23.04.2021
Bedeutung des Rapses
für den Imker/die Biene
Raps ist für die Imker eine sehr interessante Kultur.
Wild- und Honigbienen lieben die Rapsblüten, da sie sehr reich an hochwertigem Eiweiß (Pollen) und zuckerreichem Nektar sind. Die Entwicklung der Bienenvölker im Frühjahr wird durch die Rapsblüte gewaltig vorangetrieben. Die Wanderung mit Bienenvölkern zur gezielten Nutzung von Trachten für die Optimie-rung der Wirtschaftlichkeit und Einkommenssituation ist für viele erwerbsorientierte Imkereien ein fixer Bestandteil des Betriebsablaufes. Die Honigbiene zählt zu den drei wichtigsten Nutztieren der Menschheit. Durch ihre soziale Lebensweise, ihrem großen Flugradius und ihre hohe Volksstärke ist sie der optimale Bestäuber für landwirtschaftlich angelegte Kulturen. Das macht sie zu einem unverzichtbaren Partner in der modernen Landwirtschaft.
Wild- und Honigbienen sind für die Bestäubung
Neben der Honigbiene (Apis mellifera) kommen noch viele, in Österreich beheimatete Wildbienen als Bestäuberinnen in Frage, wie Sandbienen, Mauerbienen, Schmalbienen Hummeln aber auch Schwebfliegen.
Honig – und Wildbienen haben einen sehr unterschiedlichen Flug- und Sammelradius. Honigbienen sind Langstreckenflieger und fliegen bis zu 3 km oder 6 km, je nach Trachtangebot. Wildbienen sind im Gegensatz dazu Kurzstreckenflieger und haben eine durchschnittliche Flugdistanz ca. 100–1200 Meter. Daher sollten Nahrungsgrundlage und Nistmöglichkeit, zur Förderung von Wildbienen in unmittelbarer Nähe sein. Wildbienen sind Solitärbienen und leben alleine.
Honigbienen sind staatenbildend und können in einer Traube überwintern. Nach der Sommersonnenwende wird mit der Aufzucht der Winterbienen begonnen. Sommerbienen leben ca. 4–6 Wochen und Winterbienen bis zu 6 Monate.
Raps ist vorwiegend selbstbestäubend oder fremdbestäubt durch den Wind (autogam oder anemogam). Das bedeutet das 70 % des Samenansatzes durch Selbstbestäubung erfolgt. Fremdbestäubung durch Tiere führt allerdings zu einer Ertragssteigerung von 10–40 %. Das heißt, windige Standorte und Bestäuber – wie unsere Bienen – können den Ertrag deutlich erhöhen. Für eine optimale Bestäubungsleistung sind 4–6 Bienenvölker pro Hektar notwendig. Die Bienen sollten relativ nahe an den Kulturen stehen. Honigbienen sind sehr effiziente Tiere und je weiter eine Biene fliegen muss desto kräftezehrender ist auch der Rückweg und somit steigt der Eigenverbrauch an Nektar.
Raps gibt ab ca. 13° C Nektar ab. Der Bienenflug erfolgt ab ca. 8° C, sodass ab ca. 9 Uhr die ersten Sammlerinnen am Rapsschlag eintreffen. Je nach Witterung dauert der Bienenflug bei Raps bis ca. 19 Uhr an. Wildbienen fliegen schon bei niedrigeren Temperaturen und beginnen bei ca. 4° C zu arbeiten. Wild- und Honigbienen ergänzen sich somit optimal.
Honigbienen sind blütenstet und ortstreu. Das heißt bei einem Sammelflug transportieren die Bienen den Pollen von Blüte zu Blüte und verbessern so die Bestäubung des Rapses. Sie bleiben dem Sammelareal treu und fliegen immer auf die gleiche Kultur, bis diese nicht mehr ertragreich ist.
Honigbienen brauchen Wasser. Vor allem im Frühjahr und Sommer, wenn es heiß und trocken ist eine ausreichende Wasserversorgung für unsere Honigbienen sehr wichtig. Das Aufstellen einer Bienentränke in der Nähe des Bienenstandes ist von Vorteil. Ein gutes Wirtschaftsvolk hat einen jährlichen Wasserbedarf von 20–30 Liter.
Raps ist für eine Imkerei, aber vor allem bei den Erwerbsimkern, eine Kultur mit hohem wirtschaftlichen Potenzial. Bei gutem Flugwetter, guter Nektarsekretion und starken Bienenvölkern sind Erträge von 20–30 kg pro Bienenvolk zu erwarten. Daraus ergibt sich ein Potenzial von 200–450 kg Rapshonig pro Hektar.
Beim Pflanzenschutz auf Bienen achten!
Imker und Landwirte brauchen den Raps. Raps soll in der Blüte nur in Ausnahmefällen mit Pflanzenschutzmitteln behandelt werden. Blütenbehandlungen werden in der Öffentlichkeit und insbesondere von den Imkern sehr kritisch gesehen. Es werden vereinzelt Rückstände von Insektiziden, aber auch Fungiziden, im Honig und im Blütenpollen gefunden und machen den Honig somit nicht mehr verkehrsfähig. Deshalb wird empfohlen, Behandlungen gegen Schädlinge und Krankheiten vor Blühbeginn abzuschließen oder außerhalb der Bienenflugzeit ab 19 Uhr.
Notwendige Pflanzenschutzmaßnahmen, die der Raps für eine rentable Produktion ohne Zweifel braucht, können bei nicht sachgerechter Durchführung zu Problemen für die Gesundheit der Bienen führen. Solche Schwierigkeiten lassen sich vermeiden, wenn der Landwirt die Pflanzenschutzmittel entsprechend der Zulassung und der guten fachlichen Praxis einsetzt. Beiderseitiges Verständnis und ein guter gegenseitiger Informationsfluss sind notwendig, um Bienen und Pflanzen gesund zu erhalten. Bei einer erfolgreichen Zusammenarbeit kann der Imker guten Honig ernten und der Landwirt freut sich, durch die erfolgreiche Bestäubung über einen höheren Ertrag im Raps.
Bienenhaltung in Oberösterreich
Die Bienenhaltung ist nach wie vor im Nicht-Erwerbsbereich ein Trend, besonders auch in Österreich, wo aktuell mehr als 30.000 Imkerinnen und Imker ca. 390.000 Bienenvölker betreuen. Den höchsten Anteil daran trägt Oberösterreich mit knapp 21 %. Oberösterreich ist das Bundesland mit den meisten Imkern und Bienenstöcken. Im Jahr 2019 wurden rund 80.000 Bienenvölker von rd. 8.080 Imkern betreut. Die Imkerei ist dennoch klein strukturiert und liegt mit durchschnittlich ~10 Völkern pro Imker unter dem nationalen Durchschnitt. Erfreulich ist auch, dass die Imkerinnen und Imker immer jünger werden. Vor allem Frauen interessieren sich zunehmend für die Imkerei.
Die produzierte Honigmenge in Österreich schwankt, je nach Honigjahr, zwischen 4.000 und 5.000 Tonnen. Der durchschnittliche Honigertrag je Volk lag im Jahr 2019 in etwa bei 26 kg. Der jährliche Verzehr an Honig beträgt rd. 1 kg pro Einwohner, der Selbstversorgungsgrad Österreichs liegt zwischen 40 % und 50 %. Ungefähr die Hälfte der benötigten Honigmenge wird importiert (Grüner Bericht 2020). Meist aus anderen EU-Mitgliedstaaten, Mittelamerika, der Ukraine oder China. Mit dem importierten Honig aus Drittstaaten, der teilweise nicht den EU-Qualitätsstandards entspricht, können oberösterreichische Imkerinnen und Imker aufgrund der höheren Produktionskosten preislich nicht konkurrieren. Dieser ist entweder verfälscht oder mit Zucker- oder Reissirup gestreckt. Daher ist die Herkunftskennzeichnung für Honig besonders wichtig. Derzeit ist bei Mischhonig aus EU- und Drittstaaten lediglich die Kennzeichnung „Mischung von Honig aus EU-und Nicht-EU-Ländern“ nötig. Laut einer Studie der Biene Österreich nimmt der Marktanteil im Lebensmittelhandel an inländischem Honig stark zu und der Anteil an ausländischem Honig ab. Die Konsumenten greifen vor allem zu inländischem Bio Honig, dies ist eine sehr erfreuliche Entwicklung.
DI Dr. Petra Haslgrübler, BEd.
Leiterin Bienenzentrum OÖ
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