03.08.2022

Bio-Anbau und Markt Einflussfaktoren

Welche Herausforderungen stellen sich derzeit den Bio-Landwirten? Welche Einflüsse kommen auf diese zu oder haben bereits Relevanz?

Die neue EU-Bio-Verordnung 848/2018 hat markttechnisch keine Auswirkungen. Es gibt ein paar Änderungen, welche jedoch auf die Preise keine Auswirkungen haben werden.

NEUES ÖPUL 2023

Im zukünftigen ÖPUL sind neue Regeln eingebaut, wie beispielsweise die Fruchtfolgeregel. Diese besagt, dass auf max. 55 % der Ackerfläche ein- und dieselbe Kultur gesät werden darf und je nach Größe des Betriebes drei oder vier Kulturen gesät werden müssen. Eine weitere Neuerung ist, dass auch Biobetriebe auf 7 % ihrer Fläche Biodiversitätsflächen aussäen müssen. Der Einfluss auf den Markt wird nicht spürbar sein.

KLIMAWANDEL ÄNDERT
KULTURARTENSPEKTRUM

Der Klimawandel wird derzeit merklich spürbar. Bereits zum Anbau stellt Frühjahrstrockenheit die Landwirte vor Herausforderungen, so auch in den letzten Jahren. In manchen Gebieten schien ein Anbau ohne Bewässerung zum Aufgang sehr schwierig. Das Klima hat bereits einen Einfluss auf den Markt, wer hätte sich vor 10–15 Jahren vorstellen können, dass im Waldviertel Sojabohne gedeiht! Wesentlichen Anteil daran, dass die Sojabohne auch in kühleren Lagen gedeiht, hat das Zuchtprogramm der Saatzucht Donau. Der Reifebereich der Sorten erstreckt sich von sehr früh (z.B. die 0000-Sorte AMBELLA) bis mittelspät (0-Sorte KRISTIAN). Früher kamen Sojabohnensorten aus Kanada, heute importiert Kanada österreichische Genetik. Die Grannenweizen unserer Tochter Saatzucht Donau gewinnen weiter an Bedeutung, da sie aufgrund der Genetik, der Zuchtauswahl und des strengen Prüfverfahrens für künftige wärmere Witterung bestens geeignet sind. Hervorzuheben ist hier die Sorte AURELIUS, die zurzeit die
größte Qualitätsweizensorte in Österreich ist. Die Zahl der steigenden Hitzetage, besonders im Frühsommer, machen es unseren Kulturpflanzen schwer. Eingewanderte Neophyten bevorzugen dieses Klima und können sich dadurch besser ausbreiten (z.B. Stechapfel, Ambrosia, usw.). Der Klimawandel wird künftig mehr Einfluss auf den Markt haben.

NEUE EU-VERORDNUNG ZU TROPANALKALOIDEN

Diese Verordnung gibt Grenzwerte bei Tropanalkaloiden zu Buchweizen, Hirse und unverarbeitetem Nassmais vor und tritt mit 1. September in Kraft. Künftig wird der Rispenhirseanbau nur dort Sinn machen, wo kaum Stechapfel oder Bilsenkraut vorkommt. Dasselbe gilt auch für andere Frühjahrskulturen. Es muss auf eine optimale Beikrautregulierung geachtet werden, sowie auf eine ausgewogene Fruchtfolge. Dieser Einfluss auf den Markt ist kurzfristig nicht relevant. Längerfristig sehr wohl, sollten wir das Thema Giftpflanzen nicht ernst nehmen. Andreas Sarg setzt auf eine ausgewogene Fruchtfolge für einen  gesunden Ertrag.

UKRAINE KRIEG UND SONSTIGE KRISEN

Niemand kann abschätzen, wie lange der Krieg andauert. Ob Ware von der Ukraine exportiert wird, vor allem wann? Sollte ein Export stattfinden, wird dieser nicht wie bisher über die Schwarzmeerhäfen laufen. Derzeit versuchen alle Länder ihre Vorräte aufzufüllen, wodurch die Preise am Weltmarkt enorm zugelegt haben. Insbesondere China kauft enorme Mengen Getreide u.v.a..

SPEKULATION, ANGST

Beides hat auf den Markt und die Preise den größten Einfluss! Da können wir Bauern durch unseren Anbau nichts ändern oder beeinflussen!

PREISSTEIGERUNGEN IN ALLEN BEREICHEN

Preise sind derzeit eine Momentaufnahme. Die wichtigste Frage ist, wie sind da die Preise zur Ernteabrechnung! Zurzeit eher leicht rückläufig!

ANBAUSTRATEGIE FÜR DEN HERBST

Es wird nicht die Kultur(en) geben mit denen ich als Bio-Betrieb im nächsten Jahr gewaltig Gewinn mache. Es werden alle Preise steigen, wenn der Markt diese Kultur benötigt. Einige Bio-Betriebe spekulieren bereits damit, dass gewisse Kulturen massiv im Preis steigen werden, wie z.B. die Bio-Sojabohne. Die Vergangenheit hat uns gezeigt, dass es auch hier Grenzen gibt. Wenn europäische Soja zu teuer ist, wird es wieder interessant werden, diese von Drittstaaten zu importieren.

Betriebe mit engen Fruchtfolgen bekommen rasch Probleme mit dem Boden, mit Schädlingen, Resistenzen oder Ernteverlusten. Es wird weiter ein Thema sein, eine geregelte Fruchtfolge zu haben. Natürlich
dem Markt angepasst. Es wird Kulturen geben wie den Roggen, der in Gunstlagen nicht sinnvoll ist. Es wird Speisegetreide genau so gefragt sein, wie auch Futtergetreide. Bei Weizen ist aufgrund von Weizensteinbrand auf einen Fruchtfolgeabstand zu achten.

Der Fruchtfolgeabstand ist neben dem Originalsaatgutbezug, die einzige Möglichkeit diesen in Schach zu halten. Auf ein ausgewogenes Verhältnis von Winterungen und Sommerungen sollte ebenfalls geachtet werden. Hier im Besonderen auf Neophyten, die sich hauptsächlich in Sommerungen, wie Mais und Soja aber auch in Herbstkulturen ausbreiten. Auch Sonderkulturen sollte man in seiner Fruchtfolge nicht vergessen, hierbei gilt es, sich vorweg einen gültigen Abnahmevertrag zu sichern.

Fruchtbare Böden sind unser wichtigstes Kapital. Eine schonende Bearbeitung und die Steigerung der Bodenfruchtbarkeit durch Humusaufbau hat oberste Priorität. Durch Zwischenfruchtmischungen können unproduktive Zeiträume genutzt werden, in denen kostenlose Sonnenenergie für den Boden und unser Bodenleben gebunden wird. Vielleicht mag es für den einen oder anderen Bio-Betrieb auf Grund der Preise verlockend sein, seine Fruchtfolge und/oder seinen Boden übergebührlich zu fordern. Meine Frau und ich werden weiter auf ihrem Bio-Betrieb eine ausgewogene Fruchtfolge fahren mit dem Ziel, einen gesunden
Ertrag zu erwirtschaften und unsere Grundlage, den Boden, fit zu halten.

“Fruchtbare Böden sind unser wichtigstes Kapital. Humusaufbau hat oberste Priorität!”

Andreas SARG
BERATUNG BIO
SAATBAU LINZ