusichern.

Schwacher Bestand

Um die erforderliche Bestockung sicherzustellen, soll in diesem Fall mit mind. 60-80 kg N als NAC früh und stark angedüngt werden. Wachstumsreglermaßnahmen (falls geplant) sollen nicht zu früh durchgeführt werden, wobei die Dosierung nicht zu hoch sein darf.
Die 2. Gabe eher schon früher im EC 30-31 geben – abhängig von der Bestandesentwicklung und Bodenfeuchte.
Zusätzlich kann ein Arbeitsgang mit Walze oder Striegel die Bestockung anregen.
Gleichzeitig verbessert die Rückverfestigung durch Walzen die Manganverfügbarkeit, bzw. sollte bei der Unkrautbekämpfung gerade bei Gerste auf lockeren Böden ein Mangandünger zugegeben werden.
Manganmangel zeigt sich im Frühjahr am ehesten daran, dass die Pflanzen in der Spur grün sind und zwischen den Spuren gelb werden.

Deutlich überwachsene Wintergerste (Getreidewiese mit bis zu 2000 Trieben /m²)

Solche Bestände sind besonders herausfordernd, sollen gleichzeitig angeregt und gebremst werden. Wir verweisen auf unser Video vom Februar des Vorjahres.

Grundsätzlich gilt die Empfehlung auch für die mehrzeiligen Sorten wie ADALINA, SU ELLEN und MICHAELA, da diese Sortengruppe einerseits immer standfester wird und die Sorten andererseits etwas dünner ausgesät werden. Die zu erzielende Bestandesdichte bei mehrzeiligen Sorten liegt bei ca. 550 – 650 Ähren/m²!
Als Dünger kommen vor allem NAC, NPK und Gülle in Frage wobei natürlich die Wirkungsgeschwindigkeit einkalkuliert werden muss.
Bitte wie immer bei den Düngungsempfehlungen das Ertragspotenzial und Ziel sowie die Richtlinien der sachgerechten Düngung betreffend Mengen und Zeitpunkte beachten.

Unkrautbekämpfung

Aufgrund des warmen Herbsts und des milden Winters sind die Unkräuter und Ungräser relativ weit entwickelt, unsere Empfehlung lautet daher, rechtzeitig und mit vollen Aufwandmengen zu behandeln.

Viel Erfolg im Jahr 2020 mit Ihrer Wintergerste und für Fragen stehe ich gerne zur Verfügung!

Albert MÜLLNER
Beratung Pflanzenbau
SAATBAU LINZ