24.06.2022
Kümmel passt perfekt in die Fruchtfolge
Der Anbau von Kümmel hat in Österreich eine lange Tradition und bringt als Gewürz- und Blühpflanze eine sehr gute Abwechslung nach einer Getreidekultur.
Die zweijährige winterharte Pflanze bietet bereits im Herbst eine gute Bodenbedeckung und stellt als Doldenblüter Anfang Mai eine wahre Insektenweide dar. Die Kümmelpflanze kann eine Wuchshöhe von 120 cm erreichen, ihre Pfahlwurzel verankert sie tief im Boden. Am besten entwickelt sich Kümmel auf gut versorgten, tiefgründigen und humusreichen Böden mit einem pH-Wert von 6 bis 7,5. Echter Kümmel (Carum carvi) sollte maximal alle vier Jahre auf derselben Fläche gesät werden. Weißstängeligkeit durch Befall mit Sklerotinia kann durch ausreichenden Abstand zu anderen Wirtspflanzen wie Raps oder Soja hintangehalten werden. Laut AMA Statistik werden pro Jahr rund 1.000 Hektar Kümmel in Österreich ausgesät.
Anbau und Düngeempfehlung
Der Anbau als Reinsaat nach Wintergetreide ist verbreitet, die Aussaat bereits im Frühjahr als Untersaat spielt kaum eine Rolle. Bei der Reinsaat ist ein früher Saattermin wichtig. Spätestens Anfang August sollte das Saatgut im Boden sein, damit sich vor Eintritt der Vegetationsruhe noch ein etwa 8 mm starker Wurzelhals Durchmesser bilden kann. Wichtig ist ein gut rückverfestigtes Saatbeet damit für die Keimung und den Aufgang ausreichend Wasser zur Verfügung steht. Die Anbauflächen sollten frei sein von Unkräutern wie Disteln, Kamille und Gräsern. Im Winter zieht sich die Pflanze gänzlich in die Wurzel zurück.
Kümmel ist eine kalk- und stickstoffliebende Pflanze und benötigt im Herbst und Frühjahr eine ähnliche Düngung wie Getreide. Die Stickstoffdüngung im Herbst kann durch Wirtschaftsdünger erfolgen und ist der Ertragserwartung anzupassen. Bei mittlerer bis hoher Ertragslage werden 130 bis 150 kg N/ha empfohlen, wobei bis 60 kg zur Herbstentwicklung und die restliche Stickstoffmenge im Frühjahr gegeben werden kann. Für Kümmel ist ähnlich wie bei Raps die Schwefel- und Bordüngung wichtig.


Pflanzenschutz und Schädlinge
Grundsätzlich sollte die Unkrautentwicklung aufgrund der geringen Möglichkeiten bereits in der Vorfrucht beobachtet bzw. dort entsprechende feldbereinigende Pflanzenschutzmaßnahmen getroffen werden, dies gilt besonders für Distel, Kamille und Gräser Arten. Kümmel ist ab dem 5 cm Rosettenstadium sowohl im Herbst als auch im Frühjahr eine gut verträgliche Striegel Kultur. Für den Einsatz von Herbiziden ist der aktuelle Zulassungsstand zu beachten.
Kümmel wird während und auch kurz nach dem Auflaufen gerne von Ackerschnecken befallen. Im Bedarfsfall ist bis 14 Tage nach der Aussaat mit Schneckenkorn der Feldbestand zu behandeln.
Gegen die Kümmelmotte und Kümmelgallmilbe sollte eine Behandlung kurz vor der Blüte am Abend nach dem Bienenflug erfolgen. Die Eigelege der Schädlinge sind orange bis gelb und meistens in den Blattachseln oder unter den Dolden der Blüte zu finden. Der Flug findet ab Anfang April statt. Im ersten Anbaujahr ist kaum ein Befall gegeben, die Bestandeskontrolle sollte aber im Auge behalten werden.
Pilzliche Doldenerkrankungen wie Septoria (Septoria carvi) und Mehltau können bei rechtzeitigem Einsatz mit zugelassen Mitteln in Schach gehalten werden.


Ernte und Vermarktung
Der Erntezeitpunkt für Kümmel startet mit Ende Juni wenn die Dolden abgereift und ein rotbrauner Bestand sichtbar ist. Bei den Dreschereinstellungen ist darauf zu achten, dass die Samen nicht beschädigt und von den Stielchen gut getrennt werden. Das Erntegut sollte eine Feuchtigkeit von 8 % aufweisen, bei Überschreitung wird im Lager eine schonende Trocknung durchgeführt. Wichtig ist auch, dass auf die Sauberkeit der Transportmittel geachtet wird. Für die Vermarktung muss der gereinigte Kümmel eine Reinheit von mindestens 99,8 Prozent aufweisen und frei von schädlichen Kontaminationen wie Mutterkornalkaloiden und Stechapfelsamen sein. Bei der Reinigung wird daher mittlerweile zusätzlich eine optische Sortierung standardmäßig durchgeführt. Bei unseren Kunden spielen eine Reihe von Qualitätsparametern eine wichtige Rolle, daher ist auch eine Sicherstellung der Nachvollziehbarkeit mit den Untersuchungen auf Pflanzenschutzmittel Rückstände ein wichtiges Vermarktungskriterium.
Autor
Das könnte Sie auch interessieren

News
Beikrautregulierung: Mit Untersaaten im Mais
Die stillen Helfer im Mais: Wie Untersaaten den Boden schützen und den Pflanzenschutz nachhaltig verändern können…
Mehr erfahren
News
Wo ist das Protein geblieben?
Mit den richtigen Managementmaßnahmen zu einer höheren Stickstoffeffizienz
Mehr erfahren
News
Sojasorten 2025 – Unsere Empfehlung
Die Sojabohne wird auch für das Frühjahr 2025 eine interessante Kultur bleiben.
Mehr erfahren
News
Vertragsmodell Sommerbraugerste (konventionell)
Die SAATBAU ERNTEGUT bietet für das Frühjahr 2025 wieder attraktive Vertragsmodelle mit der Sommerbraugerste LEANDRA an.
Mehr erfahren
News
Vom feinen Samen zur köstlichen Fülle
Mohn verbindet man meist mit dem Waldviertel und dem Waldviertler Graumohn, doch auch Oberösterreichs fruchtbare Ackerböden…
Mehr erfahrenOnline
05.02.2025
19.00 Uhr
SAATBAU ACKERdemie Webinar: Soja – Zuchtfortschritt und Innovation in der Saatgutinokulierung
Online
12.02.2025
19.00 Uhr
SAATBAU ACKERdemie Webinar: Winterweizen – Wo ist das Protein geblieben?
Niederösterreich