10.11.2021

Sojainitiative der SAATBAU Deutschland

Neue Ölmühle in Nürnberg

Im Interview die Geschäftsführer zur neuen Initiative

Die SAATBAU Deutschland betreibt zusammen mit einem Partner ab Sommer 2021 eine Bio-Sojaölmühle in Nürnberg. Für Bio-Betriebe eine – in jeder Hinsicht – gute Neuigkeit. Das Projekt Bio-Sojaölmühle und welche Ziele damit verfolgt werden erläutern Geschäftsführer Josef FRAUNDORFER (SAATBAU LINZ eGen.), Rudolf NATTER (SAATBAU ERNTEGUT) und Hans-Albrecht MÜLLER (SAATBAU ­DEUTSCHLAND).

Was genau verbirgt sich hinter diesem „Sojaprojekt“?

Josef FRAUNDORFER: Mit einem deutschen Partner zusammen investieren wir unser in Österreich gewonnenes Know-how in eine neue Sojaölmühle im Nürnberger Hafen. Der Fokus dieses ersten Projekts liegt auf der Verarbeitung von Bio-Sojabohnen. Wir erfassen die von Bio-Betrieben im süddeutschen Raum angebauten Bio-Sojabohnen und toasten diese mithilfe eines standardisierten, hydrothermischen Verfahrens. Dies ist wichtig, um antinutritive Substanzen wie Trypsininhibitoren zu neutralisieren. Anschließend pressen wir die getoasteten Sojabohnen zu Sojaöl und Sojakuchen. Bei Auslastung der Mühle können bis zu 10.000 t Sojabohnen/Jahr verarbeitet werden, was gleichzeitig dem Anbau von über 3.500 ha regionaler Sojabohnen entsprechen wird.

Wie ist eine Saatzuchtfirma mit einer Ölmühle in Verbindung zu bringen?

Rudolf NATTER: Der Zusammenhang ist tatsächlich nicht sofort erkennbar. Die SAATBAU eGen ist in erster Linie eine bäuerliche Saatgutgenossenschaft in Linz, mit den traditionellen Geschäftsfeldern Pflanzenzüchtung, Saatgutvermehrung und -vertrieb. Traditionell beschäftigen wir uns hierbei mit über 80 landwirtschaftlichen Kulturen.
Da Österreich im Bereich der Bio-Landwirtschaft führend ist – nahezu 25 % der landwirtschaftlichen Fläche werden hier bereits biologisch bewirtschaftet – vermehrt die SAATBAU linz eGen konventionelles Saatgut, aber seit vielen Jahren auch Bio-Saatgut, mit steigender Tendenz.

Immer mehr unserer Bauern stellten ihren Betrieb auf Bio um und fragten wegen Bio-Saatgut nach, doch damit war es für uns nicht getan. Wohin die Bio-Erzeugnisse vermarkten? So nahm schließlich die SAATBAU LINZ die Erfassung, Lagerung, Aufbereitung und Vermarktung der Bio-Ware seiner Mitglieder in die Hand und schloss somit die Wertschöpfungskette. Doch einfach nur als Händler oder Makler zu agieren, war nicht das gemeinsame Ziel. Ein Mehrwert für den Landwirt soll geschaffen werden und so suchte man sich unter den Mitgliedern Landwirte aus, mit denen man z.B. in Dinkelentspelzungsanlagen, Schälmühlen oder eben Ölmühlen investierte. So entstand u.a. die größte Bio-Sojaölmühle in Österreich.

Die SAATBAU ERNTEGUT vermarktet große Mengen an Bio-Getreide; warum steht bei der SAATBAU LINZ ausgerechnet Soja im Fokus?

Hans-Albrecht MÜLLER: Bei der Eiweißversorgung in der Tierernährung herrscht aus unserer Sicht der dringendste Handlungsbedarf. In Deutschland besteht zum einen in der Tierernährung eine große Proteinlücke, was die Versorgung mit Rohproteinen auf pflanzlicher Basis anbetrifft. Diese Eiweißlücke wird aktuell mit großflächigen Importen von Bio-Soja und Bio-Sojakuchen aus China, Indien, Ukraine und Afrika gedeckt und stellt eine äußerst unbefriedigende „IstSituation“ dar. Die Wertschöpfung geht an den heimischen Betrieben vorbei.

Zum anderen kommt die gesetzliche Vorgabe hinzu, dass der ökologische Landbau bis 2022 das Ziel erreichen soll, 100 % der Futtermittel regional und ökologisch zu erzeugen. Diese 100 % Bio-Fütterung sind derzeit mit enormen Beschaffungs- und Produktionsschwierigkeiten verbunden.

Unsere Bio-Sojamühle wird uns dem Erreichen des „100 %-Ziels“ bis 2022 zumindest ein Stück weit näherbringen.

Josef FRAUNDORFER: Für dieses Projekt motivieren uns die enormen Sortenleistungen der jüngst zugelassenen Sojabohnensorten. Seit mehr als 30 Jahren legt die SAATBAU LINZ ihren Fokus auf die Züchtung von GVO-freien Sojabohnen. Der hierbei gewonnene Züchtungsfortschritt kommt nun voll zum Tragen und äußert sich v.a. in sehr leistungsfähigen, dem deutschen Klima angepassten Sorten. Der Klimawandel kommt der wärmeliebenden Sojabohne entgegen; die Wettbewerbsfähigkeit der Sojabohne steigt.

Apropos Wettbewerbsfähigkeit – wie rechnet sich der Anbau von Bio-Sojabohnen?

Hans-Albrecht MÜLLER: Um es vorwegzunehmen: besonders der Anbau von Bio-Sojabohnen ist hochattraktiv, da die Erträge von konventionell angebauter Soja und Bio-Soja nahezu auf gleichem Niveau liegen, der Erzeugerpreis für Bio-Soja aber doppelt so hoch ist.

Die Erträge von Bio-Sojabohnen in Süddeutschland schwanken je nach Wetterbedingungen und liegen im Bereich von 2,0-3,5 t/ha. Bei Bio-Ware entspricht das einer Marktleistung von 1.500–2.600 €/ha. Demgegenüber stehen Kosten von 800–900 €/ha. Der große Vorteil von Sojabohnen liegt auf der Hand: sie benötigen so gut wie keine Düngung, es gibt keine nennenswerten Krankheiten oder Schädlinge und der technische Fortschritt bei der mechanischen Unkrautkontrolle (Striegel, Rollhacke und Hackmaschine) kann die Handarbeit auf ein Minimum reduzieren. Soja stellt somit eine gute Alternative zu Raps, Ackerbohne oder Zuckerrübe dar. Die Vermarktungsaussichten für Bio-Soja in den nächsten Jahren sind sehr gut, die Preise stabil. Durch die sichere Abnahme wird der Sojaanbau planbarer und schafft es hoffentlich, sein Nischendasein zu verlassen.

Woher beziehen Sie den Rohstoff Sojabohne?

Hans-Albrecht MÜLLER: Wir bieten den süddeutschen Landwirten feste Anbau- und Abnahmeverträge an, dies auch mehrjährig. Die Erfassung erfolgt entweder in Nürnberg oder bei einem regionalen Partner. Für 2022 haben wir noch Bedarf und bieten Kaufkontrakte an. Die Anforderungen an Futtersoja sind deutlich niedriger als für Speisesoja und es gibt keine Einschränkungen bei der Sortenwahl. Wichtig ist für uns verbandskonforme Erzeugung, sowie die Rückverfolgbarkeit bis zum Feld. Gerne unterstützen wir auch Umsteller bei der Vermarktung ihrer U-Ware.

Sie sprechen von einem ersten Projekt; welche Projekte werden folgen?

Hans-Albrecht MÜLLER: Neben Soja beschäftigt sich die SAATBAU LINZ mit vielerlei anderen Bio-Kulturen und Bio-Rohstoffen. Die Lebensmittel-Industrie erfindet sich gerade neu; uns schwirren vor allem im Bio-Bereich derzeit viele Projekte im Kopf herum und die Frage ist, welches bringt für alle Beteiligten die meiste Wertschöpfung. Mehr möchte ich im Moment nicht verraten.

Mit der Gründung der SAATBAU DEUTSCHLAND 1990 versorgt die SAATBAU auch deutsche Landwirte mit Saatgut. Neben einem gut organisierten Saatgutvertrieb helfen wir den Landwirten bei der erfolgreichen Vermarktung ihrer Erzeugnisse durch den Ankauf von Bio-Ware. Unsere Stärken sind internationale Erfahrung in der Vermarktung, direkter Kontakt zum Landwirt, finanzielle Unabhängigkeit, finanzstarker Partner mit rascher Bezahlung.

Mehr Informationen auf www.saatbau.com/de

Rudolf NATTER, GF Josef FRAUNDORFER und Hans-Albrecht MÜLLER

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