02.02.2022

Die Weiße Lupine (Lupinus albus)

Eine Leguminose mit Zukunft?

Die Lupine ist mit einer Anbaufläche von 427 ha (Quelle AMA Flächen 2021) in Österreich neben Körnererbse (5.634 ha), Ackerbohne (6.633 ha) und sonstigen Eiweißfrüchten (7.148 ha) ein reines Nischenprodukt. Die Sojabohne zählt zwar laut AMA zu den Ölfrüchten, ist aber mit 75.892 ha mit Abstand die Nummer 1 unter den Leguminosen. Lupinen kann man in 3 verschiedene Arten unterteilen – die Blaue oder Schmalblättrige Lupine (Lupinus angustifolius), die Gelbe Lupine (Lupinus luteus) und die Weiße Lupine (Lupinus albus). Durch die Züchtung neuer, anthraknosetoleranter und somit ertragsstabilerer Sorten bei der Weißen Lupine, wird diese Kulturart und somit die Anbaufläche in den nächsten Jahren sicher zunehmen.

Die Lupine hat mit 35 – 40 % in der Trockenmasse den höchsten Eiweißgehalt heimischer Leguminosen. Der Einsatz ist sehr vielseitig und reicht von hochwertigem Eiweißfutter in der Tierhaltung bis zur Verwendung in der Humanernährung. Für die Lebensmittelproduktion ist es auf jeden Fall empfehlenswert, sich vorher einen Abnehmer zu suchen.

Die Lupine hat ein tiefreichendes Wurzelsystem, welches bis zu 3 m tief, sofern es der Boden erlaubt, gehen kann. Durch dieses ausgeprägte Wurzelsystem kann sie Phasen mit Trockenheit gut überdauern und sogar Bodenverdichtungen durchwachsen. Als Leguminose kann die Lupine nicht nur Stickstoff sammeln, sondern auch noch Phosphor aus dem Boden gut aufschließen. Durch all diese Eigenschaften trägt diese Pflanzen einen großen Anteil zur Bodenfruchtbarkeit bei. Als gute Vorfrucht, speziell für Wintergetreide, hinterlässt sie ca. 40 bis 60 kg/ha N und eine gute Bodenstruktur für die Folgekultur.

Wichtig ist von Beginn an ein möglichst unkrautfreies Feld. Die Lupine ist in der Jugendentwicklung am Beginn etwas zögerlich und hat somit in dieser Phase eine schwache Unkrautunterdrückung. Standorte mit einem hohen Pool an Stickstoff sollten eher gemieden werden (Leguminose!). Mais, aber auch Getreide sind gute Vorfrucht für die Lupine. Nicht zu empfehlen ist Raps wegen der Gefahr von Durchwuchs. Nach Möglichkeit sollte die Grundbodenbearbeitung bereits im Herbst durchgeführt werden, damit im Frühjahr nur mehr eine seichte und wassersparende Saatbeetbereitung notwendig ist.

Für die Weiße Lupine sind leichte und trockene Sandböden sowie staunasse Standorte ungeeignet. Der pH-Wert sollte im Bereich 5,5 bis etwa 7,0 liegen. Tiefgründige Böden ermöglichen Höchsterträge. Standorte mit extremer Frühjahrstrockenheit können Probleme beim Feldaufgang verursachen.

Die Weiße Lupine hat ein durchaus weites Saatzeitfenster von ca. Mitte März bis Mitte April. Sobald die Böden gut abgetrocknet und befahrbar sind und eine Bodentemperatur von 4 °C erreicht haben, kann der Anbau durchgeführt werden. Die Aussaat sollte in ein mittelfeines und rückverfestigtes Saatbeet auf 2 – max. 4 cm erfolgen. Nicht zu tief säen, da die Lupine auf zu tiefe Saat empfindlich reagiert (epigäische Keimung wie Sojabohne). Spätfröste bis ca. -6 °C werden toleriert.

Als optimale Saatstärke werden bei der Weißen Lupine 50 bis 60 Körner/m² herangezogen. Durch das sehr hohe TKG (300 – 450 g) ergeben sich beachtliche Saatgutmengen je Hektar. Als Anbauverfahren ist die herkömmliche Drillsaat mit Getreide- oder doppeltem Getreideabstand bzw. die Einzelkornsaat möglich. Einzelkornsaat wird schwerpunktmäßig dort zur Anwendung kommen, wo eine mechanische Beikrautregulierung mittels Hacke (vorrangig im biologischen Anbau) durchgeführt wird.

Grundsätzlich hat der Reihenabstand keinen signifikanten Einfluss auf den Ertrag. Dieser sollte eher an die betrieblichen Gegebenheiten (Bio oder konv.) angepasst werden.

Vor dem Anbau ist es unbedingt erforderlich, das Saatgut mit einem geeigneten Produkt zu beimpfen. Die SAATBAU LINZ bietet hier das flüssige Produkt „TURBOLUPIN“ an. Die Impfung sollte in einem kühlen und vor übermäßigem UV-Licht geschützten Raum (z.B. Maschinenhalle) durchgeführt werden. Die Anwendungsbedingungen sind gleich wie bei „TURBOSOY“ für Sojabohne.

Der Pflanzenschutz erfolgt hauptsächlich im VA mit ein paar wenigen Produkten. Hier sollte für eine gute Wirkung ausreichend Bodenfeuchtigkeit vorhanden sein. Lediglich eine Bekämpfung von Ungräsern kann im NA durchgeführt werden. Wichtig ist, sich hier im Pflanzenschutzmittelregister der AGES über die Anwendung und Produktmöglichkeiten zu informieren. Weiters ist der Einsatz von Striegel (Blindstriegel bzw. ab 2 Blattstadium) und Hacke durch aus möglich – entscheidend ist, dass der Bestand bis zum Reihenschluss sauber bleibt!

Da die Lupine eine Leguminose ist, kann sie sich selbst mit Hilfe von Knöllchenbakterien mit Stickstoff versorgen. Wichtig dabei ist jedoch, dass das Saatgut vorher geimpft wird und für die Knöllchenbakterien gute Bedingungen im Boden (keine Verdichtungen oder Staunässe) vorherrschen. Eine weitere Besonderheit der Lupine ist, dass die Wurzel mit Hilfe von Zitronensäureausscheidungen Phosphor aus dem Boden aufschließen kann und somit bei mittlerer Versorgungsstufe auch keine P-Düngung notwendig ist. Lediglich bei Stufe A und B sind 10 bis 20 kg/ha empfehlenswert. Der Bedarf an Kalium liegt bei rund 40 bis 80 kg/ha und sollte auf jeden Fall, besonders auf leichteren Böden, gedüngt werden.

Kalium steuert den Wasserhaushalt in der Pflanze und ist somit verantwortlich für die Trockenheitstoleranz der Pflanze. Ein weiterer wichtiger Nährstoff ist Magnesium als zentraler Bestandteil des Chlorophylls. Mengen von 10 – 20 kg/ha sind auch hier empfehlenswert. Der Nährstoff Schwefel nimmt bei der Weißen Lupine einen sehr hohen Stellenwert ein, da er maßgeblich an der Symbiose zwischen Wirtspflanze und Rhizobien beteiligt ist bzw. Bestandteil von Proteinen ist. Da Schwefel leicht im Boden ausgewaschen wird, sollten ca. 30 kg/ha über den Boden zugeführt werden. Blattspritzungen mit Bittersalz können den Bedarf hier nicht decken.

Mit Einsatz von diversen Düngern wie Patentkali, Kieserit, Kaliumsulfat usw. kann eine Grunddüngung der wichtigsten Nährstoffe (K, Mg, S) vor dem Anbau erfolgen.

Als wichtiger Mikronährstoff ist dann noch Bor zu erwähnen. Bor ist wichtig für die Befruchtung bzw. den Kohlehydratstoffwechsel und die Entwicklung der Knöllchenbakterien. Mit einer Borspritzung knapp vor Reihenschluss als Standardmaßnahme ist hier das Nötigste getan. Eine Kombination mit einem Fungizid gegen Anthraknose ist zu diesem Zeitpunkt durchaus möglich.

Als bedeutender Schädling ist der Blattrandkäfer zu erwähnen. Der Schädling ist durch den bogenförmigen Fraß leicht zu erkennen und sollte bei einer Schadschwelle von ca. 5-10 Käfer/m² mit dafür zugelassenen Insektiziden (siehe AGES Pflanzenschutzmittelregister) bekämpft werden. Der Käfer kann bei starkem Befall einen Ertragsausfall bis ca. 50 % verursachen. Die Bekämpfung sollte bei Überschreitung der Schadschwelle in Betracht gezogen werden, da die Larven die Knöllchen fressen und so die Versorgung mit Stickstoff eingeschränkt wird.

Als bedeutendste Krankheit im Lupinenanbau zählt die Anthraknose (Colletotrichum lupini). Am wenigsten anfällig ist hier die Blaue Lupine im Gegensatz zur Gelben und Weißen Lupine. Doch mittlerweile gibt es bei der Weißen Lupine Sorten wie CELINA, welche eine gute Toleranz gegen diese Krankheit aufweisen. Typisch für diese Krankheit sind die eingesunkenen Brennflecken, verdrehte Stängel und abgeknickte Blattstiele, später stirbt die Pflanze dann ab.

Das bedeutet zwar, das CELINA an Anthraknose erkranken kann, sich jedoch der Befall an der Pflanze und im Bestand viel langsamer ausbreitet. Daher ist die Sorte CELINA wesentlich ertragsstabiler. Da sich Anthraknose über das Saatgut ausbreitet, ist es umso wichtiger, untersuchtes ORIGINALSAATGUT zu verwenden! Die Verwendung von gesundem Saatgut und eine Anbaupause von über 6 Jahren sind der Grundstock für einen einwandfreien und gesunden Bestand. Weiters kann ein nicht zu dichter Bestand mit besserer Durchlüftung der Krankheit entgegenwirken und auch der Einsatz von registrierten Fungiziden kann Abhilfe schaffen.

Sobald die Körner in den Hülsen rascheln, ist eine gute und zügige Ernte durchführbar. Die Hülsen stehen aufrecht nach oben und sind bei der Weißen Lupine gut platzfest. Die Ernte kann mit einem herkömmlichen Schneidwerk ohne Probleme durchgeführt werden. Beim Drusch sollte wie bei Sojabohne auf eine schonende Dreschereinstellung geachtet werden, damit die Kornqualität nicht leidet.

Die SAATBAU LINZ hatte zur Ernte 2021 erstmalig 9,3 ha der Weißen Lupine CELINA in Vermehrung. Um verschiedene Produktionsgebiete zu sehen, wurden die Vermehrungen im Zentralraum, in Kirchberg/Thening, und im Waldviertel, im Bereich Raabs/Thaya, ausgesät. Beide Bestände zeigten sich von Beginn an sehr schön und blieben von der gefürchteten Krankheit Anthraknose verschont. Zum Zeitpunkt der Blüte waren einige Tage mit durchaus höheren Temperaturen und dabei wurde beobachtet, dass die Pflanzen teilweise Blüten abwarfen. Durch die weitere gute Wasserversorgung 2021 konnten sich die Hülsen und Körner sehr gut entwickeln. Im Zeitraum Ende August/Anfang September wurden die Bestände mit einem Ertrag von durchschnittlich 3.895 kg/ha geerntet. Das 1. Versuchsjahr hat gezeigt, dass diese Kulturart durchaus Potential hat und von den Gunstlagen des Zentralraumes bis in rauere Lagen des Waldviertels seine Anbaueignung hat. Es wird sich zeigen, wie sich die Weiße Lupine in den nächsten Jahren entwickelt und welche Bedeutung diese Kulturart erreichen wird. Für die Ernte 2022 sind wieder neue Flächen geplant. In welchem Ausmaß, wird stark von der Verfügbarkeit von Basissaatgut und von der Nachfrage nach Lupinensaatgut abhängig sein.

 

Andreas OBERAUER
Feldproduktion
SAATBAU LINZ