19.06.2023

Kümmelanbau – Nischenproduktion mit Chancen und Herausforderungen

Interview mit Landwirt und Kümmelproduzent Markus Mader in Pichl bei Wels

Wir treffen Markus Mader am Feld und erhalten aus erster Hand wertvolle Einblicke in den Kümmelanbau. Er erläutert Chancen, Risiken und Vorteile des Kontraktanbaus sowie die Rolle des Kümmelanbaus in der Fruchtfolge.

SAATBAU: Welche Gründe sprechen für Sie als Landwirt für den Kümmelanbau und wie erfolgte der Einstieg in diese landwirtschaftliche Nische?

A: Wir wollten 2016 unsere Fruchtfolge auflockern und stellten zuerst Überlegungen an, Raps anzubauen. Zufällig wurden wir dann darauf aufmerksam, dass die Saatbau Linz zum damaligen Zeitpunkt weitere Landwirte für den Kümmelanbau suchte. In der Folge beschäftigten wir uns näher mit Anbau und Kulturführung von Kümmel und stellten rasch fest, dass Kümmel gut zu unserem Betrieb passen würde.

Folgende Gründe sprechen aus unserer Sicht für den Kümmelanbau auf unserem Betrieb:

  • Auflockerung der Fruchtfolge/ Integration einer Blattfrucht in unsere halmfruchtlastige Fruchtfolge
  • Idealer Gülleverwerter im Frühjahr nach dem Wiederaustrieb
  • gutes Durchwurzelungsvermögen, hinterlässt garen Boden;
  • deutlich geringerer Schädlingsdruck als bei Raps, dadurch weniger Zeitaufwand für Bestandeskontrolle und Bekämpfungsmaßnahmen – vor allem im Nebenerwerb ein bedeutender Faktor.

SAATBAU: Für den Kümmelanbau benötigt man spezielles Know-how. Welche Anbauvoraussetzungen sind für den erfolgreichen Kümmelanbau erforderlich – wo liegen die Risiken?

A: Der Kümmel besticht durch seine attraktive weiße Blüte im Frühjahr, die das Interesse der Konsumenten weckt. Da Kümmel Mitte bis Ende Juli gesät wird und aufgrund der kleinen Korngröße sehr seicht abgelegt werden muss, ist entsprechender Niederschlag nach der Saat notwendig – bei fehlendem Regen im Sommer besteht das Risiko eines Totalausfalls. Mit ordentlicher Rückverfestigung des Saatbetts kann man jedoch den Kümmel auch bei trockenen Bedingungen unterstützen. Zur Bekämpfung von Problemunkräutern wie Kamille oder Kreuzkraut stehen begrenzt Herbizide zur Verfügung.

SAATBAU: Welche Vorteile bietet die Kontraktlandwirtschaft für Kümmelanbauer und welche Rolle spielt sie bei der Sicherung von Absatzmöglichkeiten für Kümmelproduzenten?

A: Die SAATBAU garantiert eine Abnahme der gesamten Ernte, unabhängig vom Ertragsniveau. Das erleichtert den Einstieg in den Kümmelanbau sehr. Ohne gesicherte Abnahme würden wir keinem Landwirt den Einstieg in den Kümmelanbau empfehlen. Die SAATBAU kann mit der gebündelten Menge am Markt als verlässlicher Lieferant für österreichische Abnehmer auftreten. Davon profitieren auch wir Produzenten.

SAATBAU: Welche Krankheiten und Schädlinge stellen eine Bedrohung für den Kümmelanbau dar und wie können sie bekämpft werden?

A: Kümmel ist wie viele unserer Kulturpflanzen anfällig für Sklerotinia. Daher müssen entsprechende Anbaupausen beim Kümmel selbst, sowie zu anderen anfälligen Kulturen wie Raps oder Soja eingehalten werden.
Zudem können in Gebieten mit intensivem Kümmelanbau pilzliche Doldenerkrankungen und Doldenschädlinge auftreten. Diese sind aber mit zugelassenen Fungiziden bzw. Insektiziden bekämpfbar.

SAATBAU: Wie wird der Kümmel geerntet und weiterverarbeitet, um qualitativ hochwertige Produkte zu erhalten?

A: Wir ernten Winterkümmel in der Regel Anfang bis Mitte Juli mit einem Rapstisch am Mähdrescher. Nach der Ernte ist ein rascher Abtransport zur Übernahmestelle der Saatbau wichtig. So kann eine zügige Nachtrocknung und Aufbereitung gewährleistet werden.

SAATBAU: Welche Rolle spielt der Kümmelanbau in der Diversifizierung der landwirtschaftlichen Produktion und der Förderung nachhaltiger Anbausysteme?

A: Aufgrund seiner guten Durchwurzelungsleistung und der guten Bodengare die Kümmel hinterlässt, können wir die Bodenbearbeitung zur Folgefrucht deutlich reduzieren.

SAATBAU: Welche Rolle spielt der Kümmelanbau in der Fruchtfolge und welche positiven Effekte kann er auf die Bodengesundheit und die nachfolgenden Kulturen haben?

A: Durch den raschen Anbau nach Wintergerste ist noch viel Stroh auf der Oberfläche. Das schafft einen guten Erosionsschutz bis der Kümmel die Reihen schließt.

Das Interview mit Markus Mader lieferte interessante Einblicke in den Kümmelanbau und verdeutlichte, dass diese Nischenproduktion Herausforderungen birgt und spezifisches Fachwissen erfordert. Wir wünschen Markus Mader weiterhin viel Erfolg für die nächste Ernte und hoffen, dass der Kümmelanbau weiterhin seinen Platz in der landwirtschaftlichen Produktion findet.

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Kräuter & Gewürze
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