05.02.2021

Aufbruchstimmung bei Raps im Frühjahr

Aufgrund der im Herbst 2020 nicht überall optimalen Aussaatbedingungen, der regional sehr nassen Herbstwitterung in Verbindung mit Schädlingsdruck sind einzelne Bestände zu schwach entwickelt bzw. durch Pflanzenverluste sehr dünn. Hier stellt sich die Frage – stehen lassen oder durch eine andere Kultur ersetzen?

Ein optimaler Rapsbestand sollte zu Vegetationsbeginn im Frühjahr 30-40 gleichmäßig verteilte, gut entwickelte (ca. 8-10 mm Wurzelhalsdurchmesser) gesunde Pflanzen/m² haben. Raps kann aber im Laufe der Vegetation über Verzweigung, Schotenanzahl und Körner/Schote sehr viel kompensieren. 8-10 gleichmäßig verteilte und gesunde Pflanzen/m² können noch immer sehr hohe Erträge erzielen womit ein Umbruch nicht erforderlich ist.

Gezielte Düngung

Gerade auf solch geschwächten Beständen ist das Nährstoffangebot im Frühjahr rechtzeitig sicher zu stellen. Die erste Stickstoff- oder NPK-Gabe sollte daher bereits vor Wachstumsbeginn etwa Mitte Februar bis Anfang März, verabreicht werden – unter Einhaltung der Düngeverbotszeiträume frühestens 1. Februar bzw. 16. Februar (Grundwasser 2020). Die frühe Andüngung der Rapsbestände ist umso wichtiger, je niedriger die Herbstdüngung war oder wenn von der Pflanze eine Stickstoffverknappung angezeigt wird. Eine zu frühe und vor allem nitratbetonte N-Düngung erhöhen das Frostrisiko. Je näher sich die Düngerausbringung aufgrund schlechter Befahrbarkeit oder gesetzlicher Auflagen sich hinausverschiebt, desto höher kann der Nitratanteil des eingesetzten Düngers sein.

Der Stickstoffbedarf bei Winterraps liegt bei ca. 50 kg rein N pro Tonne Ertragserwartung. Dieser Bedarf muss in Summe aus Herbstaufnahme, N min, Nachlieferung aus dem Boden und Zufuhr über Mineraldünger oder organische Düngung gedeckt werden. Die zulässige Düngermenge verteilt sich auf die erste Gabe zu Vegetationsbeginn und die zweite Gabe zum Schossen (ca. 20.-25. März). Schwächer entwickelte Bestände sollten 60 % zur ersten Gabe und 40 % zur zweiten Gabe erhalten. Ideal wäre, die erste Gabe vor Vegetationsbeginn auf morgens gefrorenem und tagsüber aufnahmefähigem Boden auszubringen. Beachten Sie in diesem Zusammenhang aber, dass unter diesen Verhältnissen die N Menge, die ausgebracht werden darf, auf 60 kg/ha beschränkt ist. Falls Gülle eingesetzt wird sollte diese nicht an den Rapspflanzen anfrieren, da dies zu Schädigungen führt.

Spurenelemente für schwache Bestände

Bor

auf allen Standorten in ein – zwei Gaben (ca. 150- 300 g/Gabe)

Molybdän

bei Böden mit niedrigen pH-Werten und Sorten ohne OPTIPLUS-Beizung (enthält bereits Molybdän). Wird im Frühjahr noch eine Blattdüngung mit Molybdän geplant, sollte diese erfolgen, bevor der Raps größere Mengen an Nitratstickstoff aufnimmt.

Mangan

vor allem auf trockenen, lockeren Böden mit hohen pH-Werten über 7

Kohlhernie im Auge behalten

Bestände die trotz früher Saat sehr schwach aussehen sind auf Kohlhernie zu kontrollieren. Oberirdische Symptome sind gelbe oder violett-rote Verfärbungen und Wachstumshemmung. Unterirdische Symptome sind die typischen Wurzelwucherungen, das Wurzelsystem ist schwach und die Seitenwurzeln, die für die Nährstoff- und Wasseraufnahme zuständig sind, fehlen fast komplett.

Stängelschädlinge stets kontrollieren

Stängelschädlinge treten nicht in jedem Jahr in gleicher Intensität auf, die Anbaudichte von Raps sowie die Witterungsbedingungen in einer Region sind die wesentlichsten Einflussfaktoren. Gerade bei geschwächten Beständen ist die Bekämpfung derselben Schädlinge sehr wichtig um weitere Kulturschäden zu verhindern.

Ab Mitte Februar, spätestens aber an den ersten sonnigen Tagen mit Temperaturen von ca. 10 °C ist das Aufstellen von Gelbschalen (mit aufgelegten Gittern), bzw. das Beachten der Warnmeldungen wichtig, um nicht den Zuflug des großen Rapsstängelrüsslers und des gefleckten Kohltriebrüsslers zu übersehen.

Ab ca. 12 °C fliegen die ersten großen Rapsstängelrüssler aus den Rapsflächen des Vorjahres zu und legen nach einem kurzen Reifungsfraß (manchmal nur 2-3 Tage) ihre Eier ab. Je nach Witterung folgt kurz darauf (oder auch übergreifend) der gefleckte Kohltriebrüssler aus seinen Überwinterungs-quartieren wie Windschutzgürteln und Waldrändern. Dieser beginnt nach einem 5-10 tägigen Reifungsfraß mit der Eiablage. Die Schadschwelle liegt beim Stängelrüssler bei 5, beim Kohltriebrüssler bei 15 Käfern pro Schale innerhalb von drei Tagen. Nach der Eiablage bohren sich die Larven in den Stängel ein und ernähren sich vom Stängelmark. Die Bekämpfung dieser Stängelschädlinge kann mit einem Pyrethroid der Klasse II erfolgen, werden aber bereits vermehrt auch Rapsglanzkäfer in den Gelbschalen gefunden, sollte die Bekämpfung mit einem Pyrethroid der Klasse I (z.B. Trebon 30 EC) durchgeführt werden.

Der Unkrautkonkurrenz keine Chance geben

Der wichtigste Faktor, um unerwünschte Unkräuter und damit Konkurrenz für den ohnehin schon schwachen Rapsbestand hintanzuhalten ist neben einer erfolgreichen Herbstunkrautbekämpfung ein wüchsiger, gut unkrautunterdrückender Rapsbestand. Alle Maßnahmen, die eine zügige Bestandesentwicklung fördern, reduzieren die Unkrautkonkurrenz.

War die Herbstunkrautbekämpfung nicht möglich oder sollte trotz erfolgter Herbstunkrautbekämpfung noch eine Korrekturspritzung mit Effigo, Lontrel oder Korvetto (bitte die Anwendungsempfehlungen der Pflanzenschutzmittelfirmen beachten) notwendig sein, muss unbedingt darauf geachtet werden, dass diese rechtzeitig erfolgt. Die Blütenknospen müssen, um Schäden zu vermeiden, vor Spritzflüssigkeit geschützt werden, d.h. von den Hüllblättern noch dicht umschlossen sein, gleichzeitig dürfen aber keine Nachtfröste auftreten. Gerade in Jahren mit sehr zügiger Frühjahrsentwicklung ist dieser Zeitraum sehr kurz.

Ausfallgetreide und Gräser können noch mit zugelassenen Herbiziden bekämpft werden, wüchsige Witterung und ein eventueller Netzmittelzusatz sichern die Wirkung ab. Wenn Raps umgebrochen werden muss, kommen je nach Herbizideinsatz im Herbst verschiedene Folgekulturen infrage. Wichtige Hinweise zu Nachbaumöglichkeiten nach Einsatz der jeweiligen Rapsherbizide entnehmen Sie bitte den Informationen der Pflanzenschutzmittelfirmen.

Fazit

  • Finden sie nur 5-10 kleine, ungleich verteilte Pflanzen/m² vor – umbrechen.
  • Ab 8-10 Pflanzen/m² mit guter Verteilung (kräftige und kleine) – kein Umbruch!
  • Eine oft angedachte Einsaat von Sommerraps in ungleichmäßige Bestände ist nicht zu empfehlen, dies führt zu Beständen mit hohem Schädlingsdruck und schwachen Erträgen bei gleichzeitig stark unterschiedlicher Abreife.
  • Eine bessere Alternative ist (nach bereits erfolgter Andüngung) der Mais oder fruchtfolgebedingt Sojabohne/Sonnenblume um den Alternativenanteil im ÖPUL zu erfüllen.
  • Bedenken müssen Sie bei der Düngeplanung der Folgekultur unbedingt die bereits erfolgte Andüngung im Raps!
  • Darum: bis zum spätest möglichen Umbruchtermin auch den schwachen Bestand optimal führen, normalerweise entstehen im Frühjahr nur mehr die Pflanzenschutzkosten für 1 x Insektizid, die erfolgte Düngung kann zu 100 % durch den folgenden Mais verwertet werden!

Albert MÜLLNER
Fachberatung Pflanzenbau
SAATBAU LINZ