05.09.2016

Qualität der Sojabohne bei der Ernte erhalten

Tipps aus der Praxis

In Österreich wurden 2016 auf fast 50.000 ha Sojabohnen kultiviert. Für die Qualität der Sojabohnen sind die Bedingungen bei der Ernte und der anschließenden Lagerung ausschlaggebend.

 

 

Sojabohnen lassen sich prinzipiell gut dreschen, die Körner lösen sich leicht aus den Hülsen. Bei allen Maßnahmen ist es entscheidend, darauf zu achten, die Schale und den außen liegenden Keimling nicht zu verletzen.

Richtigen Erntezeitpunkt wählen

Mit Blühbeginn der Sojabohne gab es 2016 trotz der kühlen Witterung nur einen Wachstumsrückstand von wenigen Tagen. Das heißt im Vergleich zu Mais hat die Sojabohne die wechselhafte Witterung gut überstanden. Das Wachstum 2016 war von mehr als ausreichender Wasserversorgung mit leicht unterdurchschnittlichen Temperaturen gekennzeichnet und die Bestände präsentierten sich gut.

Der Druschzeitpunkt für die Sojabohnen ist gegeben, wenn die Körner in den Hülsen rascheln. Der Blattfall als einziges Erntekriterium ist in manchen Jahren nicht zielführend – im Jahr 2015 gab es Sojabohnenbestände, bei welchen noch 15 % der Blätter an den Pflanzen vorhanden und die Körner trotzdem reif und trocken waren. Darum ist es empfehlenswert, die Pflanze zu schütteln und auf das Rascheln der Körner in den Hülsen zu hören, um die Druschreife festzustellen. Zusätzliches Ausreiben hilft, die Ernteentscheidung zu präzi­sieren. Der optimale Druschzeitpunkt ist bei einer Kornfeuchte von 14 – 16 % erreicht.

Das Erntewetter im September und Oktober ist nicht vorauszusehen – Soja sollte aber nicht zu spät geerntet werden. Aufgrund des hohen Fettgehaltes im Korn hat Soja ein anderes Abreifeverhalten als Mais und benötigt Mindesttemperaturen, damit Feuchtigkeit aus dem Korn abgegeben werden kann. Das heißt, wenn Soja um den 5.-10. Oktober die optimale Erntefeuchtigkeit von 14 – 16 % noch nicht erreicht hat, (wegen schlechtem Wetter, zu später Reife auf dem Standort oder durch die Sortenwahl), dann wird sie auch nicht mehr trockener. Im Gegenteil – Soja nimmt wieder Feuchtigkeit auf und verursacht beim Hinausschieben des Erntezeitpunktes zusätzliche Trocknungskosten.

 

Schonend dreschen

Qualitätsprobleme können schon beim Dreschen verursacht werden: Einerseits sind bei sehr trockener Ernteware die Körner sehr spröde (deshalb optimale Erntefeuchtigkeit bei 14 – 16 % Wassergehalt und nicht 12 – 13 %) und brechen leicht, andererseits können bei zu feuchter Ernte Quetschungen auftreten und nach erfolgter Trocknung brechen die Körner ebenfalls auseinander. Dies gilt es durch optimale Einstellungen der Druschvorrichtungen am Mähdrescher zu vermeiden:

Dreschtrommeldrehzahl: Diese ist so gering wie möglich mit 380-450 U/min, max. 500 U/min zu wählen. Je trockener das Korn, desto geringer die Trommeldrehzahl, höhere Drehzahl für das feuchtere Korn.

Abstand zwischen Dreschtrommel und Dreschkorb: Dies ist ein weiteres, wich­tiges Kriterium: je größer und feuchter die Körner, umso größer sollte dieser Abstand gewählt werden. Die sortenbedingten Unterschiede im TKG sind der Tabelle zu entnehmen. Bei zu engem Abstand werden zu trockene Körner gleich hier gebrochen, die zu feuchten Körner werden gequetscht: Durch den hohen Fettgehalt ist das Korninnere elastisch, die harte Samenschale erleidet aber einen Riss, der zum Kornbruch führt. Mit Axialmähdreschern gelingt ein besonders schonender Drusch.

Auch beim überbetrieblichen Mähdrusch ist auf diese Parameter zu achten, denn mit der Qualität der Ernteware steht und fällt der Erfolg des Anbaues!

Verschiedene Hersteller bieten zunehmend Flex-Schneidwerke für die Mähdrescher an. Bei kaum einer Druschkultur hängen die untersten Hülsen so dicht über dem Boden wie bei der Sojabohne. Die größte Herausforderung bei der Ernte besteht darin, das Schneidwerk so tief wie möglich zu führen, ohne Steine und Erde aufzunehmen.

Gute Flexschneidwerke können ca. 2,5 cm dicht über dem Boden geführt werden – auf ganzer Breite und auch bei Unebenheiten, sofern diese nicht zu abrupt sind. Trotzdem liegen die Schneidwerksverluste nicht bei null, sie lassen sich aber drastisch reduzieren. Mit der Minimierung der Ernteverluste steigt die Wirtschaftlichkeit des Sojaanbaus deutlich.

 

Behutsam trocknen und verarbeiten

Wenn die Ernteware wegen zu hoher Feuchtigkeit getrocknet werden muss, ist zum Erhalt der Qualität besonders auf die Trocknungstemperatur zu achten. Bei zu hohen Temperaturen bilden sich an der harten Samenschale feine Risse, die bei den weiteren Manipulationen (Elevatoren, Fallhöhen) zu Bruchkorn führen. Durch den Luftzutritt zum ungeschützten, fettreichen Korn kommt es zu erheblichen Qualitätseinbußen im Zuge der Lagerung und in weiterer Folge bei der Verfütterung.

Die Qualitätssicherung nach der Ernte ist essentiell – egal ob die Ernteware am eigenen Betrieb als Futter zum Einsatz kommt, zur Ölpressung verwendet oder verkauft wird. Bei der Vermarktung hat die Qualitätssicherung eine noch höhere Bedeutung, weil ein sehr hoher Anteil zu Lebensmittel weiterverarbeitet wird und dabei werden ganz besonders hohe Qualitätsansprüche gestellt.

Bei der Verwertung von Vollsoja am eigenen Betrieb sollen nur jene Mengen geschrotet werden, die sofort verbraucht werden können – der Luftzutritt kann bei zu langer Lagerung ranzige Körner im fettreichen Futter fördern und damit eine Qualitätsminderung verursachen.

 

Optimal für Folgefrucht

Die geringen Mengen an Ernterückständen bieten eine gute Möglichkeit für Direktsaat von Winterweizen oder Triticale als Folgefrucht. Wenn die Ernte früh erfolgt, kann natürlich auch Wintergerste pfluglos als Nachfrucht folgen. Bei späterer Ernte kann mit einer Hybridwintergerste das Anbaufenster deutlich nach hinten bis zum 12. Oktober verschoben werden. Fusarien sind nach Soja kein Problem wie beim pfluglosen Anbau von Winterweizen nach Körnermais.

 

 

Fazit

Mit einer schonenden Ernte zum richtigen Zeitpunkt wird die Grundlage für eine gute Kornqualität der Sojabohnen gelegt und damit auch für gute Preise bei der Vermarktung.

Franz BLUMENSCHEIN
Beratung Pflanzenbau
SAATBAU LINZ