26.09.2023

Wintergerste Bestandesführung Herbst

Welche Sorte wählen – wie in der Bestandesführung vom Herbst weg reagieren?

Wintergerste ist oft die Kultur der Veredelungsbetriebe und damit von den gestiegenen Düngerpreisen über die Wirtschaftsdünger etwas weniger betroffen. Trotzdem gilt es in der Bestandesführung und v.a. bei der Aussaatstärke auf die geänderten Vorzeichen zu reagieren – v.a. da Gerste bereits im Herbst die notwendige Bestandesdichte erreichen sollte!

Während wir generell in der Empfehlung auf kontrolliertes Originalsaatgut und etwas dünnere Aussaatstärken setzen und die Steuerung der Bestandesdichte über die Düngung bewerkstelligen, ist es bei diesen Düngerkosten eher empfehlenswert die Aussaatstärke zu erhöhen.

Warum? War es bisher möglich bei ausreichender Feuchtigkeit und frühem Vegetationsbeginn im Frühjahr über eine erhöhte 1.Gabe die Bestockung zu verstärken, so kämpfen wir in den letzten Jahren mit dem Problem des Wassermangels zu diesem Zeitpunkt. Gleichzeitig sind die Kosten für z.B. 100 kg NAC/ha von ca. 21 € inkl Ust. trotz zuletzt rückläufigen Preisniveau auf ca. 45 € inkl. Ust. gestiegen – d.h. derzeit ist es wirtschaftlicher und vor allem sicherer die Bestandesdichte über eine Erhöhung der Saatstärke abzusichern.

Saatstärke je nach Aussaatzeitpunkt

Randlagen 20 – 30 September, Gunstlagen 25. Sept bis 5. Oktober und sehr warme Lagen von 1. -10. Oktober. Wenn wir generell bei den zweizeiligen Sorten bei früher Aussaat 300 Körner/m² empfehlen ist es jetzt wirtschaftlicher die Aussaatstärke um 10 – 15 % zu erhöhen – das kostet sie ca. 13 bis 19 €/ha im Vergleich zu den oben genannten 45 €/ha über den Dünger! Bei den mehrzeiligen Sorten empfehlen wir 250 – 275 Körner/m² bei früher Aussaat – wenn sie hier um 10 – 15% erhöhen, kostet sie das nur 8 – 13 €/ha und sichert die erforderliche Bestandesdichte und ihre Erträge.

Sie erreichen damit bei einer Ablagetiefe von ca. 3 cm stabile Einzelpflanzen mit angepeilten zwei Bestockungstrieben und damit die Zielährenzahl von 800 – 950 Ähren/m ² bei den zweizeiligen Sorten und 500 – 600 Ähren / m ² bei den mehrzeiligen Sorten. Gleichzeitig sichern sie eine gute Nährstoffverwertung und reduzieren das Risiko zu dünner bzw. zu dichter Bestände.

Was passiert im Frühjahr bei zu dünnen Beständen? Wir düngen stärker an, im Trockengebiet fehlt aber oft das Wasser und die Bestände bleiben zu dünn bzw. neigen, wenn nach einsetzenden Niederschlägen der Stickstoff (N) zu spät wirkt, zu Zwiewuchs und ungleicher Abreife. Währenddessen im Feuchtgebiet bei trockener Frühjahrswitterung irgendwann über die Niederschläge zu viel N zur Wirkung kommt und die Bestände zu dicht, lageranfällig und ertragsschwächer werden.

Darum die Bestandesdichte jetzt über die Saatstärke absichern und die 1. N Gabe kostengünstig nicht zu hoch ansetzen.

 

Sortenwahl, Ertragsleistung und Virusgefahr

Während sie im zweizeiligen Wintergerstenbereich mit der bewährten SU LAUBELLA und der neuen, ertragsstärksten zweizeiligen Sorte LG CAMPUS aus zwei Topsorten auswählen können und damit einen deutlichen Fortschritt gegenüber Ambrosia, Lentia, Sandra… erreichen, hat sich im mehrzeilgen Bereich die Sorte ADALINA etabliert – die Kombination aus Trockenheitstoleranz, Standfestigkeit und einem Hektolitergewicht wie bei den besten zweizeiligen Sorten macht ADALINA zur Sorte der Wahl. Von der ertragsstarken neuen mehrzeiligen Sorte JULIA stehen leider nur beschränkte Saatgutmengen zur Verfügung.

Eine Sonderstellung, gerade dann, wenn sie sehr früh aussäen und damit die Gefahr einer Virusinfektion erhöht ist, nimmt die multivirusresistente mehrzeilige Sorte SENSATION ein. Sie können mit SENSATION das Risiko minimieren – gleichzeitig verfügt sie über eine deutlich bessere Strohstabilität als die erste Generation der virusresistenten Sorten.

Zwei Praxistipps zur Wintergerste:

  1. Machen sie – wenn es die Witterung zulässt eine Herbstunkrautbekämpfung – warum? Sie haben hier Wirkstoffe die deutlich weniger resistenzgefährdet sind als die Frühjahrswirkstoffe und deutlich bessere Wirkungsgrade bei den Gräsern. Sie schalten die Nährstoff- und Wasserkonkurrenz des Unkrauts bereits im Herbst aus. Sie können gleichzeitig bei Bedarf in einer Überfahrt ein Insektizid ausbringen um die Gefahr von Gelbverzwergungsvirusinfektionen zu reduzieren!
  2. Sollte es einmal sehr spät werden oder sie Sommerbraugerste bereits im Herbst aussäen wollen – wir haben mit der Sorte LEANDRA die Sorte mit der besten Winterhärte im Programm – säen sie mit 300 – 350 Körner/m². Eine Aussaat ist von 15. Oktober bis ca. 15. November möglich und bringt deutlich höherer Erträge als Frühjahrsaussaaten!

Gerne stehe ich sowie unser Außendienstteam für eventuelle Fragen zur Verfügung und wünsche Ihnen eine erfolgreiche Herbsternte!