13.10.2021

Rapserdfloh – Tipps für den praktischen Umgang

Es sind Bilder, die Grund zur Besorgnis geben und den typischen Herbstschädling Rapserdfloh auch im Frühjahr 2021 in Deutschland und Österreich in den Fokus rücken ließen.

Mehrere Larven im Vegetationspunkt, die durch ihre Fraßtätigkeit die apikale Dominanz gebrochen hatten, so dass die Pflanze buschig weiterwuchs, sind ursächlich für diese Situation.

Herausforderung bei warmer Witterung im Spätherbst

Eine gute Bekämpfung des Rapserdflohs ist mittlerweile zur großen Heraus­forderung im Rapsanbau geworden. Milde Temperaturen auch noch in den Monaten November bis Januar sorgen dafür, dass Weibchen weiterhin Eier ablegen können. Die Gelbschalen­kontrolle beschränkt sich somit nicht mehr nur auf die typischen Zuflugsmonate September und Oktober, sondern geht weit über das Gewohnte der Vergangenheit­hinaus. Dabei ist für die späte Eiablage überwiegend kein neuer Zuflug die Ursache, sondern es sind die Weibchen, die bis dahin – warum auch immer – in den Rapsbeständen überlebt haben. Somit kommt der zielgerichteten Bekämpfung eine Schlüsselrolle zu.

Befallene Altrapsflächen sind
Ausgangsherd

Die Beurteilung der Käfersituation für die Neuaussaat beginnt mit der Beobachtung zur Rapsernte. Aussagen, wie diese: „Gefühlt laufen die Rapskörner auf dem Wagen…“ weisen auf ein stärkeres Auftreten hin. Nach der Ernte findet man die Käfer noch eine gewisse Zeit in der Rapsstoppel, bevor sie ihre Sommerruhe in Knick- und Waldrändern absolvieren. Das bedeutet aber keine wirkliche Entspannung, sondern die „Ruhe vor dem Sturm“. Die neuen Rapsflächen werden ab Anfang September bevorzugt bei Temperaturen von 16–20 °C angeflogen. Spätestens dann muss die Gelbschale auf dem Acker stehen. Da die Rapserdflöhe eher zufällig reinhüpfen und nicht explizit auf die Farbe Gelb fliegen, sollten die Schalen leicht eingegraben werden. Der Aufwand ist zwar etwas höher, die Fängigkeit der Schalen aber ebenso!

 

Besonderes Augenmerk für eine Gelbschalenüberwachung gilt für Flächen, die in der Nähe zu Altrapsflächen liegen, wo im letzten Frühjahr stärkerer Befall mit Rapserdflohlarven beobachtet wurde. Die Gelbschalen müssen dann dort in der Nachbarschaft zu Altrapsflächen bzw. speziell in der Nähe der Sommerquartiere (Knicks, Waldsäume, etc.) aufgestellt/eingegraben werden. Allerdings auch gut erreichbar sein, damit die Bereitschaft einer regelmäßigen Kontrolle gegeben ist! Es lohnt sich durchaus mehrere Schalen aufzustellen/einzugraben. Bei stärkerem Zuflug innerhalb eines kurzen Zeitraums sollten die Gelbschalen täglich kontrolliert und das Wasser gewechselt werden. Werden Altrapsflächen erst spät bearbeitet, um den Auflaufraps zu beseitigen, suchen auf einen Schlag viele Rapserdflöhe ein neues Zuhause. Die neu gesäten Flächen, die dann am nächsten liegen, werden bevorzugt angeflogen.

Lichtempfindlichkeit des Käfers

Nach dem Zuflug vollziehen die Käfer einen Reifungsfraß und schreiten erst ca. Anfang Oktober zur Eiablage. Mit Beginn des Reifungsfraßes setzt eine Lichtempfindlichkeit ein. Praxis­beobachtungen, wonach tagsüber keine Rapserdflöhe im Bestand gesichtet wurden und die Gelbschale dann morgens gut gefüllt war, bestätigen den Effekt der Lichtempfindlichkeit.

Das bedeutet, in der Dämmerung und nach Sonnenuntergang sind die Käfer besonders aktiv. Die Lichtempfindlich­keit der Käfer ist besonders stark während und kurz nach dem Reifungsfraß ausgebildet. Später, im Zuge der Eiablage, schwächt sie sich ab bzw. verschwindet ganz, so dass dann im Oktober Käferaktivität am Tage für eine Behandlung förderlich ist.

Zeitpunkt für ersten Insektizideinsatz

Der Reifungsfraß wird immer dann problematisch, wenn starker Zuflug auf gestresste Bestände trifft. Anfangs kleine Fraßlöcher wachsen mit, so dass sie optisch dramatischer wirken. Gut entwickelte Pflanzen können mehr Fraßschäden tolerieren.

Eine in diesem Zeitraum eventuell notwendige Behandlung (Bekämpfungs­schwelle 10 % Lochfraß plus Zustand der Pflanzen) sollte, möglichst zum Ende einer Warmwetterphase, da ­bisheriger Zuflug dann erfasst wird und neuer dann aufgrund kühlerer Temperaturen vorerst nicht stattfindet, und aufgrund der Lichtempfindlichkeit in der Dämmerung, erfolgen. Spritzungen direkt in Warmwetterphasen erzielen keine Dauerwirkung.

Bekämpfung der Rapserdflöhe vor Eiablage

Ab Anfang Oktober schreiten die Weibchen zur Eiablage. Diese ist temperaturgesteuert. Dabei kann ein Weibchen bei günstigen Temperaturen bis ins neue Frühjahr hinein bis zu 600 Eier ablegen.

Aus den Eiern entwickeln sich Larven, die sich in die Blattstiele einbohren und diese minieren. Sind die Larven einmal in den Blattstielen, ist die Bekämpfung deutlich schwieriger. Es gilt also, die Behandlung der Rapserd­flöhe vor der Eiablage durchzuführen. Die Bekämpfungs­schwelle liegt bei mehr als 50 Käfern/Gelbschale innerhalb von drei Wochen. Wobei der Fokus auf der Anzahl der Käfer liegt.

Wirkungsunterschiede der ­Pyrethroide

Unter den Pyrethroiden Wirkstoffen gibt es Wirkungsunterschiede. Lambda-­Cyhalothrin ist der stärkste Wirkstoff gegen Rapserdfloh. Innerhalb der Lambda-­Cyhalothrine gibt es wiederum Abstufungen basierend auf der Formulierung (KARATE®­-Zeon mit Mikro­kapselierung > andere ­CS-Formulierungen, beispielsweise JAGUAR® > EC > WG). Unterschiede äußern sich in Wirkungsschnelligkeit und Dauer.

 

Manja Landschreiber
Referentin Pflanzenschutz
Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein
Abteilung Pflanzenbau, Pflanzenschutz, Umwelt