26.07.2021

Raps

Produktion und Fruchtfolge

Produktion

Der Saattermin muss auf den Betrieb abgestimmt sein, mit dem Ziel eine Vorwinterentwicklung zu erreichen, bei der die Pflanze 60-100 kg N oder mehr/ha aufgenommen hat. Dafür muss die Pflanze das 6-8 Blatt Stadium sowie einen Wurzelhalsdurchmesser von mind. 5-7 mm haben.

Folgende Faustregeln sind empfehlenswert:  

  • Je höher und nördlicher der Raps angebaut wird, desto früher sollte man säen (vor 20. August).  
  • Je mehr N-min im Boden vorhanden ist (z.B. Güllebetriebe) desto später kann gesät werden.  
  • Es sollte auch immer ein Auge auf die Großwetterlage gelegt werden, um den optimalen Saattermin zu wählen, der einen gleichmäßigen raschen Aufgang fördert. Für homogene Aufgänge unter trockenen Bedingungen ist zu überlegen, den Raps mit der Einzelkornsämaschine zu säen, vor allem bei Mulchsaaten. Dabei ist es wichtig möglichst großkörniges und gleichmäßig kalibriertes Saatgut zu benutzen. Hierfür haben wir das Präzisionssaatgut der Sorte ARTEMIS im Sortiment, das den Anforderungen der Einzelkornsämaschinen entspricht.

Eine weitere wichtige Rolle spielen die Sorten und die Züchtung. Zu früh gesäte Bestände haben ein höheres Risiko von div. Krankheiten und Schädlingen Schaden zu nehmen. Der Spagat besteht darin, nicht zu früh zu säen und trotzdem eine ausreichende Vorwinterentwicklung der Rapswurzel und der Rapspflanze zu erreichen. Neue Sorten (vor allem die TuY virusresistenten Sorten, wie ARTEMIS) haben die Eigenschaft eine sehr schnelle, zügige und massige Pflanzenentwicklung vor Vegetationsende zu haben, um die gewünschte Mindestentwicklung, auch bei späterem oder ungünstigem Anbau zu erreichen. Diese Mindestentwicklung ist die Grundlage für hohe Erträge und bessere Stresstoleranz.

Erfahrungen aus den letzten Jahren zeigten, dass zu starke Einkürzungsmaßnahmen bei Stress sich eher negativ auf den Ertrag auswirkten. Besser kamen die nicht zu stark eingekürzten „fast schon überwachsenen“ Rapsbestände über die relativ milde Winterzeit. Viel gefährlicher waren die Spätfröste im April/Mai für die Kornanlagen. 

Raps hat eine sehr gute Kompensationsfähigkeit bei guter Wurzelgrundlage, und kann bei besser werdenden Bedingungen noch einiges an Ertrag über eine gesteigerte Korngröße erzielen. 

In den letzten Jahren hatte Raps sehr stark mit der Trockenheit zu kämpfen. Ausbleibende Winter- und Frühjahresniederschläge lösen vor allem bei schlecht konditionierten Beständen mit wenig Wurzelmasse Wasserstress aus. Im Frühjahr folgt der Wasserbedarf für die Trockenmasseentwicklung der Gesamtpflanze. Bis zum Blühbeginn im April sind das 6-7 t TM und von April bis Juli 10-13 t TM.

In den entscheidenden 75 Tagen zwischen Blüte und Reife ist Wasser das Wichtigste und der Erfolgsfaktor Nr. 1. In dieser Phase müssen mind. 300 mm Niederschlag oder als Feldkapazität zur Verfügung stehen. Die hohen Temperaturen und die damit verbundene höhere Verdunstung und Veratmung des Rapses sind einer der Hauptgründe stagnierender Erträge.

In den letzten Jahren konnten Züchter sehr gut unter Trockenheit, Hitze und Frost selektieren. Neben höchstem Kornertrag und Ölgehalt wird auf N-Effizienz, Robustheit, Trockenstresstoleranz und eine zügige Jugendentwicklung geachtet, um sich bestens an die variablen Umweltbedingungen anzupassen.Zum Faktor Ertragssicherheit zählt auch der Ausbau der vorhandenen Krankheitsresistenzen, vor allem mit dem Hintergrund, dass Pflanzenschutzmittel mehr und mehr in Kritik stehen. Phoma- sowie Wasserrübenvergilbungsvirusresistenz gehören schon fast zur Standardausrüstung einer modernen Topsorte. Das unterstreicht auch die Raps Sortenwertprüfung der AGES, wo die Sorte ARTEMIS das Highlight dieser neuen stressgeprüften Sortengeneration darstellt. 

Fruchtfolge

Die Gestaltung der Fruchtfolge mit Winterraps ist nach wie vor eines der effektivsten Werkzeuge des Pflanzenbauers. Rentable Getreidefruchtfolgen sind ohne Raps nur schwer vorstellbar. Winterraps als ertragssichernde Frucht behält auch in Zukunft seine Vorzüglichkeit in der Fruchtfolge und sichert hohe Getreideerträge.Eine Ausdehnung des Getreideanteils wird aus ackerbaulicher wie betriebswirtschaftlicher Sicht auf wenige geeignete Standorte begrenzt bleiben. Auch dort zahlt sich Winterraps aus, denn seine Vorteile addieren sich bei der Betrachtung der Fruchtfolge. 

  • Die Vorfruchtwirkung des Rapses auf nachfolgenden Winterweizen liegt nachweislich bei 10-20 % gegenüber der Vorfrucht Weizen. 
  • Die Erleichterung der Bodenbearbeitung für die Nachfrucht spart Kosten beim Maschineneinsatz und kann mit ca. 30 €/ha bewertet werden. 
  • Weitere Einsparungen treten beim Pflanzenschutz der Nachfrucht auf, weil der Winterraps selbst weitestgehend unkrautfrei bleibt und durch seine Beschattung typische Ungräser wie Ackerfuchsschwanz und Windhalm unterdrückt. Auch im Hinblick auf Fußkrankheiten wie Halmbruch und Schwarzbeinigkeit dient Raps als Gesundfrucht für das nachfolgende Getreide. 
  • Raps in der Fruchtfolge bricht Arbeitsspitzen. 
  • Das gut ausgebildete Wurzelsystem des Winterrapses reicht bis in die tieferen Bodenschichten und verbessert die Nährstoffverfügbarkeit für die Folgefrüchte. 

Fruchtfolgen in pfluglosen Anbauverfahren

Ökonomische Überlegungen und intensiver Einsatz von Produktionsmitteln (Pflanzenschutz-/Düngemittel) sowie leistungsfähiger Maschinen haben den Stellenwert der Fruchtfolge z.T. überlagert. Vor allem der Pflugeinsatz mit dem Prinzip des „reinen Tisches“ ermöglicht enge Fruchtfolgen und kann negative Fruchtwirkungen ausgleichen. In pfluglosen Anbausystemen, insbesondere bei der Direktsaat, ist die Fruchtfolge von entscheidender Bedeutung für das Gelingen des Systems. 

In extremen Wintergetreidefruchtfolgen ist der pfluglose Ackerbau bis hin zur Direktsaat sehr schwierig zu handhaben und nur mit hohen Risiken sowie ansteigenden Kosten in der Produktionstechnik – vor allem im Pflanzenschutz – zu realisieren. Durch die Auflockerung der Fruchtfolge (Einschaltung einer Sommergetreideart, besser noch einer Blattfrucht wie z.B. Winterraps) sinken zunächst die sonst extremen Anforderungen an die Saattechnik, sodass selbst bei Direktsaaten lückenlose, homogene Pflanzenbestände auflaufen können. Damit ist der erste und wichtigste Baustein für hohe Erträge gelegt.

Um ein möglichst risikoloses Management und eine hohe Ertragssicherheit pflugloser Systeme zu gewährleisten, ist eine Fruchtfolge anzustreben, in denen der Anteil an Blattfrüchten bzw. Sommerungen 50 % beträgt. 

Andreas AUINGER
Produktmanagement Getreide, Alternativen
SAATBAU LINZ