14.04.2023

Winterroggen Bestandesführung - Kühl und regnerisch bis ca. 20. April 2023

Aktuelle Witterung, Bestimmung des Entwicklungsstadiums bei Winterroggen und Empfehlungen zu Wachstumsregulierung, Düngung und Pflanzenschutz

Aufgrund der Verteilung der Roggenflächen Österreichs vorwiegend auf das Mühl- und Waldviertel bzw. auf das Trockengebiet im Osten Österreichs ist der Roggen öfters von Wassermangel betroffen, gerade weil er zumeist auch auf den schwächeren Flächen der Betriebe steht. Derzeit ausreichende Niederschläge und aufgrund der in den meisten Teilen Österreichs idealen Herbstwitterung sind die meisten Roggenbestände optimal entwickelt und bereits voll bestockt in den Vegetationsbeginn gegangen. Aufgrund der Trockenheit in der Bestockungs- und Schoßphase sind derzeit optimal entwickelte bis zu dünne Bestände die stärker reduziert haben anzutreffen. Da in den letzten Jahren der Trend verstärkt zu Hybridroggen wie KWS Tayo gegangen ist, welche hohe und stabile Erträge über höhere Einzelährenerträge bringen, sind noch immer hohe Erträge auch bei dünneren Beständen möglich, sofern ausreichend Niederschläge für die Kornfüllung zur Verfügung stehen.

Entwicklung

Aufgrund der aktuellen Witterung sind in weiten Regionen die Felder nicht befahrbar. War die Entwicklung der Getreidebestände Anfang April lt. Portal der ÖHV noch um ca. 14 Tage weiter fortgeschritten als 2022 sind wir derzeit auf Gleichstand, d.h. die kühle Witterung hat den Vorsprung aufgebraucht. Sehr früh gesäte Bestände sind etwas weiter und befinden sich zwischen EC 31 und EC 32, spätgesäte Bestände sind zumeist max. EC 30 – 31. Um die entsprechenden Maßnahmen richtig zu terminisieren ist es wichtig das Stadium am eigenem Bestand zu bestimmen.

Am Bild sehen wir den Bestockungsknoten, den ersten und den zweiten Halmknoten. Wäre der erste Halmknoten weniger als 1 cm vom Bestockungsknoten entfernt hätten wir noch EC 30, ist er mehr als 1 cm entfernt haben wir EC 31 erreicht. Wenn der zweite Halmknoten mindesten 2 cm vom ersten Halmknoten entfernt ist haben wir EC 32 vorliegen. Bei dieser Pflanze befinden wir uns folglich in Stadium EC 31.

Düngung

Die Schossergabe wurde im Roggen je nach Bestandesdichte in dünneren Beständen schon früh im EC 30 – 31 gegeben, in dichteren Beständen und auf besseren Böden sollte sie aber eher erst in EC 32 mit einer Höhe von ca. 60 – 80 kg N/ha fallen. Damit ist die Düngung bei Roggen dann soweit abgeschlossen – eine Spätstickstoffgabe ist nicht nötig und könnte sich auf die Qualität unter Umständen sogar negativ auswirken.

In einigen Beständen zeigen sich leichte Vergilbungen durch Manganmangel der auch die Wurzelausbildung hemmt. Dieser sollte sich nach ausreichenden Niederschlägen bessern, falls doch nicht können sie diesen noch durch Zugabe eines Manganblattdüngers bei Pflanzenschutzüberfahrten mindern.

Wachstumsregler

Die Entwicklung ist zwar durch die momentan kühleren Temperaturen verzögert, wird aber ab 20. April bei steigenden Temperaturen und länger werdenden Tag sehr schnell gehen. Im Stadium EC 31 – EC 32 haben wir den idealen Zeitpunkt für den Halmverkürzereinsatz erreicht. Dem richtigen Halmverkürzereinsatz ist eine hohe Aufmerksamkeit zu schenken, um die Standfestigkeit abzusichern und damit das hohe Ertragspotenzial des Roggens auszuschöpfen.

Die besten Einkürzungseffekte werden im EC 31 – EC 32 erzielt.  Die meisten Produkte haben eine Zulassung von EC 29 bis EC 49. Mit Moddus (bzw. Produkten die den Wirkstoff Trinexapac des Moddus enthalten) stehen hier erprobte und gut wirksame Produkte mit einer Aufwandmenge zur Verfügung. Bei allen Produkten ist besonders die

Zulassungssituation und Mischbarkeit (Herbizide, Fungizide, Blattdünger…) zu beachten. Prodax als weiterer Wachstumsregler stellt eine Mischung aus einem Wirkstoff des Medax Top und dem Wirkstoff des Produktes Moddus dar. Es vereint laut Anbieter auch die Vorteile dieser beiden Produkte – eine etwas temperaturunabhängigere und längere Wirkungsdauer als die der Einzelprodukte (Aufwandmenge 0,5 -1,0 kg /ha).

Je wärmer und strahlungsintensiver (derzeit eher nicht gegeben!) das Wetter ist, umso stärker ist die einkürzende Wirkung. Achtung auch bei Kombinationen mit Fungiziden, die ebenfalls die Wirkung verstärken. Allgemein gilt – je später der Einsatz der Wachstumsregulatoren erfolgt, umso geringer ist der Effekt auf die Halmfestigung, da die einkürzende und den Halm stabilisierende Wirkung nur mehr den Neuzuwachs betrifft. Die Halmwandverdickung im unteren Bereich und die Einkürzung zwischen den unteren Internodien die für die Verbesserung der Standfestigkeit essentiell sind, schaffen wir bei verspäteten Einsatz nicht mehr.

Zu einem späteren Zeitpunkt bzw. bei noch immer lagergefährdeten Beständen kann mit dem Wirkstoff des Cerone (Ethephon) auch später noch eine merkbare Einkürzung zwischen Ähre und letzten Blatt erreicht werden (zugelassen je nach Produkt von EC 37 bis EC 49).

Generell gilt für alle Wachstumsregler, dass der Einsatz immer den Standortbedingungen, der Sorte und der Wasserversorgung des Standortes angepasst erfolgen sollte um Schäden zu vermeiden – das gilt vor allem auf trockenen Standorten.

Pflanzenkrankheiten

Die wesentlichsten Risikofaktoren sind Braunrost, Rhynchospoium und Mutterkorn. Derzeit ist der Krankheitsdruck zwar eher niedrig, kann aber nach den ausgiebigen Niederschlägen deutlich ansteigen. Sie können je nach Witterung mit entsprechenden Fungiziden mit Betonung auf guter Rostwirkung reagieren. Hier gilt es die aktuellen Empfehlungen und Warndienste der Landwirtschaftskammern zu verfolgen. Der Fungizideinsatz muss spätestens vor der Blüte des Roggens abgeschlossen sein, in der Blüte dürfen keine Fungizide eingesetzt werden. Hier haben wir ausreichend Produkte mit vorbeugender und guter kurativer Leistung zur Verfügung.

Anders gestaltet es sich beim Mutterkorn – Mutterkorn ist die Überdauerungsform eines Pilzes (Claviceps purpurea) der Gräser und Getreide befällt und je nach Jahr mehr oder weniger stark auftritt und damit zu Schwierigkeiten in der Vermarktung der Ernteware führt. Die Anfälligkeit wurde durch Pollen plus Sorten wie KWS Tayo deutlich reduziert, nichtsdestotrotz gilt es einige Faktoren zur Minimierung des Risikos zu beachten.

Die Sporen des Mutterkornpilzes infizieren Gräser vor allem aber den Fremdbefruchter Roggen und Triticale. Zu stark eingekürzte Bestände, ungleich abblühende Bestände und verregnete Blühwitterung führen zu erhöhtem Mutterkornbesatz. Hier gilt es, das alles was eine

gleichmäßige, schnelle Blüte fördert und später schossende bzw. später blühende Pflanzen vermeidet den Mutterkornbesatz reduziert. Vorsicht ist vor allem bei hohen Roggenanteilen in der Region bzw. bei Roggen auf Roggen geboten. Ebenfalls problematisch sind Pflanzenschutzmaßnahmen ohne oder mit zu schmalen Fahrgassen da niedergefahrene Pflanzen später blühen und sehr oft deutlich stärker mit Mutterkorn befallen werden. Zusätzlich reduziert das Abhäckseln von Feldrändern den Mutterkornbesatz.

Bitte wie immer bei den Düngungsempfehlungen die Richtlinien der sachgerechten Düngung und bei den Pflanzenschutzanwendungen die Registrierungsauflagen zu beachten.

In diesem Sinne wünscht Ihnen die Saatbau Linz viel Erfolg und für Fragen zu Sorten und Bestandesführung stehen Ihnen unsere Mitarbeiter im Außendienst und ich gerne zur Verfügung!

Albert MÜLLNER
Beratung Pflanzenbau
SAATBAU LINZ