29.04.2020

Bestandesführung bei Wintergerste nach langer Trockenheit 2020

Anhand des Bestandes mit der zweizeiligen Sorte LENTIA den wir schon in unseren Beiträgen zu Vegetationsbeginn und zum Schossen vorgestellt haben, werden weitere Maßnahmen erklärt.

Der zu Winterende 2020 ideal entwickelte LENTIA Bestand hat sich trotz der fehlenden Niederschläge mittlerweile aufgrund der Bestandesführung soweit entwickelt das wir die Zielährenzahl von ca. 800 – 950 Ähren pro m² erreicht haben. Der Bestand ist im Stadium Fahnenblatt voll entwickelt (bzw. bereits beim Grannenspitzen) in dem sich auch die meisten Bestände in Österreich (außer in Randlagen oder bei sehr später Aussaat) derzeit befinden.

Düngung

Bei einer 2-Gaben Strategie wurde die Düngung bereits im 2-Knotenstadium abgeschlossen und auf in Summe 100 – 120 kg N / ha bei mittlerer Ertragserwartung (bei hoher Ertragserwartung auch darüber) aufgedüngt. Damit ist der Dünger trotz zu geringer oder ausbleibender Niederschläge durch Tau einigermaßen sicher zur Wirkung gekommen, was man an Düngerfenstern sehr schön erkennen kann. Zusätzlich wurde dadurch in zu dünnen Beständen die Bestandesdichte abgesichert.
Sollten Sie eine Düngerstrategie mit 3 Gaben anwenden, dann wäre jetzt der Zeitpunkt erreicht die Düngung unbedingt abzuschließen. Zielführend ist eine 3. N-Gabe mit 30—40 kg N/ha vor allem für Betriebe, welche die Gerste selbst verwerten, bzw. zur Verbesserung des Hektolitergewichts.

Wachstumsregler

Diese Bestände sind aufgrund der guten Standfestigkeit der Sorten LENTIA oder der mehrzeiligen Sorte ADALINA und entsprechender Anwendung von Wachstumsreglern in der Standfestigkeit soweit abgesichert, dass keine Maßnahmen mehr erforderlich sind.
Sollten Sie aber eine Sorte mit schwächerer Standfestigkeit gewählt haben oder noch ein Bedarf für Einkürzung bestehen, so können Sie noch mit einem Etephonhaltigen Wachstumsregler wie z.B. Cerone in einer Aufwandmenge von 0,3—0,5 lt/ha bis zum EC 49 (Grannenspitzen) reagieren, wodurch eine merkbare Einkürzung zwischen Ähre und letzten Blatt erreicht werden kann.

Pflanzenkrankheiten

Witterungsbedingt ist der Krankheitsdruck im Vergleich zu anderen Jahren moderater, vereinzelt treten in manchen Beständen und Sorten in geringem Umfang Netzflecken auf. Es gilt bei einsetzenden Niederschlägen die Bestände zu beobachten und aus dem heraus, zusammen mit den 10 Tages Wetterprognosen der Hagelversicherung, die richtigen Schlüsse zu ziehen.

Unabhängig von der Wetterlage – auch bei trockenen Verhältnissen – muss aber auf alle Fälle wieder mit Ramularia, der wichtigsten Blattkrankheit der Wintergerste gerechnet werden. Die Anfälligkeit der Sorten liegen hier im eher höheren Bereich (Note 5-8 lt. AGES Sortenliste). Leider gibt es für diese Krankheit zurzeit keine andere Möglichkeit der Ausschaltung oder Schadensminimierung als den chemischen Pflanzenschutz.

Ca. 10 Tage nach dem Ährenschieben treten die ersten Symptome auf (die Infektion erfolgt aber bereits deutlich früher) und innerhalb weniger Tage kann die ganze Pflanze befallen werden – wenn die Krankheitsmerkmale zu sehen sind, ist es bereits zu spät.

Erschwerend hinzugekommen ist in den letzten Jahren, dass diese Krankheit gegenüber bestimmten fungiziden Wirkstoffen Resistenzen entwickelt hat und deshalb hier auf die Wahl des richtigen Produktes sehr genau geachtet werden muss. In der Bekämpfung der Ramularia spielt der Wirkstoff Chlorthalonil, der uns heuer zum letzten Mal zur Verfügung steht, eine entscheidende Rolle.

Für eine effektive Bekämpfung der Krankheiten der Gerste können Einzelprodukte mit guter, breiter Wirkung gegen Blattkrankheiten (Mehltau, Rhynchosporium, Netzflecken…) mit Chlorthalonil kombiniert werden oder Kombinationspräparate eingesetzt werden.

Der Kontaktwirkstoff Chlorthalonil hilft, die Ramularia in Griff zu bekommen. Dabei ist die Strategie gezielt so auszuwählen, dass die Auflagen, die mit dem Einsatz dieses Wirkstoffes verbunden sind, auch eingehalten werden.

Wer keine fungizide Maßnahme für die Wintergerste durchgeführt hat, für den ist es sinnvoller, etwas früher zu behandeln. In den meisten Fällen wird der Einsatz spätestens zum Grannenspitzen in EC 49—51 erfolgen.

Zusammengefasst kann man sagen, dass in den feuchteren Anbaulagen (Westbahngebiet von St. Pölten westwärts, OÖ, Steiermark) eher Doppelbehandlungen in EC 37—39 + EC 51—59, in den trockenen Anbaulagen eher Einmalbehandlungen in EC 49 empfehlenswert sind, um das Ertragspotenzial Ihres Bestandes abzusichern.

Tierische Schädlinge wie Getreidehähnchen treten regional verstärkt auf und müssen beobachtet werden, um gegebenenfalls mit einem Insektizidzusatz reagieren zu können und zusätzliche Überfahrten zu vermeiden.

Zum Einsatzzeitpunkt ist zu sagen: wer zu Wachstumsreglermaßnahmen in EC 31—32 schon ein Fungizid zugegeben oder in einer separaten Überfahrt im Fahnenblattstadium ein Fungizid appliziert hat, kann mit dem chlorthalonilhältigen Abreifeschutz etwas länger zuwarten.

Bitte wie immer bei den Empfehlungen die Registrierungsauflagen der Pflanzenschutzmittel beachten.

In diesem Sinne wünscht ihnen die SAATBAU LINZ eine gute Ernte und für Fragen stehen ihnen unsere Berater im Außendienst und ich gerne zur Verfügung!

Albert MÜLLNER
Beratung Pflanzenbau
SAATBAU LINZ