11.03.2024

Optimierungspotenziale: Grundfutter und Zwischenfrucht

Ein abnehmender Vorrat im Fahrsilo deutet auf eine Anpassung hin. Im Fokus liegen dabei praktikable Methoden zur Optimierung der Grundfutterproduktion, die zeitnah und kostengünstig sind.

Für erfolgreiche Grundfutterproduktion sind ausgewogene Nährstoffe, Wasser und Wärme entscheidend. Wetterextreme, wie steigende Durchschnittstemperaturen und saisonale Verschiebungen, eröffnen Risiken und Chancen für neue Kulturarten. Wie sieht die Wasserversorgung für die Zukunft aus? Aufzeichnungen belegen, dass im Durchschnitt der Jahre die Niederschläge konstant bleiben, aber es so wie in der Vergangenheit zu Überschwemmungen und Dürreperioden kommt. Tendenziell verlagert sich der Niederschlag mehr in die Wintermonate. Und wenn dann im Sommer der langersehnte Regen endlich fällt, können auf Grund der gestiegenen Lufttemperatur die Gewitter heftiger ausfallen. Landwirte müssen Strategien entwickeln, um bei Überschuss Wasser zu speichern und in Dürrezeiten ihre Kulturen ausreichend zu bewässern.

Das Grünland Fit halten

Verdichtung vermeiden

Verdichtungen in der Erntekette und Gülleausbringung sind angesichts steigender Betriebsgrößen ein wachsendes Problem. Insbesondere in feuchten Jahren unter widrigen Bedingungen treten Schäden auf, deren Langzeiteffekte erst in Dürrejahren sichtbar werden. Die Verdichtung von Ober- und Unterboden beeinträchtigt die Wasserhaltekapazität erheblich. Die oberste Prämisse liegt daher in der Vermeidung solcher Verdichtungen. Landtechnik bietet verschiedene Techniken zur Unterstützung, wie Reifendruckregelanlagen und breitere Reifen, die das Gewicht besser verteilen. Trotzdem bleibt das Gewicht bestehen. Alternativen wie Gülleverschlauchung oder mineralische Düngung können in diesem Kontext erwogen werden.

Ausgewogene Düngung

Kalk ist der „Maurer im Boden“. Eine ausreichende Versorgung von Kalk ist notwendig, nicht nur um den pH-Wert anzuheben, sondern damit auch ein stabiles Gefüge zwischen den Ton- und Humuskomplexen gebildet werden kann. Dies erhöht zusätzlich die Tragfähigkeit des Bodens. Kali ist ein sehr wichtiger Grundnährstoff, vor allem wenn es um die Trockenstresstoleranz der Pflanze geht. In der Rinderhaltung ist meist durch den Wirtschaftsdünger der Kalibedarf gedeckt. Im Hochleistungsbereich wird die Gülle jedoch zusehends Phosphor-lastiger. Genauere Auskunft über den Kali-und Phosphorbedarf ergeben Untersuchungen des Bodens und der Gülle.

Pflanzenbestand anpassen

Über die Jahre hinweg steigt die durchschnittliche Jahrestemperatur. In Kombination mit Dürreperioden kommt die auf den meisten Grünlandflächen
etablierte Pflanzengesellschaft an ihr Limit. Durch neue Züchtungen oder besser angepasste Gräserarten kann die Stresstoleranz des Dauergrünlandes erhöht werden.

Goldhafer/Glatthafer

Bekannte Vertreter wie der Goldhafer oder der Glatthafer sind auf Grund ihrer Trockenheitstoleranz hinzureichend bekannt. Leider verschwinden sie bei einem Schnittintervall von 4 oder mehr Schnitten. Eine bewährte Alternative zum Englischen Raygras ist das Knaulgras. Durch ihr tiefes Wurzelwerk und der Eigenschaft sehr gut bestocken zu können, sichert es die Grundfutterträge unter trockenen Bedingungen ab. Zusätzlich verfügt es über eine sehr gute Winterhärte.

Wiesenschweidel (Festulolium)

Der Wiesenschweidel (Festulolium) hält bereits seit Jahren Einzug in den österreichischen Dauergrünlandbeständen. Hier lohnt sich aber ein genauer Blick auf die Sorte. Der Begriff Wiesenschweidel ist leider sehr weitgreifend. Es kann sich hierbei um eine Kreuzung aus Italischen Raygras x Rohrschwingel, Englisches Raygras x Rohrschwingel oder Englisches Raygras x Wiesenschwingel handeln. Mit letzterem hat die SAATBAU LINZ in den letzten Jahren sehr gute Erfahrungen gesammelt. Durch das Einkreuzen von Wiesenschwingel ins Englische Raygras gewinnt man Winterhärte und Trockenheitstoleranz. Kombinationen bei welchen Rohrschwingeln verwendet wurden, konnten bezüglich Futterqualität leider nicht punkten.

Rohrschwingel

Rohrschwingel verfügt über ein sehr stark ausgeprägtes Wurzelsystem. Dies ermöglicht es auch unter widrigsten Bedingungen Grundfutter zu produzieren. Durch diverse Zuchtprogramme wird versucht, die Futterqualität zu erhöhen, was in kleinen Schritten auch funktioniert. Aber die Energiegehalte von einem Englischen Raygras bleiben unerreicht. Annehmbare Qualitäten werden nur durch eine sehr intensive Nutzung erreicht. Zusätzlich lässt sich Rohrschwingel auf Grund der langsamen Jugendentwicklung schwierig in einem Dauergrünlandbestand integrieren. Wir bleiben gespannt, was die Züchtung bringt, zurzeit ist Rohrschwingel für Hochleistungen noch keine Option.

Horn- und Rotklee

Die Auswahl bei den Leguminosen zur Erhöhung der Trockenheitstoleranz des Grünlandbestandes fällt wesentlich geringer aus. Hornklee gedeiht auch auf trockenen Standorten und lässt sich gut mit Glatthafer und Goldhafer kombinieren. Leider verträgt er auch keine intensive Schnittnutzung.

Rotklee ist in diesem Zusammenhang wesentlich robuster. Seine guten Trockenmasseerträge unter feuchten Bedingungen sind hinzureichend bekannt, aber auch der Trockenheit vermag er lange zu trotzen. Seine dominante Pfahlwurzel versorgt die Pflanze mit Wasser bis zur Erschöpfung der Wasserreserven im Boden. Da er nach 2–3 Jahren meist auf den Dauergrünlandflächen wieder verschwindet, kann ein geringer Prozentsatz im Pflanzenbestand nur durch periodische Nachsaat integriert werden. Luzerne, die Königin der Futterpflanzen verfügt über das ausgeprägteste Wurzelsystem und kann daher mit Trockenheit am besten umgehen. Jedoch ihre Schwächen liegen unter nassen Bedingungen, wenn es zu nass wird, stirbt die Luzerne ab und verschwindet im Bestand. Mit Trockenheit hat sie leben gelernt. Allerdingst ist es in der Praxis schwierig einen so hohen Prozentsatz im Dauergrünland zu integrieren, damit die Schnittnutzung auch nach ihr ausgelegt werden kann. Im System von Wechselwiesenwirtschaft wäre dies allerdings durch die regelmäßige Neuanlage realisierbar.

Mit Futterzwischenfrüchten ausgleichen

Erträge sichern

Bei unzureichender Futtergrundlage aus Dauergrünland oder Silomais werden Futterzwischenfrüchte eingesetzt. Ihre Trockenmasseerträge variieren witterungsabhängig bis zu 4 t TM/ha im Sommer. Überjährige Mischungen sichern im Frühjahr Erträge bis zu 6 t TM/ha.

Mischung macht die Qualität

In Versuchen variiert der Rohproteingehalt von Futterzwischenfrüchten zwischen 11 und 20 %, beeinflusst durch Düngung und Leguminosenanteil. Für bessere Silierfähigkeit wird die Kombination mit Gräsern empfohlen, um Zuckergehalt und Energiegehalt zu erhöhen und Stickstoffüberschuss zu reduzieren. Schlechte Erntebedingungen beeinträchtigen die nutzbare Energie, ein Problem, das im Frühjahr weniger auftritt.

Leguminosen dosiert einsetzen

Alexandrinerklee

Alexandrinerklee im Zwischenfruchtanbau erfreut sich großer Beliebtheit. Raschwüchsig, meist preiswert, mehrschnittig und frostresistent, bietet er bevorzugtes Futter für Rinder. Im Vergleich zum trockenheitsverträglichen Perserklee hat er einen höheren Wasserbedarf. Perserklee neigt zur Mattenbildung, was bei feuchter Witterung zu Schimmelbildung führen kann. Daher sollte er nicht zu dominant in Mischungen eingesetzt werden.

Inkarnatklee

Eine weitere bedeutende Leguminose ist der Inkarnatklee. Er entwickelt sich etwas langsamer als die zuvor genannten Kleearten, zeichnet sich jedoch durch Kosteneffizienz und Überjährigkeit aus, was zusätzliches Wachstum im Frühjahr vor der Maisaussaat ermöglicht. Bekannt wurde er durch seine Verwendung im Landsberger Gemenge und im Rapso-Blühstreifen.

Sommerwicken und Sommerfuttererbsen

Zu den Vertretern der Grobkörnigen Leguminosen gehören Sommerwicken und Sommerfuttererbsen. Aufgrund der Größe des Saatguts ermöglichen sie eine tiefere Aussaat, was zu einem gleichmäßigeren Aufgang bei Trockenheit führt. Der niedrige Trockenmassegehalt erfordert ein ausreichendes Anwelken, um eine Silagenutzung zu ermöglichen. Der hohe Eiweißgehalt fördert die Schmackhaftigkeit als Futterzwischenfrucht, erschwert jedoch den Ablauf des Silierprozesses. In Mischungen mit Großkörnigen Leguminosen ist daher darauf zu achten, sie bewusst mit verschiedenen Gräserarten zu kombinieren (z. B. Hybridsudangras; ähnliche Saattiefe), um eine optimale Silagenutzung zu gewährleisten.

Winterwicken und Winterfuttererbsen

Gleiches gilt für Winterwicken und Winterfuttererbsen. Trotz ihrer Winterhärte ist zu beachten, dass bei einem Schnitt nach der Blüte im Herbst kein Wiederaustrieb im Frühjahr erfolgt. Daher sollte keine zu frühe Aussaat dieser Komponenten erfolgen!

Gräser mit Alternativen

Bekannte Vertreter in diesem Segment sind diverse Raygräser (Weidelgräser), die nach Winterhärte aufsteigend folgendermaßen gereiht werden: Einjähriges Raygras, Italienisches Raygras, Bastardraygras, Englisches Raygras. Mit der Zunahme der Winterhärte geht auch eine langsamere Jugendentwicklung mit her. Alle Raygräser (Weidelgräser) benötigen ausreichend Wasser und Nährstoffe, um in sehr kurzen Zeiträumen große Mengen an Trockenmasse in sehr hoher Qualität zu produzieren. Fehlt jedoch das Wasser oder die Nährstoffe kommt es zu Stress, welcher die vorzeitige Samenproduktion auslöst und somit einen massiven Qualitätsverlust verursacht. Die Alternative kommt aus den Trockengebieten im Osten, in welchen der Hirseanbau bereits eine lange Tradition hat. Alle Hirsearten sind sehr trockenheitsverträglich da sie über ein weitverzweigtes Wurzelwerk verfügen. Darüber hinaus haben sie geringe Ansprüche an die Düngung. Wichtig ist eine Bodentemperatur über 14 °C. Mit einer zu feuchten oder kalten Witterung kommen die meisten Hirsearten (ausgenommen Duringras) nicht klar.

Hybridsudangras

Das Hybridsudangras ist der wichtigste Vertreter der Hirsen. Es ist mehrschnittig (erster Schnitt nach 60 Tagen dann alle 30 Tage). Die Futterqualität nimmt, wie bei den Gräsern, mit dem Wechsel in die generative Phase stark ab. Aus diesem Grund ist eine Nutzung bei ca. 110 cm Wuchshöhe (Beginn Rispenschieben) empfehlenswert. Die Ernte kann mit einem GPS-Vorsatz oder mit einem Schwadmähwerk mit Aufbereiter erfolgen. Ein Anwelken der Schwad ist bei niedrigen TS-Gehalten (abhängig von der Witterung) oft erforderlich.

Duringras

Das Duringras ist eine Zwerghirseart, die nicht nur unter trockenen, sondern auch unter feuchten Bedingungen gut gedeiht. Das Saatgut ist idealerweise auf Grund der geringen Größe inkrustiert. Eine Saattiefe unter 1 cm auf einem gut rückverfestigten Saathorizont sollte bei dieser Kultur angestrebt werden. Duringras ist mehrschnittig und frostet sowie das Hybridsudangras sicher ab.

Mischung für die Praxis

Damit bei der Aussaat im Sommer eine rasche Bodenbedeckung garantiert werden kann, werden Komponenten wie der Alexandrinerklee, das Einjährige und das Italienische Raygras, welche eine schnelle Jugendentwicklung aufweisen, benötigt. Für eine effektive Nutzung im Frühling vor der Maisaussaat sind Inkarnatklee und Bastardraygras in der Mischung unverzichtbar. Daher empfiehlt sich die Mischung FUTTERPROFI EI für die praktische Anwendung. Die überzeugenden Ergebnisse aus den Versuchen der letzten Jahre unterstreichen den Erfolg dieser Zusammenstellung.

Raimund Brandstetter M.Sc.
Produktmanagement Zwischenfrucht,
SAATBAU LINZ