07.12.2023

Precision seeding – Maisaussaat aus der Vogelperspektive

Wichtigstes Ziel der teilflächenspezifischen Bestandesführung ist die Verknüpfung von Informationen und Akteure, um Betriebsmittel effizienter und umweltschonender umzusetzen.

Unter der Bezeichnung Precision Seeding bietet die SAATBAU LINZ ein digitales Tool an, um die Ertragssicherheit im Maisanbau in Verbindung mit klimafitten Maissorten weiter zu steigern. Das Produkt aus langjährigen internen Versuchen bzw. in Zusammenarbeit mit der Innovation Farm Wieselburg und der Kooperation mit der Farm Management Software ist seit dem Jahr 2023 auf dem Markt.

Das Wachstum der Maispflanzen korreliert eng mit den Bodennährstoff- und Bodenwassergehalten, weshalb von uns zu allen Sorten Saatstärkeempfehlungen je nach Region, Bodenbeschaffenheit und Wasserversorgung abgegeben werden. Da die Maispflanze über die verschiedenen Ertragskomponenten wie Pflanzenanzahl, Kolben pro Pflanze, Kornzahl pro Kolben und TKG unterschiedliche Umweltbedingungen ausgleichen kann, ist die empfohlene Saatstärke immer ein Produkt aus Ausschöpfung des Ertragspotenzials, Trockenheitstoleranz, Standfestigkeit und Saatgutkosten. Die Bodenqualität innerhalb eines Feldes ist selten homogen, bessere Wasserversorgung auf Teilen des Feldes kann höhere Saatstärken je nach gewählter Sorte in deutliche Mehrerträge umsetzen. Niedrigere Saatstärken auf sehr trockenen Teilen des Feldes verbessern die Stresstoleranz und Trockenheitsverträglichkeit des Maisbestandes. Precision Seeding bei Mais ermöglicht in Verbindung mit einer, an das Feldstück angepassten Sortenempfehlung deutlich differenzierte Bestandesdichten auf ein und demselben Feld, basierend auf Bodenbeschaffenheit, Ertragsniveau und mehrjährigen Wetterdaten der jeweiligen Feldstückszonen.

Erstellung der Applikationskarten

Die Applikationskarten widerspiegeln das Ertragspotenzial der Teilflächen des jeweiligen Feldstücks. Sie werden aus mehrjährigen Satellitendaten erstellt, die Aufwuchs- bzw. Biomasseunterschiede in einem Raster von 10 x 10 m erkennen und stehen für alle potentiellen Maisschläge in Österreich zur Verfügung. Je nach Heterogenität des Feldes wird meist in drei bis neun unterschiedliche Ertragszonen unterteilt und die Saatstärke, ausgehend von einer Basissaatstärke auf den besseren Zonen, entsprechend erhöht bzw. auf den schwächeren Zonen abgesenkt. Die Kompetenz der SAATBAU LINZ in Kooperation mit Farmdok liegt darin, aus der Flut an Daten Signalwerte und Basisdaten herauszufiltern und darauf aufbauend die richtigen Entscheidungen zur Erstellung der Applikationskarten zu treffen.

Ergebnisse und Schlussfolgerung

Die teilflächenspezifische Maisaussaat als Risikoabsicherung für trockene Vegetationsperioden wurde im heurigen Versuchsjahr bewiesen. Die enormen Niederschlagsunterschiede zeigen diesen Effekt anhand an den Ertragssteigerung zwischen Teilfächen- und Fixer-Variante. In Seibersdorf und Premstätten, wo es ein Defizit von 25% bzw. 15% gab, lag die Ertragssteigerung bei 13% bzw. 5%. In Hörsching und Zarnsdorf, wo ein Niederschlagsüberschuss von 11% und 32% aufzuweisen war, lag die Ertragssteigerung bei 1% bzw. -1%.

Im Umkehrschluss bedeutet das jedoch auch, dass die teilflächenspezifische Aussaat in extrem feuchten Jahren zu keinem signifikanten Ertragsverlust führt. Die Zusatzkosten für eine Teilflächenspezifische Aussaat sind mit 9 €/ha dadurch leicht zu kompensieren. Die Mehr bzw. Minderkosten für Saatgut ergeben sich aus der jeweiligen Zonierung des Feldes. Besonders bei Bio-Betrieben rentieren sich solche Aussaatvarianten schneller, da wenige Prozent Ertragssteigerung aufgrund des höheren Erlöses reichen um etwaige Mehrkosten abzudecken.

Österreich 2020 - 2023

Versuche konv. + Bio – Mehrerträge absolut

Zusammengefasst kann gesagt werden, dass die Variable Maisaussaat als Risikoabsicherung für trockene Jahre ihren Zweck erfüllt. Gerade im Hinblick auf die sich ändernde Klimaveränderung hin zu mehr Dürreperioden und Wetterextremen, kann die teilflächenspezifische Aussaat eine Möglichkeit zur Bewältigung dieser neuen Herausforderung sein.

Im Bezug auf eine standortbezogene Bewirtschaftung ist das Argument der Betriebsmitteleinsparung bei der variablen Aussaat so nicht zu bestätigen. Der Verbrauch von Saatgut hängt demnach von der Zonierung der jeweiligen Fläche ab.

Die Versuchsjahre 2020 und 2021 zeigen, dass der Mehrwert dieser Aussaatvariante sehr stark mit dem Niederschlag und den jeweiligen Wärmesummen korrelieren. Dennoch zeigte sich auch eine Tendenz, dass speziell im Trockengebiet trotz eines deutlichen Niederschlagüberschusses ein Mehrertrag möglich ist, was auf die unterschiedlichen Bodenbonitäten zurück zu führen sein könnte. Dazu müssten jedoch noch weitere Untersuchungen angestellt werden, um diese Hypothese zu bekräftigen.