11.08.2023

Rapsanbau 2023 – 8 wichtige Fakten

Rapsanbau ist über seinen Erlös und seine Vorfruchtwirkung attraktiv. Jedoch stagnierten in den letzten Jahren die Rapserträge in der Praxis. Um dieser Tatsache entgegenzuwirken gilt es alle Produktionsfaktoren zu optimieren um das maximale Ertragspotenzial voll auszuschöpfen. Wir brauchen hohe Erträge – nachfolgend die 8 wichtigsten Fakten damit der Rapsanbau erfolgreich funktioniert:

1. Ausfallraps beseitigen

Eine der größten Gefahren für die Entwicklung der neu ausgesäten Rapsbestände sind vom Wind verbreitete Sporen von Ausfallrapsbeständen aber auch Schädlinge wie Rübsenblattwespe, Rapserdfloh, Ackerschnecken und Mäuse finden in Ausfallraps ideale Bedingungen vor. Spätestens zum Aufgang der neu gesäten Bestände sollte der Ausfallraps in der Region durch eine etwas tiefere Bodenbearbeitung beseitigt sein.

2. Richtige Bodenbearbeitung vor Raps

Die Sorte und die Wurzel machen den Ertrag – das Ertragspotenzial des Raps wird in wesentlichem Ausmaß im Herbst durch entsprechend tiefe Bodenbearbeitung und exakte Aussaat festgelegt. Eine gute Wurzelausbildung ist hauptverantwortlich für Höchsterträge und abhängig von der Durchwurzelbarkeit des Bodens, d.h. eine ausreichend tiefe Lockerung ist eine Grundvoraussetzung. Ob mit oder ohne Pflug ist nicht so entscheidend, sehr wohl aber die Bearbeitung auf Krumentiefe. Ziel des Saatbetts ist es möglichst viel Feinerde im Keimhorizont bei gutem Bodenschluss zu schaffen und gleichzeitig die Struktur zu erhalten um Verschlämmungen vorzubeugen.

3. Saatstärke anpassen

Die Saatstärke sollte sich bei Liniensorten wie RANDY bei früher Aussaat bei ca. 50 K/m² und bei Normalsaat bei ca. 50 – 60 K/m² bewegen. Bei Hybridrapssorten mit rascher Herbstentwicklung wie ARTEMIS, LG AUCKLAND und DK EXAURA kann bei früher Aussaat mit ca. 40 K/m², bei Normalsaat mit 40 – 50 K/m² und bei Spätsaat mit 50 – 60 K/m² gesät werden.

4. Düngung sicherstellen

Ein idealer Rapsbestand mit 10 – 12 Blättern und ca. 10 – 15 mm Wurzelhalsdurchmesser kann bis zu 100 kg N/ha und darüber bereits im Herbst aufnehmen und bis ins Frühjahr konservieren. Somit kann Raps je nach Bodengüte, Vorfrucht, Stroheinarbeitung oder -abfuhr und langjähriger organischer Düngung eine Düngung von ca. 30 – 50 kg N/ha im Herbst benötigen. Der Zeitpunkt und die Menge der Düngung richtet sich nach der Entwicklung und dem Saatzeitpunkt. Während bei früh gesätem Raps (v.a. Hyb ridraps) zugewartet werden kann, um ein Überwachsen zu vermeiden sollte später (bzw. witterungsbedingt zu spät) gesäter Raps unmittelbar zur Saat mit Dünger versorgt werden. Die Grunddüngung wird zu Raps idealerweise schon zur Grundbodenbearbeitung gegeben und eingemischt, kann aber auch noch zur Aussaat oder danach gegeben werden – achten Sie bei der Kalidüngung auf trockene Bestände.

Die wichtigsten Spurenelemente Bor und Molybdän haben Einfluss auf die Pollenfertilität und Pollenbildung, ein Mangel kann Befruchtungsstörungen auslösen. Im Herbst empfehlen wir eine einmalige Bordüngung von 150 g/ha. Eine direkt am Saatkorn aufgebrachte Menge Molybdän (OPTICARE Beizung) sichert die ausreichende Versorgung der jungen Rapspflanze im Herbst gerade unter ungünstigen Witterungs- oder Bodenverhältnissen ab.

 

5. Kalkung bringt Vorteile

800 – 1000 kg/ha Branntkalk  oberflächlich auf den vorbereiteten Acker ausgebracht und dann im Zuge der Aussaat in den Boden eingearbeitet bringt vielerlei Vorteile: die Krümmelstabilität des Oberbodens bliebt auch bei stärkeren Niederschlagsereignissen erhalten, der Boden verschlämmt nicht so schnell, das Wasser kann besser in den Boden eindringen (weniger Erosion), der pH-Wert wird stabilisiert, eine gewisse phytosanitäre Wirkung gegen Schnecken und ein nachgewiesene Wirkung gegen Kohlhernie bringen zusätzliche positive Effekte.

6. Schädlinge im Auge behalten

Im Herbst haben wir es bei den tierischen Schädlingen v. a. mit Kohlerdfloh, Rapserdfloh, Rübsenblattwespe, Kleiner Kohlfliege, Schnecken und Mäusen zu tun. Eine intensive Beobachtung der Bestände in Verbindung mit der neuen insektiziden Beizung Buteo start + Opticare sichert die Herbstentwicklung. Buteo start ermöglicht einen Schutz der jungen Rapspflanzen bis zum 2 – 3 Blatt Stadium.

Rapserdfloh: Gelbschalen aufstellen und Fraßtätigkeit beobachten. Bei starkem Fraß an den Keim und Laubblättern (über 10 % der Blattfläche) bzw. bei Fangzahlen je Gelbschale von mehr als 35 Rapserdflöhen in 3 Wochen empfiehlt sich eine Behandlung mit registrierten Produkten. Ansonsten sollte mit dem Insektizideinsatz der Hauptzuflug bis zum ersten Larvenschlupf (meist Ende Sept. – Anfang Oktober) abgewartet werden. Die Larven sind schwerer bekämpfbar. Weiters empfiehlt es sich die Monitoringergebnisse unter www.warndienst.at abzurufen.

 

7. Fungizid- und Wuchsregulierung im Herbst

Alle Maßnahmen mit Fungiziden im Herbst haben einerseits das Ziel, ein Überwachsen der Bestände (Abheben des Vegetationskegels und Sprossstreckung) zu verhindern. Eine Sprossstreckung vor Winter erhöht nicht nur das Auswinterungsrisiko, sondern mindert auch die Verzweigungsleistung der Rapspflanze und schränkt den Tiefgang der Rapswurzel ein. Andererseits werden durch Fungizide Infektionen mit Wurzelhals- und Stängelfäule (Phoma lingam) hintangehalten, was vor allem in engen Rapsfruchtfolgen wichtig ist. Die effektivste Maßnahme im Sinne des integrierten Pflanzenschutzes ist der Anbau von Sorten mit guter Krankheitsresistenz v.a. gegen TuYV und Phoma wie ARTEMIS oder LG AUCKLAND.

8. Erfolgreiche Herbstunkrautbekämpfung

Der wichtigste Faktor, um unerwünschte Unkräuter hintanzuhalten ist eine erfolgreiche Herbstunkrautbekämpfung in Verbindung mit einem wüchsigen, gut Unkrautunterdrückenden Rapsbestand. Die Unkrautbekämpfung sollte im Raps im Vorauflauf oder im frühen Nachauflauf mit Schwerpunkt auf Kamille und Klettenlabkraut (je nach Region auch Storchschnabel und Besenrauke) durchgeführt werden, da die Wirkung der meisten Produkte auf keimende und kleine Unkräuter am besten ist. In diesem Fall ist das richtige Stadium der Unkräuter für den Zeitpunkt der Anwendung wichtiger als die passende Bodenfeuchte. Es stehen in den letzten Jahren aber auch Metazachlorfreie Produkte für den späteren Nachauflauf (ab dem 2 Blatt bzw. 6 Blattstadium) bzw. für Wasserschon und -schutzgebiete zur Verfügung.

Fazit:

 

Hohe Rapserträge werden im Herbst angelegt – über Bodenbearbeitung, Aussaat, Sortenwahl und Ackerhygiene sind viele Probleme im Vorfeld besser zu lösen als durch Pflanzenschutz!