23.06.2021

Zwischenfruchtanbau

Worauf kommt es an?

In der klassischen Fruchtfolge erfolgt zwischen Wintergetreide und Frühjahrskultur meist ein Zwischenfruchtanbau, in den seltensten Fällen wird im gleichen Anbaujahr eine zweite Hauptkultur bestellt. Welche Maßnahmen im Zwischenfruchtanbau zum Treffen sind, dazu möchten wir einen kurzen Überblick geben.

Vorbereitung ist alles

Die Überlagerung, welche Zwischenfruchtmischung in meine Fruchtfolge passt, muss im Vorfeld passieren. Der Markt an fertigen Zwischenfruchtmischungen ist bereits sehr vielfältig. Der Landwirt bzw. die Landwirtin muss meist lange suchen bis er oder sie die richtige Mischung für den Betrieb findet. Vorerst sollte der Zweck der Mischung feststehen. Dient sie rein als Begrünungskultur oder sollte sie auch eine Futternutzung für das Tier haben. Nach späträumenden Kulturen wie Körnermais und Soja machen oft nur mehr winterharte Kulturen einen Sinn, da für abfrostende der Vegetationszeitraum meist schon zu kurz wird.

1. Gründüngungsmischungen

Der Anbau dient als Überbrückung zwischen zwei Hauptkulturen. Je hochwertiger und vielfältiger die Mischung, desto größer der Nutzen für den Landwirt/die Landwirtin, das Bodenleben, den Boden, die Nachfolgekultur uvm…

2. Futterzwischenfrüchte

In Jahren der Futterknappheit/Futterausfall wie zB. 2018 und 2019 kann der Zwischenfruchtanbau genutzt werden um qualitativ hochwertiges Futter für das Tier zu erzeugen. Meist werden hier großkörnige Leguminosengemenge oder schnellwachsende Gräser-Klee-Kombinationen verwendet.

3. Spätsaatgeeignete Mischungen

Bei späträumenden Kulturen muss man meist sehr elastisch agieren. Bringt der Anbau einer Zwischenfrucht noch etwas oder ist das Jahr bereits zu weit fortgeschritten? Meist kommen hier schnellwachsende Kreuzblütler oder winterharte Getreidearten bzw. winterharte Leguminosen zur Verwendung.

Steht der Zweck einmal fest, ist noch zu überdenken, welchen Zusatznutzen die Mischung hat und ob es Einschränkungen in Bezug auf die Nachfolgekultur gibt. Nutzen für die nächste Hauptkultur wären: Stickstofffixierung, optimale Durchwurzelung, beste Unkrautunterdrückung, sicheres Abfrosteverhalten, Vermeidung von Samenbildung, schnelle Bodenbedeckung, …

Vor allem in Raps- und Sonnenblumenfruchtfolgen sollte darauf geachtet werden, dass keine zu hohen Anteile der gleichen Familie (Kreuzblütler und Korbblütler) in der Zwischenfrucht sind bzw. blühende Bestände aufgrund von Sklerotinia vermieden werden.

Hochwertige Mischungen wie NITROFIT schaffen eine hervorragende Bodenlockerung sowie sehr gute Unkrautunterdrückung mit sicherem Abfrosten.

Trockengebiet oder Feuchtgebiet

Wo liegen die Unterschiede?

Generell kann eine Empfehlung für die jeweiligen Gebiete nicht ausgesprochen werden, da es sehr jahresspezifisch ist. In feuchteren Jahren kann es sein, dass genügend Wasser auch im Trockengebiet vorhanden ist und umgekehrt.

Trockenere Jahre/Gebiete:

Es ist darauf zu achten, dass bei der Aussaat der Zwischenfruchtmischung genügend Keimwasser im Saathorizont vorhanden ist. Wenn dies nicht der Fall ist, dann auf den nächsten Niederschlag zuwarten. Bei zu trockenen Bedingungen können manche Unkräuter/-gräser zu Problemen führen, wenn das Saatkorn nur in der Erde verweilt. Je größer das Korn, desto mehr Keimwasser wird benötigt – Stichwort großkörnige Leguminosen. Die Auswahl sollte eher auf raschwüchsige Komponenten fallen, damit unnötige Wasserverdunstung aus dem Boden vermieden wird. Komponenten mit sehr viel Wasserverbrauch (Senf, Ölrettich) nur in einem untergeordneten Mischverhältnis verwenden im Vergleich zu Komponenten mit wenig Wasserentzug (Sudangras, Mungo).

Feuchtere Jahre/Gebiete:

Unter feuchteren Bedingungen kann es schon bei der Ernte der Hauptkultur durch schwere Erntegeräte zu Problemen wie Bodenverdichtungen führen. Werden diese nicht vermieden, können sie nur auf natürlichem Wege mittels Wurzelsprengkraft von Zwischenfrüchten wieder behoben werden. Hier hat sich in den letzten Jahren die Futtererbse und der Meliorationsrettich FORZA als Gegenspieler von Verdichtungen herauskristallisiert, da sie auch härteste Verdichtungen durchwurzeln und diese aufbrechen. Beim Anbau sollte eine längere sonnigere Phase und keine nasskalte Zeit folgen, damit die Zwischenfrucht gut anwachsen kann und nicht das Unkraut/-gras dominiert.

Tipps und Tricks für den Zwischenfruchtanbau

Beikraut-/Ausfallgetreideunterdrückung

Nach der Ernte treffen nach längerer Zeit wieder die Sonnenstrahlen auf die Erde. Durch diesen Lichtreiz werden Beikräuter und -gräser bzw. Ausfallgetreide zum Wachsen animiert. Die effektivste Lösung ist der Anbau unmittelbar nach der Ernte. Also nicht erst nach 4 oder 5 Tagen – in dieser Zeit beginnt alles andere schon zu wachsen. Auch eine neuere Methode ist die „Mähdruschsaat“, bei der direkt am Erntegerät ein Sägerät angebracht wird und dieses im Zuge der Ernte die Zwischenfrucht sät. Eine weitere Variante ist eine Bodenbearbeitung direkt nach der Ernte sowie eine 2. Bodenbearbeitung mit kombiniertem Anbau der Zwischenfrucht nach ca. 10–14 Tagen (Keimstadium der Problempflanzen).

Bodenbearbeitung

Die Bodenbearbeitung ist sehr situationselastisch und ist je nach Witterung, Bodenverhältnissen und Unkrautdruck zu wählen. Bei Verdichtungen sollte auf jeden Fall die oberste Bodenschicht gelockert werden. Bei optimal abgetrockneten Bedingungen kann sogar auf eine Bodenbearbeitung verzichtet werden. Reduzierte Bodenbearbeitung oder gar Direktsaat im Sommer spart Wasser. Jedoch ist aber das leichte Einarbeiten mit Scheibenegge bzw. Grubber von zurückgebliebener organischer Substanz (Erntereste) oder auch vorhandenem Wirtschaftsdünger von Vorteil. Auf eine Pflugfurche, wenn möglich verzichten!

Anbau

Sollte bei kleinkörnigeren Komponenten eher seicht erfolgen (1 – 2 cm) Je größer der Anteil von großkörnigen Komponenten, desto tiefer die Saattiefe da großkörnige Komponenten mehr Keimwasser benötigen. Je professioneller der Anbau erfolgt, desto größer ist auch der Nutzen den man aus der Zwischenfrucht zieht!

Walzen

Gerade in trockeneren Jahren speziell bei Futterzwischenfrüchten sollte auf das Anwalzen nicht verzichtet werden. Die Walze sorgt dafür, dass das Saatgut besten Bodenschluss hat und fördert die Kapillarwirkung des Wassers (= der Wasseraufstieg vom Unterboden zu den Samen). Beim Walzen darauf achten, dass man so langsam als möglich fährt (4 bis max. 6 km/h) um die Wirkung der Walze bestens auszunutzen. Ein weiterer positiver Effekt ist, dass etwaige Bodenunebenheiten eingeebnet werden à vor allem bei Futternutzung wichtig.

Wasser

Wie auch in den letzten Jahren wird der entscheidende Faktor wieder das „Wasser von oben“ sein. Der Anbau ist so zu wählen, dass es danach etwas Niederschlag gibt. Es reicht, dass die Samen zu keimen beginnen. Falls dies nicht der Fall ist, kann es sein, dass einige Komponenten austrocknen und nicht zu wachsen beginnen. In weiterer Folge wird sich das Beikraut/Ausfallgetreide breitmachen.

Michael TRAXL
Produktmanagement Grünland,
Feldfutterbau und Zwischenfrüchte
SAATBAU LINZ