27.02.2024

Saatzucht Donau – Sojazüchtung für die Eiweißwende in Europa

Europas Erfolge im regionalen Sojaanbau eröffnen neue Horizonte. Die Saatzucht Donau prägt als Wegbereiter nicht nur den Markt, sondern gestaltet auch die Zukunft des europäischen Sojaanbaus.

Die Landwirtschaft Europas zeichnet sich durch eine hohe Produktivität aus, wobei die EU bei den meisten agrarischen Rohstoff en, die aufgrund klimatischer Bedingungen in größerem Maßstab produziert werden können, eine weitgehende Selbstversorgung aufweist oder zumindest einen relativ hohen Selbstversorgungsgrad verzeichnet. Eine markante Ausnahme bildet jedoch pfl anzliches Eiweiß, insbesondere Sojabohnen und Sojaschrot, die in erheblichen Mengen aus Übersee importiert werden, um den Bedarf an Proteinen für die europäische Nutztierhaltung zu decken. Diese Importe stammen hauptsächlich aus den großen Sojaexportländern wie Brasilien, den USA und Argentinien und sind nahezu ausschließlich von gentechnisch veränderten Organismen (GVO) abgeleitet.

Import Problematik

Die aktuelle Herausforderung besteht darin, dass Brasilien als die bedeutendste Wachstumsregion für Soja einen drastischen Anstieg verzeichnet. Im Laufe des dritten Jahrtausends hat sich die Sojaanbaufläche in Brasilien von 15 auf mehr als 40 Millionen Hektar fast verdreifacht, wobei jährlich mehr als eine Million Hektar hinzukommen. Diese Expansion geht mit erheblichen ökologischen Auswirkungen einher, da die gesteigerte Nachfrage nach Fleisch in China und der Verbrauch konventioneller Fleischprodukte in Europa zu Entwaldung von Cerrado und Regenwald führen.

Soja in Österreich

Der österreichische Sojaanbau verzeichnete in den letzten Jahren eine bedeutende Ausdehnung, mit einer Anbaufläche von etwa 87.000 Hektar im Jahr 2023. Im Kontrast zu globalen Anbaupraktiken zeigt sich der österreichische Sojaanbau durch eine betont nachhaltige Ausrichtung, geprägt von Biosojaanbau auf rund 40 % der Flächen, was den höchsten Bio-Wert innerhalb der EU darstellt.

Sojasorten der Saatzucht Donau

Die Wurzeln der Sojabohnenkultivierung in Österreich reichen bis ins 19. Jahrhundert zurück, als Prof. Haberlandt an der Universität für Bodenkultur wegweisende Forschungen durchführte. Der erste Sojaboom, der sich in den späten 1980er und frühen 1990er Jahren ereignete und durch günstige Förderbedingungen für Öl- und Eiweißpflanzen angetrieben wurde, führte zu einer beeindruckenden Anbaufläche von bis zu 50.000 Hektar. Während dieser Phase dominierten vor allem Sorten aus Kanada den österreichischen Sojaanbau. Nach dem EU-Beitritt im Jahr 1995 erlebte die Anbaufläche einen Rückgang auf unter 15.000 Hektar, und ihre Erholung bis 2005 verlief eher langsam.

Sojazüchtung Saatzucht Donau

2006 wurde aus zwei Gründen mit der Sojazüchtung in der Saatzucht Donau in der Zuchtstation Reichersberg am Inn unter der Leitung von Heinrich Schrems begonnen: Erstens zeigten sich Anzeichen für ein wachsendes Interesse am Sojaanbau in Österreich und den umliegenden Ländern. Zweitens wurde der Sortennachschub aus Kanada knapper, da die dortigen Zuchtprogramme zunehmend auf gentechnisch veränderte Organismen (GVO) umstellten. Im Jahr 2009, als der Trend zu vermehrtem Sojaanbau in Europa weiter zunahm, übernahm Ing. Bernhard Mayr die Leitung des Sojazuchtprogramms. Seitdem kann er eine beeindruckende Bilanz an neuen Sorten vorweisen. In den Jahren 2014–2023 wurden beachtliche 55 neue Sojasorten für die Saatzucht Donau registriert. In Summe gab es 130 Zulassungen, da manche Sorten ja in mehreren Ländern in die amtliche Sortenliste eingetragen wurden.

Zuchtziele bei Sojabohne

Bei der Saatzucht Donau stand von Beginn an ganz klar der Kornertrag im Mittelpunkt der Bemühungen. Sojabohne muss nämlich in Österreich und anderen Ländern Europas mit ertragsstarken Konkurrenzfrüchten wie Mais und Weizen um die Flächen kämpfen. Daneben gibt es für die Landwirte mit Wintergerste, Raps, Zuckerrübe, Winterdurum, Kürbis etc. eine Vielzahl weiterer interessanter und deckungsbeitragsstarker Optionen. Durch sehr rasche Züchtungszyklen und breite Testung der Genetik, unterstützt von Modellen aus der genomischen Selektion, konnten in den letzten Jahren beachtliche Ertragsfortschritte erreicht werden. Abgesehen vom Ertragspotenzial ist auch die Ertragsstabilität von großer Bedeutung. Positiv wirken sich hierbei günstige agronomische Eigenschaften wie Standfestigkeit, Kühletoleranz (im Jugendstadium bzw. in Grenzlagen), Hitze- und Trockenheitstoleranz sowie Hülsenplatzfestigkeit aus. Mit Krankheiten hat die Sojabohne in Europa noch relativ wenig Probleme, wo möglich, wird in Zuchtgärten und Versuchen auf Toleranz gegen Virose, Bakteriosen, Peronospora, Sclerotinia und Diaporthe selektiert. Neben dem Ertrag stehen die Gehalte an den beiden maßgeblichen Inhaltsstoffen Protein und Öl im Mittelpunkt der Selektion. Für die Verwendung als Futtersojabohne (die nach wie vor auch im europäischen Anbau die Hauptrolle spielt) sind sowohl Sorten mit niedrigerem Protein-/höherem Ölgehalt interessant als auch Sorten mit mittlerem Protein-/ mittlerem Ölgehalt. Nicht vergessen sollte man dabei, dass auch bei dieser Nutzung ca. 20 % der Ernteware als hochwertiges Pflanzenöl in die menschliche Ernährung geht. Auch bei Ölsaaten ist die EU ja Nettoimporteur, Sojaöl kann dazu beitragen die Versorgungslücke zu verkleinern.

Sortenpalette Saatzucht Donau - Klimatische/Geografische Anpassung

Nachdem die ersten Zulassungen der Saatzucht Donau in den Jahren 2014–2018 Sorten in den beiden in Österreich vorherrschenden Reifegruppen 000 und 00 waren, wurden in den letzten fünf Jahren verstärkt auch extrem frühreife Sorten (Reifegruppe 0000) für nördliche Länder Europas bzw. sehr kühle Regionen Mitteleuropas und spätere Sorten (Reifegruppe 0) für wärmere Anbauregionen registriert. Im Jahr 2024 erwartet die Saatzucht Donau die ersten Zulassungen in der späten Reifegruppe 1, die besonders für Süd- und Südosteuropa interessant ist.

Marktanteile Saatzucht Donau

In sechs Sojaanbauländern Europas ist die Saatzucht Donau mittlerweile klarer Marktführer wie die Tabelle zeigt. In den wärmeren Sojaanbauländern Rumänien, Kroatien und Frankreich liegen die Marktanteile aktuell noch bei nur 5–10 %, sollten sich aber in den nächsten Jahren mit Sorten der Reifegruppe 0 und 1 deutlich steigern lassen. Mit diesen späteren Sorten sollte es auch möglich sein, neue Märkte wie Serbien oder vor allem Italien, wo österreichische Genetik fast noch gar nicht am Markt ist, stärker zu bearbeiten.

Ausblick

Die Saatzucht Donau ist der aktuell führende Sojazüchter Europas und ist bestrebt diese Position durch kontinuierliche Zulassung von ertragsstarken und ertragsstabilen Sorten weiter auszubauen. Wir rechnen in Sinne der europäischen Eiweißwende mit steigenden Sojaflächen in Europa. Für die österreichischen Sojabohnensaatgutvermehrer sollten sich damit günstige Perspektiven für die Zukunft ergeben.

DI Johann Birschitzky
Geschäftsführer
Saatzucht Donau GesmbH. CoKG