03.08.2021

Begleitsaaten zu Raps

Ziemlich beste Freunde

Die Rapsanbaufläche kam in Österreich spätestens mit dem Verbot der neonicotinoiden Beizen unter Druck, veränderte klimatische Bedingungen tragen außerdem ihren Anteil dazu bei. Eine Möglichkeit, den schwieriger werdenden Produktionsbedingungen zu begegnen sind Begleitsaaten, die gleichzeitig mit der Rapsaussaat auf‘s Feld kommen.  

Raps mit Begleitsaat mag auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheinen, bietet aber einige Vorteile. Seit 2016 versuchen wir mit dieser einfachen Form einer Mischkultur, den größer werdenden Herausforderungen in der Kulturführung zu begegnen. Grundsätzlich folgen wir hier der Überzeugung, dass eine höhere Diversität am Feld mögliche Stressfaktoren für die Kulturpflanze abfedert und erstaunlich viele Vorteile bietet: 

 

  • „Produktion“ von Stickstoff für den Raps durch eingesäte Leguminosen 
  • Verdrängung von Schädlingen, v.a. des Erdflohs im Herbst 
  • dadurch eine Verringerung des Herbizid- und Insektizideinsatzes 
  • verbesserte Assimilationsleistung, Durchwurzelung, Diversität sowie Kohlenstoffbindung  

 

Aussaat und Pflanzen

Ausgesät werden die Begleitsaaten gleichzeitig mit dem Raps zum ortsüblichen Zeitpunkt ab etwa dem 20. August über einen eigenen Sätank, von dem aus das Saatgut vor den Packerrädern gestreut wird. In Versuchen haben wir das Saatgut auch vermischt, hier sollte aber aufgrund einer möglichen Entmischung nur für wenige Hektar auf einmal gemischt werden.

Die Aussaatstärke des Raps wird dabei um etwa 20–25 % reduziert, wir säen dabei etwa    30–35 Pflanzen am m² in Drillsaat bei 12,5 cm Reihenabstand.  

Während die ersten Gehversuche mit einer reinen Leguminosenmischung aus Rotwicke, Saatwicke und Alexandrinerklee durchgeführt wurden, kamen im Laufe der Jahre auch andere Pflanzenarten hinzu. Hier gilt es aber, mit großem Fingerspitzengefühl vorzugehen. Nicht umsonst investieren Saatguthersteller inzwischen mehrere Jahre, um diverse marktreife Mischungen zusammenzustellen. Letztlich sollen die Begleitsaaten die Hauptkultur fördern und schützen, keinesfalls jedoch schädigen. Bei unseren Versuchen konnte als Beispiel bei der Einsaat von Phacelia ein unerwünschtes Längenwachstum des Raps im Herbst beobachtet werden. Daher ist eine mögliche Lichtkonkurrenz durch Pflanzenarten, die große Blätter entwickeln und im Herbst sich noch deutlich vom Boden abheben, zu beachten! 

Sommerwicken, Kleearten, Ackerbohnen (wenn die Saattechnik eine separate tiefere Ablage erlaubt) und Lupinen – die meisten Leguminosen sind jedenfalls bestens geeignet. Erweitert wird unsere Mischung mit Öllein, Ramtillkraut und Buchweizen. Im Herbst 2020 haben wir erstmals auch Weißklee als winterharte Komponente beigemischt, um im Frühjahr eine Untersaat im Bestand zu haben. Wenn kein Druck von Ausfallgetreide erwartet wird, sollte man auch über langsam wachsende Grasarten nachdenken. Schafft man es, die Begleitsaat im Herbst fließend in eine Untersaat im Frühjahr übergehen zu lassen, herrscht bereits nach der Rapsernte über den Sommer eine Vegetation mit direkter Assimilationsleistung. Ausfallraps ist in einem solchen Fall kein großes Thema. Die Körner bleiben in der Untersaat, bekommen keinen Bodenschluss und verlieren durch die direkte Sonneneinstrahlung die Keimfähigkeit. Ein schöner Nebeneffekt, um Dormanz zu verhindern. 

Regional unterschiedlich verhalten sich einige Pflanzenarten in Mischungen, so frosten Sommerwicken und heuer erstmalig auch Alexandrinerklee nicht sicher ab, stören den Raps im Frühjahr in der Entwicklung aber nicht. 

Pflanzenschutz

Als verträgliche Herbizidstrategie für die Begleitsaat hat sich eine Behandlung mit 1,5 l Butisan Gold (statt der üblichen 2,5 l) im Vorauflauf erwiesen. Auf Schlägen mit einem hohen Unkrautdruck kann dies aber nicht ausreichend sein, eine Korrektur im Frühjahr ist möglich.  

Je nach Jahr entwickeln sich die Begleitsaaten unterschiedlich, dementsprechend ist auch die ablenkende Wirkung in Bezug auf den Erdfloh zu beobachten. In Jahren, in denen die Begleitsaat zügig wächst, ist der Druck des Schädlings deutlich geringer und kann unter der Schadschwelle liegen. 

Ein wesentlicher Baustein neben den Begleitsaaten ist eine nitratfreie Düngung und eine gute Versorgung mit Spurenelementen. Um den Nitrat- und Zuckergehalt in der Pflanze im Auge zu behalten, hilft am Feld der Brixtest mit einem Refraktometer. Für genauere Analysen empfiehlt sich ein Blattsafttest durch ein geeignetes Labor. Gerade junge Rapspflanzen benötigen freies Calzium und Bor, je nach Nitratgehalt kann aber z.B. auch Molybdän eine Insektizidbehandlung abwenden. 

Im Schnitt der Jahre ist es gelungen, den Insektizideinsatz u.a. durch die Begleitsaaten aber deutlich zu reduzieren, einzelne Flächen konnten komplett insektizidfrei geführt werden. 

Düngung

Aufgrund in der Begleitsaatmischung enthaltenen Leguminosen, ist eine Stickstoffdüngung im Herbst nicht zielführend. Einzig eine moderate Wirtschaftsdüngergabe im späteren Herbst, wenn der Boden bereits vollständig bewachsen ist, wird durchgeführt. Im zeitigen Frühjahr werden schwefelhaltige Ammoniumdünger eingesetzt, um den ersten Bedarf des Raps abzudecken. Je nach Entwicklung der Begleitsaat kann im Laufe der Vegetation mit durchaus beachtlichen Mengen an verfügbarem Stickstoff für die Kulturpflanze gerechnet und dementsprechend die Düngung reduziert werden.  

Ertragsleistung

Im Schnitt der Praxisversuche der letzten 5 Jahre lag die Mehrleistung beim Ertrag bei 4 %. Da dieser Wert nicht von Exaktversuchen stammt, ist dies eher zu vernachlässigen. In Jahren, in denen die Kulturpflanze aufgrund der Witterung großem Stress ausgesetzt war, war die Mehrleistung der Begleitsaatvarianten deutlich höher als in „einfacheren“ Rapsjahren.  

 

Fazit

Begleitsaaten helfen der Kulturpflanze, Stresssituationen durch Schädlingsdruck und schlechte Witterungsbedingungen besser zu meistern. Außerdem kann der Einsatz von Betriebsmitteln reduziert werden – welcher meist alleine die höheren Aufwandskosten der Aussaat kompensiert. Als Nebeneffekt erhält man eine „Zwischenfrucht in einer Hauptkultur“, die Aufgaben wie Erosionsschutz, Bodenbedeckung, Diversität und Bodenaufbau übernehmen kann. 

 

Franz WINKELHOFER
Landwirt
Obmann Stv. Boden.Leben