20.09.2023
Tipps für Maisernte und Top-Maissilage
Die effektive Konservierung von Silomais erfordert eine präzise Ernte sowie die gezielte Berücksichtigung verschiedener Faktoren.
Konservierungserfolg bei Silomais ist erreichbar durch Ernte bei optimalem TM-Gehalt, gutem Kornaufschluss, Befüllung ohne Unterbrechungen, bester Verdichtung, sofortigem luftdichten Abschluss, Gärdauer von mindestens sechs Wochen und ausreichendem Vorschub bei der Futterentnahme.
Reifegrad der Maiskörner beachten
Der TM-Gehalt von Maissilage sollte 300–360 (380) g/kg Frischmasse betragen. Das Stadium Mitte bis Ende Teigreife der Maiskörner wäre für die Ernte optimal (Korn-TM 550–600 g/kg FM). Unterhalb von 300 g TM bildet sich Gärsaft, wodurch die Silierverluste zunehmen und über 380 g TM/kg FM wird die Verdichtung immer schwieriger, sodass sich Hefen und Schimmelpilze besser vermehren können und die Gefahr der Nacherwärmung nach Siloöff nung deutlich ansteigt. Die Ergebnisse aus dem LK-Silageprojekt und anderer Maissilageuntersuchungen haben gezeigt, dass Maissilagen auch im TM-Bereich bis 400 g TM/kg FM sehr gut vergärten und ausreichende Essigsäuregehalte erzielen konnten, daher ist auch prinzipiell gute Haltbarkeit zu erwarten. Eine Anpassung des TM-Orientierungsbereiches für Maissilagen von 300–400 g TM/kg FM wäre zu diskutieren, sofern der Vorschub ausreichend ist.
Mit zunehmendem TM-Gehalt muss die mittlere Partikellänge kürzer werden, um eine gute Lagerungsdichte mit kleinem Porenvolumen erreichen zu können – unter 280 g TM/kg FM ca. 10 mm und über 380 g TM/kg FM nicht kürzer als 5 mm Häcksellänge. Bei Shredlage® werden die Maisstängel auf 16–26 mm Länge gehäckselt und die Maiskörner fein gemahlen. Aufgrund der schlechteren Verdichtbarkeit sollte bei diesem System der TM-Gehalt 350 g/kg FM nicht überschritten werden! Bester Kornaufschluss ist wichtig, daher muss die Einstellung des Korncrackers kontrolliert werden. Ansonsten geht wertvolle Energie durch Ausscheidung ganzer Körner über den Kot verloren. Maissilagen sollten mehr als 300 g Stärke und ca. 70 g Rohprotein/kg TM enthalten. Der Ligningehalt (ADL) sollte 30 g/kg TM nicht überschreiten (Abbildung 1).
Silomais schlagkräftig ernten
Mais ist leicht silierbar, aber bei Luftzutritt auch schnell verderblich. Deswegen muss die Silobefüllung so rasch wie möglich in einem Zug ohne Unterbrechungen innerhalb eines Tages durchgeführt werden. Hohe Ernteschlagkraft kann durch leistungsstarke Maishäcksler gewährleistet werden. Am Fahrsilo wird die Schlagkraft der Silierkette durch mangelhafte Verdichtungsleistung in Verbindung mit oftmals zu geringer Silolänge limitiert. Die Abladeschichthöhe sollte daher nicht höher als 15 cm sein und das Gewicht des Verdichtungsfahrzeuges zumindest ein Drittel der stündlich zugeführten Tonnage an Erntegut betragen. Höherer Reifendruck verbessert die Verdichtung. Für die Verteilung des Häckselgutes haben sich am Flachsilo breite Frontschilde bewährt. Das in der Silolänge variable Tunnelsilage-System „Silospeed“ kann hohe Ernteleistungen bei bester Verdichtung bewältigen. Unterbrechungen bei der Befüllung fördern die Hefenvermehrung und die Gefahr von Nacherwärmung. Hefen bewirken auch eine alkoholische Gärung, die ein Maß von 10 g Ethanol/kg TM nicht übersteigen sollte.
Stabilität mit Silierhilfsmitteln erhöhen
Bei Maissilage ist das Ziel eine gute Haltbarkeit (aerobe Stabilität) nach der Siloöffnung und die Vermeidung der Nacherwärmung in Verbindung mit futterhygienischen Problemen. Insgesamt setzten 41 % der Teilnehmer des LK-Silageprojektes 2020 Siliermittel ein, davon 83 % Milchsäurebakterien (MSB). An 84 % der behandelten Maissilagen wurden flüssige Siliermittel, hauptsächlich über den Häcksler, appliziert. Eine Behandlung der oberen Schichten führten 13 % der Anwender durch, der überwiegende Teil brachte die Siliermittel im ganzen Silo ein. Der Einsatz von wirksamen Milchsäurebakterien oder chemischen Wirkstoffen kann die Maissilage verbessern. Produkte mit DLG-Gütezeichen für Wirkungsrichtung 2 sind empfehlenswert. Wichtig ist eine optimale Dosierung und Verteilung des Produkts mit einem Dosierautomaten. Heterofermentative Milchsäurebakterien (z. B. Lactobacillus buchneri) produzieren neben Milchsäure auch stabilisierende Essigsäure. Die Silagestabilität kann verbessert werden, sofern die Gärdauer 8–10 Wochen beträgt. Organische Säuren wie Propion-, Ameisen-, Benzoe- und Sorbinsäure können bei deutlichen Problemstellungen (Dürreschädigung, Hagelschaden, Beulenbrand, Frostschaden, Kolbenverpilzung, unzureichende Verdichtung bzw. Vorschub) Wirkung zeigen. Säuren können gleichzeitig hygienisieren und stabilisieren. Achtung – Nicht alle Säuren sind für den Biobetrieb erlaubt! Aufgrund der hohen Kosten von Säuren ist deren Einsatz insbesondere im Oberflächenbereich bis ca. 50 cm Tiefe interessant.
Wir konnten feststellen, dass der Einsatz von heterofermentativen MSB den Essigsäuregehalt im Durchschnitt um 5 g auf rund 19 g/kg TM gegenüber unbehandelter Maissilage erhöhen konnte (Tabelle 1). Die Essigsäurebildung der Heterofermenter verbraucht etwas mehr Energie als die reine Milchsäuregärung. Die Essigsäurebildung erfolgt hauptsächlich nach etwa 4–6 Wochen nach Silierung, daher ist eine ausreichend lange Gärdauer der Maissilage von 8–10 Wochen bei Anwendung von heterofermentativen MSB anzuraten. Mittlerweile gibt es aber auch bereits MSB-Stämme mit schnellerer Essigsäureproduktion. Steigen die Essigsäuregehalte auf über 30–40 g/kg TM an, ist mit einer schlechteren Futteraufnahme zu rechnen.
Organische Säuren wie Propionsäure u. a. werden von den Anwendern in 50 % der Fälle zur Stabilisierung der unzureichend verdichteten obersten Schichte (bis etwa 50 cm Tiefe) verwendet. Sie dienen in erster Linie zur abrupten pH-Senkung und Hygienisierung, wodurch sich nacherwärmungsaktive Hefen und Schimmelpilze kaum vermehren können. Der Vorschub sollte bei Maissilage auch nach SHM-Anwendung auf jeden Fall mindestens 140 cm pro Woche (zwei Entnahmen mit dem Blockschneider) betragen!
Luftzutritt schnell unterbrechen
Richtige Abdecktechnik und Verwendung von hochwertigen Silofolien verhindern Luftzutritt. Die Abdeckung muss unmittelbar nach dem Ende der Befüllung durchgeführt werden. Beim Flachsilo (Fahrsilo, Traunsteiner, Silohaufen) hat sich der Einsatz von Wandfolie in Kombination mit dünner Unterziehfolie und einer neuen Silofolie bewährt. Alternativ dazu können die fast luftdichten Sauerstoff-Barrierefolien oder dicke Abdeckungen (Multifolie, Gewebefolie, Silovlies etc.) verwendet werden. Seitliche Dichtheit wird durch entsprechende Beschwerung mit Kiessäcken u. a. Materialien erreicht. Schutz gegenüber Folienschädigung durch Vögel oder Tiere bietet die Installation eines Schutzgitters. Querlagen verhindern, dass Luft vom Anschnitt nach hinten dringen kann. Bei Befüllungsunterbrechung (z. B. über Nacht) ist eine provisorische Abdeckung unbedingt anzuraten!
Gärdauer und Vorschub einhalten
Die Öffnung von Maissilagen nach weniger als drei Wochen Gärdauer zeigt, dass meist zu wenig stabilisierende Essigsäure gebildet wurde. In der Folge ist mit einem höheren Risiko des Verderbs durch Hefen-und Schimmelpilzvermehrung zu rechnen. Eine Gärdauer von mindestens sechs Wochen ist empfehlenswert. Stabile Maissilage weist in der Oberflächenschichte (bis 50 cm Tiefe) weniger als 20 °C auf und sollte sich etwa vier Tage nach der Entnahme nicht erwärmen. Um einen Verderb zu verhindern muss der wöchentliche Vorschub im Winter 100–150 cm und im Sommer 200–250 cm betragen, d. h. die Anschnittfläche ist auf den Tierbestand und dessen Verzehrsleistung abzustimmen.
Risikobedingungen vermeiden
Der Verderb von Maissilage wird insbesondere dann zum Thema, wenn Bedingungen vorherrschen, welche die Vermehrung von Hefen und Schimmelpilzen deutlich fördern. Die Kombination von zwei oder mehreren solcher Risikobedingungen erhöht das Problem entsprechend stark, speziell, wenn zu geringe Dichte bzw. Vorschub vorliegen.
Ing. Reinhard Resch
HBLFA Raumberg-Gumpenstein
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